Clubstory

Golfclub Hellengerst – vom Rindvieh zum Greenfee

Zu lang sollte man am 18. Grün (Par 3) nicht sein.
Kein Mensch ver­­mutet hier einen Golfplatz. Das Örtchen Hellen­gerst hört auf, kaum dass man es erreicht hat. Eine kleine Seelengemeinde ganz im All­gäuer Stil. Hoch oben auf einem Plateau in den Allgäuer Vor­alpen. Irgendwie kommt er aber dann doch, der Golfplatz.

Inzwischen leicht zu übersehen, weil sich auch noch ein Vier-Sterne-Hotel davor geschoben hat. Früher einmal liefen hier die Milchkühe über die hügeligen Weiden. Aus der reinen Landwirtschaft hatten die Rainalters, Besitzer des Hanu­sel Hofs, bereits Anfang der 70er-Jahre aus gesundheitlichen Gründen einen Neben­erwerbs­betrieb gemacht. Mitte der 80er wurde auch der geschlossen. Da hatte sich Vater Alois auf die US-Army besonnen, die ihre Leute immer zu ihm, in die „adventure huts“, also auf Berg­erholung, geschickt hatte. Manch­mal hatten die US-Urlauber auch einen Golf­schläger dabei, spielten über die Kuhwiesen und brachten den Rainalters auf diese Weise den Golfsport etwas näher.
  
Golf hat den Hanusel Hof und Hellengerst verändert. Ein 18-Löcher-Platz ist, zu großem Teil in Eigenregie, entstanden, der Golfclub Hellengerst wurde gegründet, die Söhne gaben ihre Berufe auf und griffen den Eltern unter die Arme: Wolfram der Älteste, hat das Restaurant und das Marketing unter sich, der Mittlere Frank kümmert sich um den Golfplatz, Markus, der Jüngste ist für Proshop und Sekretariat zuständig. Die Auf­teilung der Aufgaben ist bis heute geblieben, nur die Eltern haben sich über die Jahre ein wenig mehr zurückgezogen.
  
Die großen Ideen stammen trotzdem noch immer vom Vater. So wie die Entscheidung, ein Vier-Sterne-Hotel anzubauen, das alte Clubhausgebäude, aufzustocken, umzubauen und 2006 zu eröffnen. Es ist ein Investment gewesen, dass die Familie Rain­alter noch ein paar Jahre in Atem halten wird, das aber auch zeigt, wie viel jemand mit Enga­gement tatsächlich auf die Beine stellen kann.
Schlichtes Design in exzellentem Zustand

Tatsächlich nämlich hat sich der GC Hellengerst mit seinem Hanusel Hof Hotel inzwischen zu einem lohnenswerten Ur­laubs­­­ort gemacht. Da ist zum einen die Lage auf fast 1.000 Metern, die einen großartigen Ausblick garantiert. Das Hoch­plateau gibt im Frühjahr und Herbst den Blick frei auf die schneebedeckten Berg­gipfel, einmal abgesehen von den paar Häusern des Örtchens Hellen­gerst ist die Gegend unverbaut. Natur pur sozusagen, mit ein paar Kühen zwischendrin, Mischwald, Kräuter­wiesen. Entsprechend muss man wohl auch den Golfplatz betrachten, sicherlich das schwächste Glied im ganzen Segment. Oftmals hängen die Löcher extrem, starke Doglegs verwirren manchmal, die Orientierung ist nicht immer leicht. Bunker und Grüns sind einfach gestaltet. Auch die Driving Range bietet mit ihrer Lage im Hang keine wirklich guten Übungsmöglichkeiten.
  
Der Platz punktet in anderen Bereichen. Die Pflege ist, bedenkt man die Höhe der Löcher, exzellent. Jede Bunker­kante ist haarscharf gestochen, die Grüns sind angenehm hart und schnell. Die Tatsache, dass ein Mitglied der Familie die Platzpflege unter sich hat, lässt sich nicht verbergen. Den Reiz der 18 Löcher macht daneben vor allem das Naturerlebnis aus. Zumindest optisch hat der Platz mit hohen Bäumen, Blumen und Wiesen, kleinen Teichen und dem stetigen Blick auf die Berge viel zu bieten.

Längst hat der Club mit über 700 Mitgliedern eine beacht­liche Größe erreicht. Trotzdem ist der Servicegedanke der Betreiber geblieben. Genau genommen wird man in Deutsch­land lange suchen müssen, um eine derartige Rund­umbetreu­ung zu finden. Das Restaurant im Hanusel Hof bringt erstklassige Küche auf den Tisch. Vom Edelfisch bis zum preisgünstigen Allgäuer Gericht wird alles geboten. Wer mit Wolfram Rain­alter am Tisch sitzt, stellt zu seinem Ver­wundern fest, dass der erfolgreiche Geschäfts­mann auch noch selbst aufsteht, um einen gebrauchten Teller weg­zuräumen.
  
„Hinlangen“ wie die Bayern sagen, müssen die Rainalter-Brüder allesamt. Wo der Mitt­lere mit seinen Mähern über die Wiesen fährt, organisiert der Jüngste die Turniere oder verkauft Bälle im Proshop. Letz­terer übrigens ist ein geräumiger, sehr gut bestückter und optisch ansprechender Raum, der sich mit den besten Clubs Deutschlands messen kann.
  
Mit der Entwicklung des gro­ßen Gebäudes – auch das haben die Rainalters weitgehend selbst gemacht – sind auch die Res­tau­rantbereiche und der Pro­shop gewachsen. Wo das Hotel im Moment noch 24 Zimmer aufweist, steht eine Erweiterung an. Der ganze Komplex umfasst deutlich mehr Raum, aus unternehmerischer Vorsicht wurde aber nur die Hälfte der Zimmer ausgebaut. Die sind erfreulich gut und sehr geschmackvoll aus­gestattet, dazu vom Preis-Leistungs-Verhältnis exzellent.
  
Der Wellness-Bereich im Keller fällt angenehm groß aus, ein Schwimmbad gehört genauso dazu, wie Saunen, Beauty- und Massageräume. Mit der Klassifizierung „Vier Sterne plus“ ist das Hotel zu recht bedacht. Das letzte große Invest­ment der Rainalters wird es mit Sicherheit nicht sein. Neue Ideen spinnen schon jetzt in den Köpfen herum. Der Hanusel Hof ist seit jeher eine Ge­schichte der Entwicklung über Generationen hinweg. Daran hat sich auch mit dem Einzug des Golfsports nichts geändert.

Golfclub Hellengerst
Adresse: Hanusel Hof, Helingerstr. 5, 87480 Weitnau-Hellengerst
Telefon/Fax: 08378/92 000; 08378/92 00 19
E-mail/Internet: Hanusel-hof@golf-allgaeu.de; www.golf-allgaeu.de
Gründungsjahr: 1993
Design: Rainalter
Platz: 18 Löcher, Par 73; Herren: 5.767 m (Gelb), Slope 118, CR 69,7; Damen: 4.948 m (Rot), Slope 122, CR 71,1
Greenfee: 52 Mo. bis Fr.; 59 Sa./So./Feiertage; 70/80 für VcG-Mitglieder; Hcp 54 nötig
Trolley: 5 ; Cart: 28
Gastronomie: durchgehend geöffnet.
Anfahrt: A 7 Richtung Füssen, Dreieck Allgäu Abfahrt auf die A 980 bzw. B 12 (neu) Richtung Isny; danach ausgeschildert.
Hotel-Empfehlung: Hanusel Hof (Vier-Sterne-plus) mit 24 großzügigen Zimmern und exklusivem Wellness­bereich direkt am Golfplatz (www.hanusel-hof.de).

GOLFmagazin-Bewertung*
Platz: 3    Clubhaus: 5   Service: 5    Gastronomie: 5

                        Gesamt: 4
*Platznote doppelt gewichtet, es gibt maximal 6 Bälle.