Wie viel Golf verträgt ein Land, das ein Tal ist? Oder: Kann sich das niederbayerische Rottal, in dem sich Bad Griesbach mit fünf 18-Löcher-Plätzen als eine der besten Golfadressen Europas etabliert hat, noch einen Platz erlauben?
Birnbach ist dieses neue Bad in der Menge der umliegenden Golfclubs, zu dem zum Beispiel der Rottaler Golf & Country Club im nahen Hebertsfelden gehört. Was also hat der Bella Vista Golfpark Bad Birnbach, was die anderen nicht haben? Zunächst – die Lage, die Lage, die Lage! Dicht am sogenannten Zentrum des lieblichen Bad Birnbachs und auf einem geneigten, sattgrünen Gelände. Rechts ziehen sich ein paar Spielbahnen nach oben, links räkelt sich die große sauber präparierte Range. Davor gibt es eine Art Supermini-Golf mit großen, weißen Bollern (Lampen) – das muss das Reich der Kinder sein. Ein sehr nettes, mit angedeuteten Wasserhindernissen, Bunkern und sogar einem Rough aus millimeterhohem Kunstrasen, in dem man den Ball fallenlassen darf.
Hier gibt es klar definierte Regeln, so dass die „spiel!Golf“-Anlage auch für Erwachsene taugt, die noch nie einen Golfschläger in der Hand hatten. Das Greenfee für die 18 Bahnen (8 bis 15 Meter kurz)kostet fünf Euro pro Tag, inklusive der Leihschläger! Einziger Nachteil: das „spiel!Golf“-Gelände ist von der Straße nur durch einen Fahrradweg getrennt. Da sollte man auf ganz junge Tester ganz gut aufpassen. Auf der Driving Range dagegen ist nahezu Platz ohne Ende, und eine langgestreckte Hütte mit Einzelboxen garantiert trockene Schläge(r) auch bei Dauerregen. Immer im Blick liegen dabei die zwischen 80 und 100 Meter langen neun Bahnen des Kurzplatzes, die sich in einem großen Halbkreis an der Range entlangziehen und auf verlockende Weise klarmachen, wohin die ganze Arbeit mit und ohne Pro führen soll – auf die Grüns, und dort dicht an die Fahnen.
Delikat und knackig
Das 9. Grün des Kurzplatzes gehört zu den schönsten der Anlage, weil zwischen ihm und dem Clubhaus nur noch ein See Platz hat. Das Clubhaus ist relativ klein und rustikal. Die Umkleiden sind praktisch, man könnte auch sagen spartanisch. Bei den Herren gibt es eine Dusche, die Handtücher auf Nachfrage an der Rezeption. Bei den Damenwar ich nicht, dort soll es aber großzügiger sein. Auf der vom Format und inhaltlich kleinen Karte des Clubrestaurants dürfen Weißwürste nicht fehlen, die mit 4,50 Euro satte 50 Cent billiger sind als die Frankfurter. Ich habe mich für die Weißwürste entschieden – delikat und knackig.
Die kleine Restaurantterrasse liegt in der Sonne (so sie denn scheint) und ist zum Teil mit einer Plexiglaswand gegen den Wind geschützt, der hier zügig um die Ecken kommt. Gegen den Wind hilft die Wand, gegen den Sprühnebel nicht immer. Der wird rübergeblasen von der großen Fontäne, die aus besagtem See und ihren vielen Armen unablässig Wasser in die Luft bläst. Schließlich ist hier Thermenland und Bad Birnbach bekannt für seine bis zu 70 Grad heiße Quelle und für Werbung dieser Art kann man schon mal die Pumpen heißlaufen lassen. Warm allerdings ist der Sprühnebel, der jetzt gerade auf meinen Laptop weht, wirklich nicht.
Schade ist, dass man von den üblichen Dramen auf den Grüns 9 und 18 nichts mitbekommt, weil sie weiter weg und erhöht liegen. Na ja, man kann nicht alles haben. Und da sie sich im Golfpark mit der „schönen Aussicht“ (Bella Vista) besonders den Einsteigern verschrieben haben, ist das wohl auch besser so. Am Rande des Platzes und manchmal auch quer rüber sind immer wieder Nichtgolfer unterwegs, die sich auf öffentlichen Pfaden neugierig das Treiben anschauen. Radfahrer, Hundeausführer oder Nordic Walker freuen sich hier über ein ausgedehntes Streckennetz. Unter anderem über die „Bruder Konrad“-Schleife, die direkten Kontakt zum Golf bietet. Also: Bleiben Sie gerade!
„Fatburning“
Und frühstücken Sie gut. Der Kurs ist zwar von gelb nur 5.616 Meter lang (daraus werden mit Bällesuchen leicht acht bis neun), dafür aber geht es so die Hügel rauf und runter, dass sie im Club vom „Fatburning“ sprechen. Sie können auch eins der brandneuen Elektrocarts nehmen, verpassen dann aber viele schöne Blicke in eine wunderbar sanft geschwungene Landschaft, an deren Horizont sich die österreichischen Alpen erheben. Der Club ist ganz schnell ein Teil des Dorfes geworden, auch deshalb, weil er mittendrin ist. Nicht nur von der Lage her, sondern auch vom Verständnis der Einwohner. Die waren am Anfang durchaus skeptisch, als es aus dem Rathaus schallte: „Die Gemeinde baut einen Golfplatz.“ Jetzt hat sie einen und viel Hirn und Herz reingesteckt (ein bisschen Geld natürlich auch).
Der Golfpark wirkt im Vergleich zu den fünf großen, erwachsenen Brüdern in Griesbach noch sehr zerbrechlich, hat aber beste Anlagen. Genau das ist seine Chance. In Griesbach bieten sie großes Golf, brauchen großes Geld und viele Gäste in einem straff durchorganisierten Resort. In Klein-Birnbach geht man einfach los und spielt Golf. Entspannt, in Ruhe und ganz dicht am Ort. Dieses Bad kann jetzt schon eine ganze Menge!
Bella Vista Golfpark Bad Birnbach
Adresse: Bella Vista Allee 1, 84364 Bad Birnbach
Telefon/Fax: 08563/97 74 00 + 08563/977 40 29
E-mail: info@bellavista-golfpark.de
Gründungsjahr: 2009
Platz: 18 Löcher; Par 72; 5.616 m (Gelb)/4.769 m (Rot); CR/Slope 70,3/132 (Gelb), 71,1/124 (Rot)
Greenfee: 50 Euro. 60 Euro mit Elektrocart oder einem 5-Stunden-Gutschein für die Therme am Ort. Viele weitere Angebote bis zum Jahresspielrecht ab 770 Euro.
Trolley/Leihschläger: 4 Euro/15 Euro für ganzen Satz.
Gastronomie: sehr freundlicher Service, kleine Karte. Von der (sonnigen) Terrasse schöner Blick auf den Kurs.
Hotelempfehlung: Der Golfpark arbeitet mit sehr vielen Partnerbetrieben (Hotels, Gästehäuser, Ferienwohnungen) zusammen. Da sollte jeder das Passende finden.
Anfahrt: Liegt zwischen München (130 km) und Passau (40 km). Von München über die A92 München-Deggendorf. Ausfahrt Landau an der Isar. Weiter auf der B20 Richtung Eggenfelden, von da ca. 20 km auf der B388.
GOLFmagazin-Bewertung (Platznote doppelt gewichtet)
Platz: 4 (Bälle) Clubhaus: 3 Service: 5 Gastronomie: 3
Gesamt: 4