»Von vielen Lehrmeistern das Beste für sich herausziehen«
Unsere Pros vor Ort halten das Spiel und den Sport am Leben, aber sie stehen selten im Rampenlicht. Es wird Zeit, sie zu würdigen. An dieser Stelle teilen sie mit uns ihre Erfahrungen, ihre Erlebnisse und ihre Tipps. In dieser Folge: Sven Voigt.
Eigentlich wollte der gebürtige Bremer Jung‘ Sven Voigt Manager werden. Dem Mannschaftsspieler des Club zur Vahr Bremen kam, trotz seines Handicaps von -2, nicht die Idee, das Hobby zum Beruf zu machen. Dabei war er bereits als kleiner Steppke ein Balltalent – erst auf dem Tenniscourt und dann auf dem Fairway. Während seines Studiums der Wirtschaftswissenschaften in Oldenburg war es seine Mutter, die auf ein Golf-Azubi-Inserat hin meinte: »Wäre das nicht etwas für dich?«. War es. Voigt absolvierte noch sein Vordiplom und ließ sich dann zum Golftrainer ausbilden. Nach der Lehre blieb er seinem Heimatclub treu, in dem er seit 44 Jahren Mitglied ist. 2020 feierte er 20-jähriges Dienstjubiläum als Trainer – Corona-bedingt ohne große Party.
Wie würdest du deine Trainingsphilosophie beschreiben?
Mein Credo lautet: Von vielen Lehrmeistern das Beste für sich herausziehen. Den Grundstein dafür bildet John Jacobs mit seinen drei Punkten der Schlagflächenstellung, des Schlägerwegs und des Eintreffwinkels. Ich betrachte die Körperformen des Schülers hinsichtlich etwaiger Defizite, passe den Schwung individuell an und optimiere entsprechend. Jeder Spieler ist einzigartig. Im Zuge meiner zweijährigen Weiterbildung zum PGA Health Professional wurde mir das noch einmal mehr verdeutlicht. Für meine Schüler möchte ich es möglichst simpel halten und nicht zu sehr verkomplizieren.
Ein Ratschlag, den du jedem Amateur gern geben würdest?
Jeder Amateur sollte auf einen ausgebildeten PGA-Pro hören und nicht auf die gutgemeinten Tipps seiner Mitspieler. Ein Klassiker: der Ratschlag bei getoppten Bällen, den Kopf unten zu lassen. Ein derartiger Tipp ist weder hilfreich noch zutreffend.
Der meistverbreitete Fehler von Amateuren?
Auf der Schwungbahn von außen nach innen zu schwingen und gleichzeitig zu löffeln – beide Fehler kommen häufig zusammen vor.
Welcher Ratschlag hat deinem eigenen Spiel am meisten weitergeholfen?
In einer Drucksituation den Oberkörper richtig aufdrehen! 1997 hatte ich gerade meine Golflehrerausbildung bei Stefan Quirmbach in Semlin am See begonnen, als die Golflehrermeisterschaften dort stattfanden. Ich war so aufgeregt und wollte meinen Ausbilder keinesfalls enttäuschen. Auf der Driving-Range schlug ich einen Socket nach dem anderen und dachte, dass es hoffnungslos sei, auf den Platz zu gehen. Quirmbach erkannte sofort, dass ich mich aufgrund meiner Anspannung kaum drehte. Dank seiner Korrektur rotierte ich wieder mutig mit dem Oberkörper, hatte wieder saubere Ballkontakte und spielte anschließend eine meiner besten Runden.
An was hast du früher geglaubt, jetzt aber nicht mehr?
Früher habe ich bezweifelt, dass es möglich sei, mit »Ersatzteilen«, also künstlicher Hüfte, Kniegelenk etc., Golf spielen zu können. Das ist ein Trugschluss! Auch im Alter, wenn körperliche Beschwerden wie Arthrose oder künstliche Gelenke zunehmen, gibt es für jeden Spieler noch immer die Möglichkeit, sein Spiel zu verbessern, sich zu schonen und dabei schmerzfrei über die Runde zu kommen.
Was ist das Geheimnis von gutem Golf?
Möglichst früh mit Golf beginnen und viele Ballkontakte sammeln. Vor allem, wenn man mit Golf beginnt, ist es wichtig, viele Bälle zu schlagen. Dabei ist die Technikkontrolle durch einen Trainer essentiell. Golfeinsteiger, die viel trainieren, sollten ein bis zwei Mal die Woche Unterricht nehmen – so vermeidet man es, sich unnötige Fehler anzueignen.
Was wünscht du dir zukünftig für dich und deinen Heimatclub?
Dass 2021 wieder ein normales Clubleben möglich sein wird und die Mannschaften gegeneinander antreten können. Vergangenes Jahr hat sich der Club dank Neumitgliedern deutlich verjüngt. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass dieser Trend anhält. In Bremen haben wir das Glück, nicht nur Sportarten wie Tennis und Hockey anbieten zu können, hier gibt es auch ein Schwimmbad, einen Club-Kindergarten – ideal für junge Familien.
Sven Voigt
Werdegang: geboren am 13. September 1971 in Bremen, spielt seit seinem fünften Lebensjahr Golf im Club zur Vahr Bremen. Seit 1999 ausgebildeter Golflehrer. C-, B-Trainer des DOSB, G1-Level, Ausbilderlizenz und PGA Health Professional. Sven Voigt ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Stützpunkt: Club zur Vahr Bremen (Stundenpreis: 35 Euro/30 Minuten; 70 Euro/60 Minuten)
Kontakt: sven.voigt@t-online.de, Mobil: 0171-2846358 oder über das Clubsekretariat, Tel. 0421/204480