Allesamt Spitzenkräfte, die für den Traditionsclub nationale wie internationale Einzeltitel und vor allen auch Mannschaftstitel einheimsten. Glorreiche Vergangenheit. Graue Gegenwart. Die Herrenmannschaft befindet sich nach zwei Abstiegen in Folge nur noch in der Regionalliga, den Damen gelang zuletzt in der 2. Liga immerhin der Klassenerhalt. Geschäftsführer Jan Tienes: „Der Aderlass war in den letzten Jahren einfach zu groß.“ Da ist es auch nur ein schwacher Trost, dass mit Martin Kaymer ein Ex-Bergisch Ländler die europäische Profitour anführt und aus der Wuppertaler Talentschmiede mit Betty Hauert eine Solheim Cup-Spielerin hervorgegangen ist. Nach wie vor ist es aber Anspruch und fester Wille des Clubs, zur deutschen Spitze zu gehören, weswegen die Jugendförderung noch einmal intensiviert wurde. Dazu passt, dass der GC Bergisch Land ab 2010 offizieller NRW-Landesstützpunkt wird. Tradition verpflichtet.
Nicht mehr als Clubspieler aktiv, aber dennoch in engem Kontakt zu den Verantwortlichen, steht der sechsmalige Clubmeister Christoph Städler. Der angesehene Golfplatzarchitekt hat 2007 und 2008 alle 18 Grüns und Approachzonen neu aufgebaut. Bei unserem Besuch kurz nach den Clubmeisterschaften und zwei Wochen vor dem Mannschafts-Europapokal der Damen befanden sich die Puttflächen in einem exzellenten Zustand fast auf Tourniveau. Sollten Martin Kaymer mal wieder Puttprobleme plagen, wäre eine Übungseinheit in seinem ehemaligen Heimatclub eine durchaus geeignete Maßnahme.
Nicht 100-prozentig gelungen ist aus unserer Sicht das Bunker-Redesign des renommierten Architekten Howard Swan aus dem Jahre 2006. Der Engländer neigt dazu, die vorderen Bunkerkanten höher als die hinteren Kanten zu setzen. Was gelegentlich dazu führt, dass man einige Fairwaybunker vom Tee aus nicht sofort identifizieren kann (z. B. auf der 18) und die falsche Spielstrategie wählt. Dazu entfallen die Bunker als optisches Element, um den Bahnen zusätzliche Kontur verleihen zu können.
Das Ursprungslayout der ersten 13 Löcher stammt aus der Feder des legendären John Morrison. Clubgründer Willy Schniewind, der 1951 auch zum DGV-Präsidenten berufen wurde, war 1928 auf die Firma Colt, Alison & Morrison aufmerksam geworden, weil sie bereits im Hamburger Golf Club Falkenstein sehr erfolgreich tätig war. Für die Komplettierung auf 18 Löcher sorgte 1963 der erste große deutsche Golfplatzarchitekt, Bernhard von Limburger.
Fast einmalig ist das Clubhaus. Dank großzügigem Entgegenkommen der Mitglieder Gustaf und Berta Krupp von Bohlen und Halbach konnte 1930 für kleines Geld ein Fertighaus aus Stahlplatten erworben werden. Weltweit verkaufte Krupp danach nur noch ein weiteres Haus dieser Machart. Obwohl es für Qualität bürgte. So überlebten die Stahlwände einen Dachstuhlbrand im Jahre 1977, und Nägel gehen bis heute nicht in die tragenden Wände.
Pläne für einen Neubau gab es in der Geschichte des GC Bergisch Land immer mal wieder. Durchsetzen konnten verschiedene Vorstände sie bei der Mitgliedschaft nie. So müssen sie damit leben, dass zumindest die Umkleiden inklusive Nassbereich für einen Club mit 870 Mitgliedern (600 Aktive) doch ein wenig beengt sind.
Das könnte man beim Durchfahren der Allee Richtung Clubhaus auch vom Golfplatz vermuten. Doch dem ist nicht so. Lediglich auf drei Bahnen (5, 11 und 12) geht es etwas enger zu. Ansonsten sind die Abschlag-situationen trotz dichtem Baumbestand fair und angenehm speziell wenns bergab geht. Schwierigkeiten bereiten eher die Anspiele der gut verteidigten Grüns, die vielen kleinen Breaks in den Puttflächen und gelegentliche Hanglagen (auf den hügeligen Löchern 1 bis 13).
Ein sportlich fairer, herausfordernder Platz und keinesfalls ein Monster, wie die DGV-Rater den 5.951 Meter langen Par 72-Kurs vor einigen Jahren einstuften. Mit einem Slope von 139 (Gelb) bzw. 135 (Rot) kürten die Bewerter die 18 Löcher des GC Bergisch Land zu den zweitschwersten in Nordrhein-Westfalen. Ein Ergebnis, auf das die Traditionalisten aus dem Bergischen nicht unbedingt stolz sind. Ihr Credo lautet: Wir wollen keinen Meisterschaftsplatz, wohl aber wie bisher einen anspruchsvollen Platz nach traditionellem Muster.
So wollte es Gründer Willy Schniewind, und so soll es bleiben. Tradition verpflichtet.
GC Bergisch Land Wuppertal
Adresse: Siebeneicker Straße 386
Telefon/Fax: 02053/70 77; 02053/73 03
E-mail/Internet: info@golfclub-bergischland.de/ www.golfclub-bergischland.de.
Gründungsjahr: 1928
Platz: 18 Löcher; Par 72; 5.951 m/5.242 m (Gelb/Rot); CR/Slope 72,8/139 (G), 74,9/135 (R)
Architekten:Morrison/von Limburger
Greenfee: 50 Euro (wochentags), 60 Euro (Wochenende, nur Mitglieder und Voranmeldung); 60 Euro für VcGler
Trolley/E-Trolley/Cart: 8 Euro/15 Euro/auf Anfrage
Gastronomie: April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag, November bis März: Mittwoch bis Sonntag
Hotelempfehlung: Queens Hotel Verlbert, Günther-Weisenborn-Str. 7, 42549 Velbert; Tel.: 02051/49 20
Anfahrt: BAB 46 Abfahrt Wuppertal-Katernberg.
Links abbiegen in die Nevigeser Str. An der zweiten großen Ampel-Kreuzung rechts in die Straße
„Am Elisabethheim“ abbiegen. Nach ca. 3 km links Einfahrt zum Golfclub.
GOLFmagazin-Bewertung (Platznote doppelt gewichtet)
Platz: 4 (Bälle) Clubhaus: 4 Service: 4 Gastronomie: 5
GESAMT: 4 von 6