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Rory und die Last, nicht nur die Golfwelt tragen zu wollen

Schneemänner sind ja grundsätzlich etwas Schönes, aber doch bitte nicht auf dem Golfplatz. Eine 8 an einem Par 4 – da beginnt ja schon bei uns Amateure das hektische Zittern.

Wie brutal muss es dann erst sein, wenn ich einer der besten Golfer der Welt bin, zum ersten Mal ein richtig großes Heimspiel vor mehr als 40.000 Fans habe – und dann mit genau dieser 8 starte? Die mich doch schon fast aus dem Turnier katapultiert, für das ich so lange gekämpft habe?
Rory McIlroy ist in der ersten Runde der 148. Open genau das passiert.

Dem Mann, der mit seinen Landsleuten Graeme McDowell und Darren Clarke jahrelang dafür gekämpft hat, das traditionsreichste Turnier der Golfwelt nach Nordirland zu holen. Dem Mann, dem das ganze Land, ach was, die ganze Insel hier die Daumen drückt. Und dann? Rauf aufs erste Tee, zur Vorsicht das Eisen gezückt – und den Ball ins Aus geschlagen.

War der Druck für Rory McIlroy zu hoch?
Die Zuschauer trotzen Wind und Wetter in Portrush (Photo by Andrew Redington/Getty Images)

War der Druck zu groß?

Sieben Schläge später war der Ball endlich zum ersten Mal im Loch – und McIlroy nach der Runde mit 79 Schlägen, 8 über Par und Platz 149 (von 156) um eine Erfahrung reicher: „Ich bin immer nervös auf dem ersten Tee. Hier aber war es wohl ein bißchen mehr.“ Ein bißchen mehr Fans, ein bißchen mehr Unruhe in den Wochen vor dem Turnier und viele, viele Menschen, für die der 30-Jährige mehr ist als ein Golfer. Ein Hoffnungsträger für die kommenden Monate, für die als ziemlich unruhig erwartete Zeit nach dem (möglichen) Brexit.

Wie hatte McIlroy doch vor dem Start „seiner Open“ gesagt: „Das Turnier ist etwas ganz Großes für unser Land und die Insel. Sport hat die unglaubliche Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen. Mein Land braucht das ab und zu vielleicht mehr als andere. Es wäre einfach schön, wenn sich hier Menschen treffen, um Golf zu genießen und alles andere um sich herum zu vergessen.“

Ob ihn diese hohe Erwartungshaltung belastet hat? McIlroy hält nichts davon, zu dramatisieren: „Zunächst mal war es auf der ersten Bahn einfach ein schlechter Schlag, der brutal bestraft wurde. Aber natürlich kann ich nicht behaupten, dass die ganze Aufmerksamkeit und Aufregung der letzten Wochen spurlos an mir vorübergegangen ist.“

McIlroy, immerhin vierfacher Major-Champion, dem zum Grand Slam nur noch das Masters fehlt, ist erwachsen geworden: „Macht euch um mich keine Sorgen. Ich gehe am Freitag auf den Platz und gebe mein Bestes. Dann werden wir sehen, was wird.“

Matthias Schmid beim Putten bei seinem ersten Major
Matthias Schmid kämpfte sich durch seine erste Runde bei der Open! Etwas Nervosität gehört eben auch dazu. (Photo by Kevin C. Cox/Getty Images)

Matthias Schmid zeigt sich zuversichtlich

Eine ähnliche Aussage, von den Sorgen abgesehen, kam von Matthias Schmid. Der 21-Jährige Amateur aus Herzogenaurach, der sich durch seinen frischen Titel als Europameister für die Open qualifizierte, kam mit einer 76 von seiner ersten Runde in so einem großen Turnier vor so vielen Menschen. „Es war schon sehr beeindruckend, und ich habe es auch genossen. Zumal ich da schon mithalten kann, wenn ich einen guten Tag habe“, sagte er direkt danach, und es klang alles andere als überheblich.

Da geht heute einer auf die zweite Runde, der genau weiß, dass er so gar nichts zu verlieren hat. Zumal ihm zumindest im Locker Room schon eine besondere Rolle zugedacht ist. Schmid mit einem verschmitzten Lächeln: „Da gibt es eine Ecke für die Open- und anderen Champions. Da bin ich als Europameister dabei.“ Mit Tiger Woods, mit Ernie Els, mit Darren Clarke. Und Rory McIlroy, der 2014 in Royal Liverpool gewonnen hat. Und hier und jetzt noch so viel vor hat.
Ich drücke Rory die Daumen. Und Matthias natürlich auch!