Er ist im Club bekannt wie ein bunter Hund, und man könnte glauben, dass nach ihm eine berühmte ZDF-Fernsehserie benannt wurde, in der sich alles um einen Schimpansen dreht. Doch wer im Golf Club Schloss Braunfels unser Charly sagt, meint den tierisch netten Charly Küsgens: Jeder kennt ihn, jeder mag ihn. Und Gründungsmitglied Charly weiß alles fast alles. Doch dazu später mehr, wenns um Äpfel geht.
Die Golfanlage ist Charlys Paradies, und als am 17. Fairwayrand seine Frau vom Markteinkauf kommend an uns die Kastanienalle entlangradelt, ist für ihn in der mittäglichen Herbstsonne nicht nur die Golfwelt in Ordnung. Es war Liebe auf den ersten Blick, schildert Charly (72, Hcp. 19) seine erste Begegnung mit dem Golfclub.
Dasselbe sagt auch Clubmanager Kai Ellerbroek (52, Hcp. 15). Das ist es!, habe ich damals bei meinem ersten Besuch gedacht. Seit 2002 leitet er die Geschicke. Wir sind ein gesunder Club mit 1.040 Mitgliedern bei 350 aktiven Spielern. Das Greenfeeaufkommen von jährlich rund 140.000 Euro belegt: Hier kommt man gerne her, hier fühlt sich nicht nur Charly wohl.
Der Platz in hügeliger Landschaft der Nordausläufer des Taunus liegt auf einem ehemaligen Gutshofgelände der Fürsten zu Solms-Braunfels. Vom höchsten Punkt des Platzes eröffnet sich ein atemberaubender Ausblick über den Lahn-Dill-Kreis. Und wenn es um den geht, weiß Präsident Günther Köhler (60, Hcp. 18,4) herrliche Geschichten über Zusammenlegung und wieder Auseinanderlegung von Städten und Kreisen zu erzählen. Hier fährt man mit dem Autokennzeichen LDK und er sagt: Für die einen ist es die Abkürzung für Land der Könige, für andere das Land der Knallköppe…
Ballsuche beim
„Freiherr von Berlepsch“
Und dann steht der Präsident auf dem 8. Fairway und plaudert ganz entspannt und voller Sachkenntnis über die in Sichtweite liegende Stadt Wetzlar und zeigt dann in ein angrenzendes Tal: Da haben sich im 17. Jahrhundert Engländer und Franzosen geprügelt…
Vorher haben wir übrigens parallel zum 8. Fairway die 6. Bahn runtergespielt, die auf der gesamten linken Seite Schmackhaftes bietet: ein Apfelbaum neben dem anderen. Damit nicht genug: An fast jedem Baum ist ein Schild mit dem Namen der Apfelsorte angebracht.
Zwischen Freiherr Berlepsch, Gelber Bellefleur, Adersleber Kalvill, Dietzels Rosenapfel und Harberts Renette suche ich verzeifelt nach meinem Ball. Doch Charly reicht mir einen Transparent aus Cronsels mit den Worten: Den müssen Sie unbedingt probieren, der schmeckt nach Champagner! Wir lassen die Ballsuche und Charly erzählt: Dr. Wolfgang Laaf ist inzwischen 80 Jahre alt und unser Apfelpräsident. Er hat sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Apfelsorten zu bestimmen und die 60 Bäume entsprechend zu beschildern ein ehrgeiziges Unterfangen. Ende September finden sich Freiherr Berlepsch und Gelber Bellefleur auf der Speisekarte des Clubs wieder, wenn die Apfelsorten in den verschiedensten Gerichten verarbeitet werden. Und wer nicht wegen der Äpfel den Weg nach Schloss Braunfels findet, reist in den Wochen der Kastanienblüte von Frankfurt aus an. Golf im Schatten uralter Bäume, so steht es im Clubprospekt. Weiter heißt es: Die charakteristischen Bäume des Braunfelser Golf Clubs sind die bis zu 250 Jahre alten Kastanien.
1971 wurden auf dem Gelände des Homburger Hofes die ersten neun Löcher vom bekannten Architekten Dr. Bernhard von Limburger geplant und gebaut. Und das mit dauerhaftem Erfolg, denn als vor einiger Zeit Golfplatzarchitekt Christoph Städler für eine Auffrischung der Anlage beauftragt wurde, sagte er nur: An dem Platz ist nichts zu verbessern. Nur die Fairwaybunker wurden den heutigen Anforderungen an einen anspruchsvollen Parklandkurs angepasst.
Der Platz hat seine Highlights mit der Apfelbahn (6. Loch, Par 5, 448 m Herren/387 m Damen) sowie der Bahn vorher (Hcp 1, Par 4, 374 /331 m), wo der Abschlag durch eine ganz schmale Tannenschneise muss. Traumhaft der Blick vom 13. Abschlag aufs Schloss Braunfels. Mit seinen 525 Meter Länge (Damen 462 m) ist es eines der längsten Par 5-Löcher in Hessen. Am Ende einer abwechslungsreichen Runde mit anspruchsvollen Bahnen, die immer wieder großartige Ausblicke bieten, folgt das Sahnestück: Das Schlussloch (Par 5, 444 m Herren/404 m Damen) eröffnet nach einem blinden Abschlag die beeindruckende Sicht aufs letzte Grün tief unten im Tal. Rechts oberhalb des Fairways verläuft die dicht zugewachsene Kastanienallee, die zum Zentrum der Anlage mit dem historischen Gutshof führt.
Wenn Sie nach der Runde noch Lust auf Fachwerkhäuser, Schloss und historischer Altstadt verspüren, bietet sich der Besuch der Kurstadt Braunfels an. Oder Sie machen noch einen Spaziergang über den Golfplatz und durchs Lustwäldchen, das mit der Aussicht auf Schloss Braunfels an die Bahnen 7 , 8 und 12 grenzt.
Als Charly Küsgens uns vor der Heimfahrt zum Auto begleitet, blicken wir auf einen tollen Tag zurück und teilen jetzt die Liebe zu seinem Golfplatz, den er gerne mit anderen teilt. Wie die lecker schmeckenden Äpfel am Fairwayrand der 6. Bahn…
Golf Club Schloss Braunfels
Adresse: Homburger Hof, 35619 Braunfels/Lahn; Telefon/Fax: 06442/45 30; 06442/66 83; E-mail/Internet: info@golfclub-braunfels.de; www.golfclub-braunfels.de
Gründungsjahr: 1971; Design: Dr. Bernhard von Limburger; Platz: Herren: Par 73, 5.941 m (Gelb), Slope 127, CR 71,7; Damen: Par 73, 5.216 m (Rot), Slope 127, CR 73,0; Greenfee: 35 Euro Mo. bis Fr.; 50 Euro Sa./So./Feiertage; VcG-Mitglieder ja; Driving Range 10 Euro; Trolley: 18 Löcher 3 Euro; Cart: 23 Euro; Gastronomie: regionale und internationale Küche
Anfahrt: A 45 bis Ausfahrt Wetzlar; B 49 Richtung Limburg bis Ausfahrt Leun/Braunfels. Oder Autobahn A 3, Ausfahrt Limburg-Nord. B 49 bis Ausfahrt Leun/Braunfels. In Braunfels beim Restaurant Obermühle Richtung Tiefenbach, am Ententeich vorbei, 1 km bis zur Höhe, dann rechts abbiegen.
Hotel-Empfehlung: Schloss-Hotel Braunfels, 35619 Braunfels; Tel. 06442/30 50; Fax -/30 52 22; E-mail/Internet: info@schloss-hotel-braunfels.de/www.schloss-hotel-braunfels.de
GOLFmagazin-Bewertung: Platz: 5; Clubhaus: 4; Service: 5; Gastronomie: 4; Gesamt: 4,5