Bleibt den Eichenriedern während der prestigeträchtigen und imagefördernden Tage des European Tour Turniers ihre Meisterschaftsanlage, auf die sie – zurecht – stolz sein dürfen. Die 1989 zur Premiere der BMW International Open in Betrieb genommene Anlage ist speziell in den letzten zehn Jahren sukzessiv optimiert worden. Lange Zeit galt das hübsche Kurt Rossknecht-Layout im Erdinger Moos als zu einfach für hohe sportliche Ansprüche. Dem ist nicht mehr so.
Es war schließlich John Daly, der die Verantwortlichen nach den BMW International Open 2001 zum Handeln veranlasste. Der Longhitter aus Amerika hatte über vier Tage den Platz regelrecht auseinandergenommen und das bis heute gültige Rekordergebnis von 27 unter Par ins Clubhaus gebracht.
Auch Daly wird den Platz nicht mehr zerlegen
Ein Score für die Geschichtsbücher, da ist sich Eichenried-Geschäftsführer Dieter von Restorff sicher: „Dieses Ergebnis wird hier kein Profi mehr spielen können, auch ein John Daly in Bestform nicht.“ Als schlagenenden Beweis verweist von Restorff auf die Siegerscores der letzten beiden Jahre. Die Schweden Henrik Stenson und Niclas Fasth gewannen zuletzt mit 15 und 13 unter Par.
Grund dafür sind enger gemähte Fairways, höheres und dichteres Rough, vergrößerte und damit besser ins Spiel integrierte Hindernisse sowie zusätzliche Bunker in den Drivezonen. Dazu haben sich zusätzliche Pflegemaßnahmen bewährt und die gesamte Anlage auf ein neues Qualitätsniveau gehoben. Das natürlich auch die Mitglieder und Gäste bei den internen und offenen Turnieren zu spüren bekommen. Von Restorff: „Im Schnit wird um ein bis zwei Schläge schlechter gespielt als noch vor ein paar Jahren.“
Noch 2004 bemängelte Sieger Miguel Angel Jiménez – zurecht – bei einem Weißbier gegenüber von Restorff die unterschiedliche Qualität der 18 Grüns. In der Folge war ein Neuaufbau der Grüns quasi schon beschlossen, als man sich doch noch zu einer Studienreise nach Hamburg aufmachte. Auf Gut Kaden (siehe Clubtest Ausgabe Mai 2008) hatte man über Jahre mit identischen Problemen zu kämpfen und diese schließlich mit dem Einsatz der Drill-and-Fill-Maschine in den Griff bekommen.
Von Restorff: „Das Gesehene überzeugte, und so haben wir und uns diese Maschine auch zugelegt.“ Zweimal im Jahr werden die Grüns seitdem mit dem Tiefenaerifizierer behandelt. Mit dem Ergebnis, dass sie treuer und schneller geworden sind und Señor Jiménez Grüns und Greenkeeping-Team vergangenes Jahr ausdrücklich lobte. Wie auch Colin Montgomerie und Bernhard Langer, die unisono feststellten: „Der beste Münchner Turnierplatz, den wir je gespielt haben.“ Hohes Lob für den Platzausschuss um Dieter von Restorff, Beirat Wolfgang Michel, Headpro Ken Williams und Headgreenkeeper Andrew Kelly, dem im Alltag elf und während der BMW International Open 30 Mann zur Seite stehen. Mit dem Automobilbauer hat man übrigens noch einen Vertrag bis einschließlich 2010.
Der feuchte Winter und das zu kühle Frühjahr haben auf einigen Grüns ihre Spuren hinterlassen, allerspätestens zur 20. BMW International Open aber sollten die Pilzflecken aus den Grüns herausgewachsen sein. Etwas lückenhaft präsentiert sich leider seit diesem Jahr die Pappelallee zwischen A9 und B1. Einige der mächtigen Bäume waren angefressen und mussten gefällt werden.
Ein reiferes, erwachseneres Gesicht haben zur neuen Saison die neuen, 2001 eröffneten neun Löcher bekommen. 30 Großbäume sind nahezu unbemerkt dem alten Meisterschaftsplatz entnommen worden und verbessern nun Spielstrategie und Optik im Westen der Anlage. Dazu gibt es einige neue Bunker (zwei hinter Grün B3, Drivezone C7), die den Bahnen zusätzliche Konturen verleihen. Der sportliche Anspruch der ebenfalls von Kurt Rossknecht entworfenen Löcher ist zur neuen Saison auf jeden Fall erhöht worden.
Das Aus für die Abschlagtafeln
Wer Eichenried nur als Zuschauer des Profiturniers kennt, dem sei gesagt, dass die neuen Löcher im Alltag mit den Back Nine des Open-Platzes gemixt werden und eine abwechslungsreiche und sportliche Mischung ergeben.
Verschwunden sind in Eichenried auf Betreiben des Geschäftsführers die Abschlagtafeln. Nur noch kleine Steinblöcke mit der Lochnummer zieren die Tees. „Wir wollen den Club künftig verstärkt nach den sportlichen, traditionellen Werten des Golfspiels ausrichten. Und da ist diese Maßnahme eine von vielen“, erklärt von Restorff, der sich zum Leidwesen der knapp 1.400 Mitglieder zum Ende des Jahres ins Privatleben zurückziehen will. Damit die Gäste trotzdem wissen, wos in Eichenried langgeht, erhält jeder Greenfeespieler ein Birdiebook gratis.
Es lebe der Sport!
Sven Hanfft
Infobox
Adresse: Münchner Straße 57, 85452 Eichenried
Telefon/Fax:08123/93 08-0; 08123/93 08 93
E-mail/Internet:
info@gc-eichenried.de/www.gc-eichenried.de
Gründungsjahr: 1987
Platz: 27 Löcher, 6-Löcher-Kurzplatz
A+B: Par 73 (G)/69 (R), 6.165 m (G), 5.454 m (R); 73,1/130 (G), 69,3/118 (R)
A+C: Par 73 (G)/70 (R), 6.052 m (G), 5.344 m (R); 72,5/132 (G), 68,6/119 (R)
B+C: Par 74 (G)/69 (R), 6.177 m (G), 5.438 m (R); 72,9/133 (G), 68,6/123 (R)
Greenfee: 80 , Wochenende 110 (mit Mitglied um 25 reduziert), Handicap 36; VcG zugelassen, telefonische Anmeldung erbeten, Softspikes Pflicht
Trolley/E-Cart: 5 /35
Gastronomie: keine Ruhetage
Hotelempfehlung: Kempinski Hotel Airport München, Tel.:+49/(0)89/978 20; www.kempinski-airport.de
Anfahrt: B 388 Richtung Erding. Der Platz liegt am Ortseingang Moosinning-Eichenried.
GOLFmagazin-Bewertung*
Platz: 4 Clubhaus: 5 Service: 5 Gastronomie: 5
Gesamt: 4 1/2
*Platznote doppelt gewichtet, es gibt maximal 6 Bälle.