„Wer etwas ändern will, muss etwas wagen“, sagt Axel Roth, Spielführer im Golf-Club Trier. Wie ein roter Faden zieht sich dieser Leitspruch durch die Chronik des Clubs. Die Ruhe, die an diesem Samstagmorgen über den fein manikürten Bahnen des GC Trier liegt, steht im Kontrast zum emsigen Treiben auf der Anlage in den vergangenen zwei Jahren hinweg. Nach einer längeren Umbau- und Sanierungsphase lockt der aufpolierte 18-Löcher-Platz inzwischen mit einem sportlich anspruchsvollen Design ins zauberhafte Moseltal.
Was sich heutzutage wie selbstverständlich über das 64 Hektar große Gelände im kleinen Ort Ensch an der Römischen Weinstraße auf und ab schlängelt, ist dem persönlichen Engagement und der Golf-Leidenschaft des in den 70er-Jahren in Trier ansässigen Kinderarztes Dr. Hanns Schneider zu verdanken. Mit Hingabe und der Hilfe eines engen Freundeskreises aus zehn Personen wurde im Jahr 1977 der Golf-Club Trier gegründet und Dr. Hanns Schneider zum 1. Präsidenten gewählt.
Hohes Mitglieder-Engangement im Golfclub Trier
Eine provisorische Driving Range wurde 1980 auf dem ehemaligen französischen Flugplatz in Trier Euren auf einer Fläche von 50 x 100 Meter samt Abschlaghütte aus dem Boden gestampft. Pro Jacob Ammer, in den 70er-Jahren Deutscher Golflehrer-Meister, gab den ersten Mitgliedern Trainerstunden. Ein Jahr später konnten die Neugolfer ihren Platz auf dem Gelände in der knapp 500 Einwohner zählenden Ortsgemeinde Ensch-Birkenheck eröffnen. Die Gesamtkosten der damaligen Neun-Löcher-Anlage betrugen 550.000 Mark.
Um die Kosten zu minimieren und das Mammut-Projekt zu realisieren, brachte das Säubern der gesamten Anlage von Steinen durch die Mitglieder einen Preisnachlass von 50.000 Mark. Auch die
Bepflanzung des Geländes wurde zum Teil eigenhändig von den Mitgliedern übernommen. Das persönliche Engagement ist bis heute geblieben: Die Trierer sind mit ihrem Club verwurzelt und die kleinen Pflänzchen von damals enorm in die Höhe geschossen.
Seit 30 Jahren ist Axel Roth Mitglied im Golf-Club Trier. „Ich habe die Entwicklung des Platzes sozusagen von Kindesbeinen an erlebt“, sagt der Mannschaftsspieler, der vor zwei Jahren zum Spielführer des Clubs gewählt wurde und das Turniergeschehen maßgeblich mitprägt. „Ich liebe Lochspiel und habe zwei neue Turniere im Wettspielkalender eingeführt“, sagt der Handicap-4-Spieler, der jede freie Minute zum Golfen nutzt. „Wir haben hier keine Startzeiten, und wenn man herkommt, kann man meistens gleich auf die Runde gehen“, freut sich Roth.
Die Mitglieder kommen überwiegend aus der Region, aber auch aus dem Nachbarland Luxemburg, dessen Grenze ja nur wenige Kilometer entfernt ist. Touristen, die eine Weinreise entlang der Mosel unternehmen oder eine Stippvisite in die älteste Stadt Deutschlands mit ihren rund 115.000 Einwohnern machen, gehen im Golf-Club Trier ebenfalls gern an den Abschlag.
Golf-Club Trier profitiert von der Region
Die eindrucksvolle Altstadt von Trier liegt rund 25 Kilometer von der sportlich anspruchsvollen Golfanlage entfernt. Die römischen Baudenkmäler wie das Amphitheater, die Kaiserthermen, die Porta Nigra, die Römerbrücke und die Liebfrauenkirche zählen seit 1986 zum UNESCO-Welterbe und sind, völlig unabhängig vom Golf, unbedingt einen Besuch der quirligen Universitätsstadt wert.
Seit der Clubgründung wurde im Moseltal eigentlich immer am Platz gefeilt. Die vier Jahrzehnte währende Geschichte war immer wieder von Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen geprägt. Heute glänzt der 18-Löcher-Platz mit einem anspruchsvollen Design. Das Golfareal breitet sich auf dem hügeligen Geläuf aus und wird von dichten Wäldern und Weinbergen geprägt.
Die edelste aller Rebsorten, der Riesling, hat die Moselregion zu einem weltbekannten Weinanbaugebiet gemacht. Allein in der Region zwischen den Orten Kenn und Leiwen erstrecken sich rund 20 Prozent der Fläche (1.800 Hektar) des Anbau-gebietes Mosel. In dem durch die Höhen von Eifel und Hunsrück geschützten Tal der Mosel herrscht einfach ein ideales Klima für den Weinbau.
Was den Winzern am Enscher Mühlenberg gute Tropfen beschert, ist für die Greenkeeper im Golf-Club Trier oftmals eine große Herausforderung. Mit dem Wetter hatten sie viele Jahre zu kämpfen. Einerseits brutzelte die Sonne im Sommer schnell die Fairways und Grüns ab und hinterließ eine trockene, zum Teil braune Spielwiese. Andererseits machten starke Regenfälle in der Region dem Untergrund zu schaffen.
Mehr Feuchtigkeit durch tausende Tonnen Sand
2016 wurde die Firma Conor Walsh Limited mit der Umgestaltung des Platzes beauftragt. In Zusammenarbeit mit Platzwart Karsten Becker und Golfplatzberater Seve Schmitz begann in Trier das Großprojekt. Die Bunkerlandschaft des Platzes wurde komplett umgebaut und neu gestaltet, sieben Kilometer Drainagen auf der Anlage verlegt, neue Wasserhindernisse gezeichnet und Beregnungsanlagen an den Grüns gesetzt. „Zeitweilig sahen die Bahnen hier aus wie eine Mondlandschaft“, erinnert sich Axel Roth.
„Der Platz war früher aufgrund des tonhaltigen Bodens immer zu feucht“, sagt Roth. „War der Untergrund einmal ausgetrocknet, nahm er kein Wasser mehr auf.“ Tausende Tonnen Sand wurden seit 2016 in mehreren Schritten in den Untergrund eingearbeitet, um eine Verbesserung der Bodenstruktur zu erreichen.
„Das ist gelungen, der Platz hält das Wasser mittlerweile besser“, betont der Architekt. Trockene Stellen, überwiegend rund um die Grüns, können durch diese Maßnahmen vermieden werden. Auf den Grüns selbst wurde die Zusammensetzung hin zu wurzelstarken, mehrjährigen Gräsern der Agrostis-Spezies vorangetrieben. Zudem sollte die Menge der flachwurzelnden, einjährigen Poa Annua-Gräser reduziert werden. Durch diese Maßnahme wurde die Widerstandsfähigkeit der Gräser gegen Trockenheit und Krankheiten verbessert. Dank der neuen Technik, Beregnungsanlagen und witterungsbeständiger Gräser soll die Anlage dem Wetter nun besser standhalten.
Trotz der Herausforderungen, vor die die Greenkeeper gestellt waren und sind, freuen sich die Mitglieder des GC Trier über die Lage des Golfplatzes, weil die überwiegend gutes Wetter beschert: „Wir haben hier einen kleinen Sonnenkessel“, schwärmt Axel Roth. „Oftmals ist es in Trier regnerisch und bedeckt, während hier draußen die Sonne scheint“, freut sich der leidenschaftliche Golfer.
Fortschritt zieht sich durch die Club-Chronik
Der Spielbetrieb war seit Beginn der Umbaumaßnahmen natürlich auch von Platzsperrungen geprägt. Besonders im ersten Schritt waren viele Bahnen unspielbar. „Wir haben in der ersten Umbauphase Erfahrungen gesammelt, und konnten darauf in der zweiten Phase reagieren.
In diesem Jahr haben wir kleinere Umbaumaßnahmen durchgeführt, die für die Golfer kaum spürbar waren“, sagt der Spielführer. Durch den Einsatz von Fertigrasen konnte beispielsweise die lange Anwachsphase der Fairways und Grüns spürbar verkürzt werden.
Wie in vielen Clubs ist in Trier der Altersdurchschnitt relativ hoch. Von den mittlerweile tausend Mitgliedern ist knapp die Hälfte über 61 Jahre alt. Mit dem zunehmenden Alter der Spieler werden deren Drives natürlich immer kürzer. „Wir sahen Handlungsbedarf und haben in diesem Jahr neue Abschläge eingeführt“, erläutert Axel Roth.
Nun wird in Trier nicht mehr von den alten Damen- und Herrentees gesprochen und gespielt, sondern von gelb, blau, rot und grün. Somit kann jeder, seiner Spielstärke und seinem Alter entsprechend, den passenden Abschlag wählen. „Und auch die Kinder haben dadurch viel mehr Spaß auf dem Platz“, sagt der Spielführer.
Um dem Altersdurchschnitt auf Dauer senken zu können, engagiert sich Head-Pro Thorsten Platz mit seinem Team besonders beim Jugendtraining. Ab einem Alter von vier Jahren können Kinder erste Schwünge auf der Driving Range machen. Und auch bei den Clubmeisterschaften sind die Kleinen dabei, wenn sie in der Altersgruppe „Minis“ ihre Meister ermitteln.
Die nächste Generation wächst im Golf-Club Trier also schon heran. Die Entwicklung auf der Anlage in Ensch geht so oder so weiter. Von Stillstand keine Spur: „Das Interieur im Clubhaus und auf der Terrasse müsste wieder einmal neu gestaltet werden“, sagt Axel Roth und blickt auf die weitläufige Terrasse am Grünrand…