Neue Golfregeln 2019 – eines der Themen des Jahres! Die ersten Monate haben, na klar, viele bekannte Tour-Pros getroffen. Marcel Siem zum Beispiel fing sich in Paris gleich zehn Strafschläge ein. Wir blicken zurück auf die skurrilsten Regel-Fehler des Jahres!
von Christopher Powers
Die neuen Golfregeln, die zu Beginn des Jahres 2019 implementiert wurden, sollten das Spiel einfacher machen. Und doch dauerte es gerade mal vier Tage, bis es zum ersten großen Regelfall kam. Beim Sentry Tournament of Champions auf Hawaii handelte sich Dustin Johnson zwei Strafschläge für das Spielen eines falschen Balls ein. Das war zwar kein Bruch einer neuen Regel, aber ein Zeichen dafür, was noch kommen sollte. Wir listen Ihnen die zehn nach unserer Meinung kuriosesten Aufreger zum Thema neue Golfregeln 2019 auf. Mit Marcel Siem war auch ein deutscher Tourpro dabei…
Nr. 10 – HAROLD VARNER III, PGA Tour
Players Championship im März in Saw- grass/Florida. Sieger: Rory McIlroy
Varner ruinierte seinen Driver direkt vor seinem Start bei der Players Championship und ersetzte den Schläger während der Runde, was grundsätzlich erlaubt ist. Nach den Regeln eindeutig verboten ist es, den Schläger während der Runde neu „einzustellen“. In diesem Fall hatte Varner seinen Driver-Schaft bereits im Bag, als ihm der Ersatzkopf während der Runde gebracht wurde. Als er den Schaft dann auf der Runde installierte, brach er Regel 4. Hätte jemand anderes den Schaft außerhalb des Platzes eingebaut und Varner den kompletten Driver gebracht, hätte er keine zwei Strafschläge bekommen.
Neue Golfregeln 2019
9 RICKIE FOWLER, PGA Tour
WGC-Mexico Championship im Februar in Mexico City. Sieger: Dustin Johnson
Nachdem der Amerikaner seinen Schlag direkt ins Aus geschlagen hatte, wurde er eines der ersten prominenten Opfer der damals noch sehr frischen Regel, nach der aus Kniehöhe gedroppt werden muss. Nach jahrzehntelang gelernter Praxis ließ Fowler den Ball an der Stelle, wo er den vorhergehenden Schlag gemacht hatte, aus Schulterhöhe fallen, ohne diesen Fehler danach zu korrigieren. Mit dem Strafschlag notierte Rickie an diesem Par 4 eine 7. Am Ende landete er mit 283 Schlägen auf dem 36. Platz und kassierte 75.000 Dollar Preisgeld; ohne den Strafschlag wären es 78.000 gewesen.
8 MARCEL SIEM, European Tour
Open de France im Oktober in Paris Le National. Sieger: Nicolas Colsaerts
Es hatte reichlich geregnet vor der Runde, so- dass sich der Platz sehr nass und tief präsentierte. Deshalb ging Marcel Siem davon aus, dass mit „Besserlegen“ („preferred lies“) gespielt würde. Auf den ersten neun Bahnen nahm der Deutsche seinen Ball dann auch fünf Mal auf, um ihn zu reinigen und anschließend wieder zu platzieren. Sie ahnen es: Besserlegen war weder angesagt noch erlaubt worden! Folgerichtig bekam Siem für jeden Regelbruch zwei Strafschläge, was sich bei fünfmal Ballreinigen und dem Spielen von der falschen Stelle zu einer stolzen Zehn summierte. Siem, Sie sehen es links, bedankte sich freundlich bei dem Referee und disqualifizierte sich selbst. Marcels Kommentar kurz danach auf seiner Facebook-Seite: „Passend zur ganzen Saison.“
7 JESPER PARNEVIK, Champions Tour
SAS Championship im Oktober in Cary/North Carolina. Sieger: Jerry Kelly
Das Ding schien sicher. Dann aber verpasste Jesper Parnevik auf dem dritten Grün der dritten Runde den ach so kurzen Putt, der nicht nur auslippte, sondern auch noch seinen Schuh berührte. Frustriert notierte sich der Schwede ein Doppelbogey, aus dem am Ende noch ein Triple wurde, weil Parnevik keinen Mulligan genommen hatte … Wie bitte? Tatsächlich: Unter Regel 11.1b hätte Jesper den Schlag ohne Strafe wiederholen müssen.
Neue Golfregeln 2019 –
6 AMY OLSON & ARIYA JUTANUGARN, LPGA Tour
Honda LPGA Thailand im Februar in Chonburi. Siegerin: Amy Yang
Ariya Jutanugarn hatte versäumt, ihren Ball, der dicht am Loch lag, zu markieren. Olsons Chip traf den Ball ihrer Flighpartnerin, wodurch ihrer nur 30 Zentimeter entfernt zur Ruhe kam. Beide Spielerinnen wiesen den Gedanken, den einen Ball bewusst als Stopper für den anderen genutzt zu haben, weit von sich; aus dem Grund wurden sie auch nicht bestraft. Auf Twitter und anderen Kanälen aber wurde der Fall intensiv und kontrovers diskutiert und kommentiert.
5 David Lipsky, PGA Tour
PGA Championship im Mai in Farmingdale/New York. Sieger: Brooks Koepka
Manchmal entscheiden Sekunden. Auch im Golf. Im Fall von David Lipsky war es sogar (wahrscheinlich) nur eine Sekunde. Die kam er zu spät zum Start der zweiten Runde der PGA Championship. 12:43 Uhr Ortszeit lautete seine Tee-Time, seine Flightpartner Henrik Stenson und der Südafrikaner Richard Sterne wunderten sich schon, da sie ihn bereits auf dem Putting-Grün gesehen hatten. Wie knapp es war, erzählte Stenson, der aussagte, dass Lipsky einen Fuß in der Tee-Box hatte, als die Strafe ausgesprochen wurde. Dennoch bekam der Amerikaner für das Zuspätkommen zwei Strafschläge, was ihn offensichtlich nicht sonderlich aufregte. Die erste Bahn spielte er Birdie und den Cut schaffte er auch.
4 Darren Clarke, Champions Tour
US Senior Open im Juni in Notre Dame/Indiana. Sieger: Steve Stricker
Ein Debüt könnte auch mal erfolgreicher verlaufen. Darren Clarkes Premieren-Auftritt bei einer US Open Senior Championship aber stand unter einem ungünstigen Stern. In der ersten Runde verzog er auf der zehnten Bahn seinen Drive ins Unterholz auf der linken Fairwayseite. Noch während er mit einem PGA-Offiziellen über eine Erleichterung diskutierte – auf der Ziellinie zum Grün stand ein Vogelhäuschen – nahm sich Clarkes Caddie bereits dieses Problems an. Der versuchte, das Vogelhaus aus dem Boden zu reißen. Der Haken: Das Häuschen ist zwar grundsätzlich ein bewegliches Objekt, laut Platzregel im Warren Golf Course Notre Dame aber ein unbewegliches Hemmniss. Trotz Clarkes lautstarkem Protest erhielt er zwei Strafschläge.
Neue Golfregeln 2019
3 Lee Ann Walker, Legends Tour
Senior LPGA Championship im Oktober in French Lick. Siegerin: Helen Alfredsson
Den Vogel abgeschossen hat in Sachen Strafschläge Lee Ann Walker. Die Amerikanerin erhielt auf ihren ersten beiden Runden bei der Senior LPGA Championship insgesamt 58 Strafschläge, 42 davon auf der Auftaktrunde. Lee Anns Caddie (und sie selbst) wusste nicht, dass die Regel es verbietet, beim Putten direkt hinter der Spielerin auf der Linie Richtung Fahne zu stehen. Was ihr Caddie bis zum fünften Loch in der zweiten Runde tat.
2 Sergio Garcia & Matt Kutchar, PGA Tour
WGC Match Play im März in Austin, Texas. Sieger: Kevin Kisner
So etwas kann sogar einem erfahrenen Lochwettspiel-Experten passieren. Im Viertelfinale schob Sergio Garcia auf dem siebten Grün einen Putt vorbei, der rund 25 Zentimeter hinter dem Loch liegen blieb. Im Vorbeigehen wollte der 39-Jährige den Ball in der Annahme, dass der Ball geschenkt sei, lässig versenken – was misslang. Da sein Gegner, Matt Kuchar, aber gar keine Zeit gehabt hatte, ihm den Putt zu schenken, bedeutete das vorschnelle Vorgehen Garcias natürlich „Lochverlust“. Der emotional aufgeladene Spanier verlor daraufhin im Verlauf des Spiels nicht nur wiederholt die Nerven, sondern schließlich auch das Match.
Neue Golfregeln 2019
1 Haotong Li, European Tour
Omega Dubai Desert Classic im Januar in Dubai. Sieger: Bryan Dechambeau
Hoatong Li „feierte“ eine Premiere: Der 24-jährige Chinese war der erste Spieler auf der European Tour, der Opfer der neuen Regeln wurde. Auf dem Schlussloch der Omega Dubai Classic half sein Caddie, Mike Burrow, unerlaubt, ihm auf dem 18. Grün beim Ansprechen des Balls den Putter in Richtung Ziel auszurichten. Die Strafe: zwei Strafschläge. Was zur Folge hatte, dass Li aus den Top Ten (zuvor Dritter) fiel und am Ende nur geteilter Zwölfter wurde. Der Regelverstoß kostete Li auch eine Menge Geld: mehr als 100.000 Euro!
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