„Priorität genießt der Platz Konrad Gritschneder, der Präsident des Golfclub Wörthsee, hat diese Prämisse im vergangenen Jahr zum 25-jährigen Vereinsjubiläum ganz einfach formuliert. Hört sich so selbstverständlich an, ist es aber nicht. Denn wer sich ein wenig umsieht im Münchner Raum mit seinen gut 30 Plätzen, erkennt, dass Gritschneder, seine Vorstandskollegen und die Geschäftsführung diese Prioritäts-Regel offenbar ein wenig anders, vor allem besser verstehen als andere.
Die 18 Löcher im Münchner Westen, keine fünf Minuten von der Autobahn Lindau entfernt, sind nämlich durchgehend in einem herausragenden Pflegezustand: Die leicht welligen Grüns mit ihren Penn-A4-Oberflächen schön schnell, die Fairways mit ansprechendem Schnitt versehen, die Abschläge eben. Wörthsee, Mitglied der Leading Golf Courses, will ganz offensichtlich in der ersten Liga der deutschen Golfanlagen mitspielen. Eine Zielsetzung, die sich in den vergangenen 15 Jahren langsam entwickelt hat und mit zähem Nachdruck verfolgt wird. Der Lohn: Im Top 50-Ranking des GOLFmagazin hat sich der Platz des GC Wörthsee mittlerweile auf Rang 20 vorgearbeitet.
Eigentlich war der GC Wörthsee nach seiner Gründung 1983 und dem Bau des Platzes ein zwar ordentlicher, aber keineswegs herausragender Club. Eine Durchschnittsanlage, die entstanden war, weil der leidenschaftliche Golfer Josef Filser das Gut Schluifeld 1961 gekauft hatte, die landwirtschaftliche Nutzung unrentabel wurde und die Entwicklung einer Golfanlage deshalb Sinn machte. Die gut 70 Hektar Grund, auf denen sich der Platz und seine Gebäude erstrecken, grenzen an das Schluifelder Moos an, ein streng geschütztes Naturschutzgebiet, das mit seinen alten Bäumen, kleinen Wasserläufen und moorigen Zonen dem Golfplatz noch heute viel Charme verleiht.
Ein großer Umbau 2003 brachte den Durchbruch
Die 18 Löcher ziehen sich rund um das Clubhaus und profitieren von ihrer unverbauten Lage jenseits der kleinen Fünf-Seen-Gemeinde Weßling, die nicht weit vom Ammersee entfernt liegt. Mit 6.310 Metern von weiß ist der Platz nicht übermäßig lang, fordert den Spieler aber gerade durch die schnellen Grüns mit ihren kleinen Breaks und gut geformten Wellen im Grünumfeld heraus. Seit einem größeren Umbau im Jahr 2003 sind die Bahnen 7 bis 13 zum Herzstück der Anlage geworden. Hier fordern zahlreiche Wasserhindernisse und schwierig positionierte Baumgruppen den Golfer heraus. Ein paar alte Schwachstellen des Platzes, die den exzellenten Gesamteindruck etwas trüben, sind allerdings geblieben: Die Löcher 14 und 16 sind beides wenig geglückte, scharfe Dog-legs, die entweder über Aus oder hohe Bäume führen. Hinzugekommen ist mit dem Umbau auch ein neu gestaltetes 12. Loch, das als extrem schmales Par 5 ebenfalls nicht überzeugt. Dafür haben sich die Arbeiten an den Bahnen 10, einem schwierigen Par 4 mit einem anspruchsvollen Schlag in ein Diagonalgrün, sowie an Bahn 11, einem vergleichsweise langen Par 3, wirklich gelohnt.
Man würde dem GC Wörthsee ohnehin nicht gerecht, wollte man ihn nur anhand seines Platzes beurteilen. Es ist vielmehr die komplette Wandlung des Clubs. So steht die derzeit wohl beste Übungsanlage im Münchner Raum zur Verfügung: Ein 6-Löcher-Kurzplatz, der erfreulicherweise genauso gut gepflegt ist wie die 18 normalen Löcher, eine beidseitig bespielbare Driving Range mit zwei Scope-Hütten und einer großen überdachten Trainingshütte. Dazu zwei Putting- sowie drei Chipping- und Pitching-Grüns.
Aus dem einstigen Hauptgebäude des Gut Schluifeld ist längst ein sehr ansprechendes Clubhaus mit einem Wintergarten-Restaurant geworden. Gäste, Turnierspieler und Mitglieder werden nun im Eingangsbereich hinter dem Parkplatz in einem neuen Servicegebäude empfangen, an dessen Gestaltung ein Architekt offensichtlich ein paar Gedanken mehr als üblich verschwendet hat. Passende Bänke, schöne Blumen- und Staudenrabatten ergeben eine gelungene Gesamtoptik. Die Gastronomie ist erstklassig, überzeugt mit ausgefallenen Gerichten ebenso wie mit gelungenen Klassikern à la Wiener Schnitzel.
Golferische Heimat von Tourspielerin Martina Eberl
Im Sekretariat hat das Thema Corporate Identity längst Einzug gehalten. Das Personal ist einheitlich gekleidet und hat die Idee vom „Service am Kunden“ offensichtlich vermittelt bekommen. Dass man Änderungen von Turnierstartzeiten vorab telefonisch mitgeteilt bekommt, ist nur eines der kleinen Details, mit denen das Team punktet.
Der Hang nach Perfektion hat allein im sportlichen Bereich noch nicht die gewünschten
Ergebnisse gebracht. Obwohl man sich seit Jahren mit guter Jugendarbeit und einem ausgefeilten Programm für Nachwuchsgolfer einen guten Namen gemacht hat, kann man den Münchner Platzhirschen aus Straßlach, Feldafing oder Olching noch nicht den Rang streitig machen. Dass dem Club an der Förderung sportlicher Jungendlicher liegt, beweist allerdings die Karriere von Profispielerin Martina Eberl, die im GC Wörthsee mit dem Golfspielen begann. Kinder, die wie einst Eberl begeistert über die Anlage flitzen, gibt es reichlich. Und wer bedenkt, mit welcher Beharrlichkeit sich der Club an seine anderen Ziele herangearbeitet hat, weiß, dass Wörthsee auch in Sachen „sportliche Erfolge“ noch einiges in petto hat.
GC Wörthsee
Adresse: Gut Schluifeld, 82237 Wörthsee
Telefon/Fax: 08153/93 47 70; 08153/934 77 40
E-mail/Internet: info@golfclub-woerthsee.de/www.golfclub-woerthsee.de
Gründungsjahr: 1983
Platz: 18 Löcher; Par 72; 5.978 m/5.275 m (Gelb/Rot)
CR/Slope 71/126 (G), 73,2/127 (R)
Architekt: Kurt Rossknecht
Greenfee: 70 Euro (wochentags) 85 Euro (Wochenende,
nur Mitglieder mit Gästen); VcG zugelassen Montag und
Mittwoch; Startzeiten für Gäste am Dienstag, Hcp -36;
6-Löcher-Platz 25/30 Euro, Vorgabegrenze -54
Trolley/Cart: 5 Euro/35 Euro
Gastronomie: April bis Oktober täglich geöffnet, Montags kleine Imbisskarte
Hotelempfehlung:
Hotel Seehof Wessling, Seeweg 4,
82234 Weßling, Tel. 08153/93 50
Hotel Piushof, Schönbichlstr. 18, 82211 Herrsching
Anfahrt: BAB 92 Ausfahrt Wörthsee, Richtung Weßling,
Beschilderung Golfplatz folgen.
GOLFmagazin-Bewertung*
Platz: 5 Clubhaus: 5 Service: 6 Gastronomie: 6
Gesamt: 5
*Platznote doppelt gewichtet, es gibt maximal 6 Bälle.