Clubstory

Golfclub Hittfeld – Landlust in Stadtnähe

Hittfeld
Der Hamburger Land- und Golfclub Hittfeld zählt zu den renommiertesten Anlagen der Region. Gelegen im Seevetal südlich der Elbe, glänzt der Traditionsclub durch Vielfalt im Angebot, sportlichen Erfolg und einen über 50 Jahre alten Parkland-Course, der zu den anspruchvollsten Plätzen Deutschlands gehört.

Mit dem Hittfelder Golfplatz verbindet mich eine Hassliebe. Auf den zirka 20 Runden, die ich den vergangenen Jahren hier drehte, gelang mir kein einziges Ergebnis, mit dem ich sportlich hätte zufrieden sein können. Als ich zuletzt im Herbst zwischen den Grüns 15 und 9 stehe, die hier nebeneinander liegen, mein Blick über die Bahnen wandert und ich das Farbenspiel der Blätter genieße, erinnere ich mich an mein letztes Turniererlebnis an gleicher Stelle: An einem brütend heißen Sonntagnachmittag im Hochsommer schleppte ich mich schon etwas angeschlagen zum neunten Grün.

Es liefen die Hamburger Einzelmeisterschaften der Herren. Ich hatte es geahnt, 72 Löcher an zwei Tagen bei so hohen Temperaturen auf diesem Kurs würden kein Zuckerschlecken werden; und so kam es auch, ich kämpfte mit mir – und dem Platz. Das Auf und Ab des Kurses und die höchste Konzentration verlangende Enge der Spielbahnen forderten ihren Tribut. Vom Grün blickte ich in Richtung des malerisch zwischen den Golfbahnen eingebetteten Waldbads, in das jauchzende Kinder hüpften und um das herum sich erwachsene Mitglieder und Gäste auf Liegen in der Sonne braten ließen.

Traditionell anspruchsvoller Platz

Gerne hätte ich getauscht. Doch neun Löcher lagen noch vor mir. Auch wenn die Kondition lange nicht mehr die von vor zehn Jahren ist, so hat sich mein Ehrgeiz diesen veränderten Umständen nie angepasst. Es war eine Frage der Sportlerehre, diese Herausforderung auch anständig bis zum Schluss über die Bühne zu bringen. Genau das versuchte ich.

Auf den Sprung ins kühle Nass lässt sich im Oktober gut verzichten. Ein wenig körperliche Fitness und Konzentration schaden in Hittfeld jedoch zu keiner Jahreszeit. Der Platz ist anspruchsvoll, und das war er schon immer. 1957 als „Hamburger Land- und Golf-Club in der Lüneburger Heide“ eröffnet, verfügt der Verein über den zweitältesten 18-Löcher-Kurs im Hamburger Golfverband. Der Engländer John Morrison – ein Partner des legendären Platzarchitekten Harry Colt – wurde damals mit der Gestaltung der Spielbahnen beauftragt. In Ausführung seines Plans schlugen Arbeiter mit Räumpanzern einen Golfplatz in den Wald, der sich von seiner Schönheit und Qualität über viele Jahre in Deutschland vor kaum einer anderen Anlage verstecken musste.

Doch der immer dichter werdende Baumbestand machte den Greenkeepern in den 90er-Jahren zunehmend zu schaffen; der Pflegezustand litt. Die Qualität der Grüns wurde dem hohen Anspruch und Selbstverständis der Hittfelder Mitglieder nicht mehr gerecht. Zudem herrschte Konkurrenzdruck im Norden. Neue Golfanlagen sprießten aus dem Boden und hatten die Pflege betreffend die Jugend auf ihrer Seite.

Vom Clubhaus hat man den perfekten Blick auf die Schlusspassage des Kurses. Das 18. Grün liegt direkt vor der Terrasse.

Frischzellenkur für Hittfeld

Die Hittfelder handelten. 2004 verpasste Platzarchitekt David Krause dem Platz eine umfangreiche Frischzellenkur. Alle Grüns und Abschläge wurden neu aufgebaut, dazu viele Bunker überarbeitet oder neu arrangiert. Drei Spielbahnen wurden zudem komplett neu angelegt (4, 7, 13), um die Enge des Kurses zu entzerren.

Nach einjähriger Platzsperre durften 2005 die Eisen wieder geschwungen werden. Die ehemals chronisch vermoosten, holprigen Puttflächen hatten sich in pfeilschnelle, spurtreue Spitzengrüns verwandelt, deren Ondulierungen ohne Vorkenntnisse nicht leicht zu lesen sind. Wenn die Greenkeeper es darauf anlegen, kann das Kurzgemähte schon mal so schnell gemacht werden, dass sogar gute Spieler gegen Vier-Putts nicht gefeit sind.Auch so eine meine Ambivalenz begründende Erfahrung, puttete ich selbst vor ein paar Jahren auf dem „neuen“ Platz während eines Teamwettbewerbs gleich mehrmals an einem Wochenende vom Grün herunter. Die Bahnen 2, 5, 8 und vor allem die 16 eignen sich für diesen erniedrigenden Fauxpas besonders gut.

Licht und Luft sind zurück

Doch unfair ist das alles nicht. Man ist es aus deutschen Gefilden nur nicht wirklich gewohnt. Krauses Credo lautet „hard par, easy bogey“. Dieses Motto hat sich im neuen Kurs-Design perfekt manifestiert. Und das unter Erhaltung des ehrwürdigen Platzcharakters.

Die Spielbahnen sind nach wie vor eng, vor allem auf den Front Nine. Doch der Golfer hat heute nicht mehr das Gefühl, vom satten, hohen Baumbestand erdrückt zu werden. Durch gezielte Rodungen kommen wieder Licht und Luft an den Platz. Loch 8 (Par 4, 375 Meter) ist laut Scorekarte mit Vorgabe 1 die schwerste Bahn. Selten ist diese Einstufung so eindeutig nachvollziehbar wie in diesem Fall. Es gilt den Ball auf einem engen, seitlich hängenden Fairway zu platzieren, gefolgt von einem schwierigen Schlag ins Grün. Vorausgesetzt, man hat überhaupt einen brauchbaren Winkel für diese Annäherung; dann wartet das wohl anspruchsvollste Grün des Kurses. Ein Par fühlt sich auf diesem Loch wie ein Birdie an.

Mit einer Gesamtlänge von 5.799 Metern bei Par 71 ist der Platz nicht sonderlich lang. Und damit ein hervorragendes Beispiel dafür, dass anspruchsvolle Golfplätze keine „Längenmonster“ sein müssen.
Leider berücksichtigt das Course Rating System diesen Umstand nicht ausreichend; den oft so ungeliebten CBA-Ausgleich kann man in Hittfeld doch noch schätzen lernen.

Nach dem Abschlag auf der 12 öffnet sich das Gelände. Statt mit Bäumen hat man sich von hier an bis zur 15. Bahn mit Schräglagen sowie Wasser- und Sandhindernissen auseinanderzusetzen. Die berühmte 16 hoch zum Clubhaus gehört zweifelsfrei zu den schönsten Par 3- Löchern Hamburgs. Nehmen Sie hier unbedingt ein Eisen mehr. Die Schluss-passage bilden zwei Par 4-Löcher, die die Zuschauer von der Clubhausterrasse gut im Blick haben. Lässt man selbigen von dort in die Ferne schweifen, reicht die Sicht über die Marschlande bis nach Geesthacht auf der anderen Elbseite.

Umfangreiche Investitionen haben sich ausgezahlt

Knapp vier Millionen Euro wurden in den vergangenen zehn Jahren in Golfplatz, Maschinenpark, Trainingsanlagen und Clubhaus investiert. Zuletzt unterzog man die Driving Range einem Facelift. Sie wurde verlängert und erhielt eine neue, großzügige Abschlagshütte, die mit Heizstrahlern ausgestattet ist. Zudem wurde ein modernes, vollautomatisches Ballreinigungssystem installiert. Eine Indoor-Anlage mit Kunstrasen steht zum Üben des Kurzen Spiels im Winter bereit.

Die hohen Aufwendungen waren unter den ordentlichen Mitgliedern, die allesamt auch Anteilseigner am Club sind, nicht immer unumstritten, doch rückblickend ist man sich in Hittfeld einig: alles richtig gemacht! „Der Platzumbau war der Beginn eines notwendig gewordenen Strukturwechsels“, sagt Club-Präsident Udo Böttcher. „Mit den umfangreichen Investitionen haben wir den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft gelegt“, ist sich der 70-Jährige mit einstelligem
Handicap sicher.

Seit mehreren Jahren verzeichnet der Club deutliche Zuwächse bei den Neuaufnahmen. „Unsere Mitglieder kommen jeweils zu Dritteln von der Alster, den Elbvororten und dem Süderelberaum“, weiß Geschäftsführer Michael Paletta zu berichten. Ein Überalterungsproblem wie in anderen Traditionsclubs haben wir hier nicht; wir sind auch ein Familienclub“, so Paletta. Und das Angebot ist vielfältig. Neben dem Swimmingpool stehen auch zwei Tennisplätze sowie eine Eisstockbahn zur Verfügung.

Hittfeld
Signature-Hole: Die 16 (links) – Par 3, 144 Meter – führt aus einem Tal steil hinauf zum Clubhaus. Durch den Höhenunter-schied spielt sich das Loch deutlich länger. Auf dem Grün geht es sportlich weiter: Ein Downhill-Putt kann hier schon einmal vom Grün wieder herunterrollen.

Fokus auf Jugendarbeit und Leistungssport

Hittfeld steht in Hamburg wieder für Klasse. Als Mitglied der Qualitäts- und Wertegemeinschaft „Leading Golf Courses of Germany“ lässt sich der Club den hohen Standard auch verbriefen. „Wir sind nicht nur Mitglied bei den Leading Courses, wir erhalten auch regelmäßig Bestnoten von den anonymen Testern“, verrät Udo Böttcher.

Doch die professionelle Qualitätssicherung ist nicht das einzige Merkmal des Wiederaufstiegs von Hittfeld. Ein wichtiger Bereich und wertvolles Aushängeschild sind die sportliche Ausrichtung und die Jugendarbeit, die im Golfclub Hittfeld sehr wichtig ist. Als einer der ersten Golfclubs in Deutschland ging der Club Mitte der 90er-Jahre auf benachbarte Schulen zu und bot Lehrgänge für Kinder und Jugendliche an. Mit großem Erfolg. Heute gibts es insgesamt fünf Schul-AGs in Hittfeld. Und davon profitiert auch der sportliche Bereich. Einige Schüler schafften es bis in die Clubmannschaften.

Aus dem Hittfelder Leistungskader gingen auch schon mehrere Deutsche und Hamburger Meister hervor. Darunter der ehemalige Tourspieler Sven Strüver, der langjährige Nationalspieler Benedict Staben – der mit einem Handicap von +4 jüngst ins Profilager wechselte – und der zweimalige Deutsche Jugendmeister
Carl Anton Kolloß. Die junge, schlagkräftige Herrenmannschaft konnte 2013 sogar den lang ersehnten Aufstieg in die 1. Bundesliga feiern. Davon, dass sie im Premierenjahr 2014 die Spielklasse nicht halten konnten, lassen sich die Jungs um Trainer Philip Drewes nicht entmutigen. Der sportliche Unterbau stimmt dank jahrelanger gezielter Nachwuchsarbeit.

Die Finalrunde der Hamburger Meis-terschaften beendete ich übrigens – mal wieder – mit drei Schlägen über meinem Handicap (4). Erschöpft saß ich danach auf der Terrasse bei einem kühlen Getränk. Da gab es plötzlich stehende Ovationen für den letzten einkehrenden Flight. Der junge Hittfelder Lukas Kahl war unglaubliche sieben Schläge unter Par geblieben; Platzrekord. Für mich das eindeutige Zeichen, am Ball zu bleiben: Ja, es ist möglich, auch dieser Platz ist schlagbar.

Hittfeld, ich gebe nicht auf und komme wieder – versprochen!