Das Gewusel am Flughafen in Hurghada ist bemerkenswert. Irgendwo müssen die rund 1,3 Millionen deutschen Touristen, die in diesem Jahr in Ägypten erwartet werden, ja auch hin.
Tatsächlich aber lösen sich etwaige Knoten und Schlangen genauso schnell auf, wie sie sich gebildet haben. Es dauert also nicht lange, bis ich meinen Bus gefunden habe, der mich ins rund 20 Kilometer entfernte El Gouna bringen soll.
El Gouna liegt direkt am Roten Meer. Auf dem Weg dorthin fahren wir durch das, was ich mir unter Wüste vorstelle. Sand überall, nur ab und an ein paar Verkehrszeichen, sodass ich froh bin, mit Anubis einen Fahrer zu haben, der weiß, wohin er muss. Seit mehr als zehn Jahren stellt er den Pendeldienst zwischen dem internationalen Flughafen in Hurghada und dem Urlaubs-Resort El Gouna sicher.
Wen er denn meistens so fährt, möchte ich von Anubis wissen? Man könne, so sagt er mit einem freundlichen Lächeln, zwei Gruppen unterscheiden. Die, die hauptsächlich wegen des guten Wetters und der freien Liegen an den Lagunen und Pools kommen, erkenne man am relativ schmalen Gepäck. Und dann seien da „die verrückten Sportler“, wie er sie nennt, die mit großen Koffern, Kisten oder Taschen kommen. „So wie Sie“, sagt er in sauberem Englisch, „Sie haben ja auch ihre Golfschläger dabei. Davon kommen in den letzten Monaten immer mehr.“ Starke Leistung, kleiner Preis eben.
Tatsächlich hat das Land der Pharaonen, was den Tourismus betrifft, ein paar ganz harte Jahre hinter sich. Nach dem Arabischen Frühling im Jahr 2011 ging erstmal ziemlich lange ziemlich wenig; weitere Übergriffe in den Folgejahren schreckten auch Ägypten-Fans weiterhin ab. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt, was die genannten Besucherzahlen belegen. Auch Anubis hat Recht: Gerade aus Deutschland steigt die Zahl der einfliegenden Golfer stetig. Die Hauptgründe: In El Gouna gibt es inzwischen zwei großzügig angelegte 18-Löcher-Plätze, die abwechslungsreich genug sind für eine Woche. Dazu kommt eine sehr vielfältige und verlässliche Hotelszene, die auf echtem 4- und 5-Sterne-Niveau all das bietet, was man für einen gelungenen Urlaub braucht.
Auch nicht unwichtig: das Preis-Leistungs-Verhältnis gehört zu den besten in allen Regionen, die wir aus Deutschland innerhalb von vier oder fünf Flugstunden erreichen können. Je nach Jahreszeit und Buchungsaufkommen kann man sich hier für rund 1.000 Euro schon einen wunderbaren Golfurlaub machen.
Zurück zu Anubis, der mit seinem Bus an einer der Kontrollstellen in El Gouna gehalten hat. Das gesamte Resort verfügt über ein eigenes Sicherheits-Konzept und sehr gut ausgebildete Mitarbeiter, die unauffällig, aber offensichtlich effektiv ihren Dienst verrichten. Tut gut, das zu sehen und zu spüren. Ich wohne im Steigenberger Hotel, weil es, von persönlichen Vorlieben abgesehen, die vielleicht beste Adresse für Golfer ist. Gucken Sie doch auf die Grafik unten: Sie zeigt die einzelnen Gebäude des 5-Sterne-Hauses auf einer Insel, die nicht nur vom Wasser umschlungen ist, sondern auch vom Golfplatz. Der hört ebenfalls auf den Namen Steigenberger. Passt also.
Die Zimmer sind sehr geräumig, meine Terrasse zeigt direkt zum Strand, Wasser und dem Golfplatz. Den erreiche ich am nächsten Morgen mit … dem Boot, richtig. Vom Hotel aus legt ein kleines Motorboot ab, das schon nach rund einer Minute auf der anderen Seite der Lagune anlegt. Welch entspannter Einstieg in den Tag; an dem Gemütszustand wird sich im Lauf der kommenden Tage nichts ändern.
Das Personal des Golfclubs ist höchst aufmerksam. Natürlich wird mir das Bag am Anleger abgenommen und aufs Cart gestellt. Gleich nebenan ist die Driving Range, deren Zielgrüns in der Lagune liegen. Und, natürlich, gibt es immer mal wieder ein paar echte oder Möchtegern-Longhitter, die versuchen, den Ball von der Range über die Lagune bis an den Hotelstrand zu spielen. Wer 300 Meter schafft, hat eine Chance.
Ich bin eher der Shorty und damit ein typischer Vertreter der Gattung deutsche Urlaubs-Golfer. Für uns/sie ist El Gouna ein formidables Ziel. Der Steigenberger-Platz (Par 72, 4.344 bis 6.296 Meter) ist in seinen 20 Jahren wunderbar eingewachsen, dank des belastbaren Seashore-Paspalum-Grases bestens in Schuss, nicht zu eng und mit großen Grüns, die sich gut lesen und spielen lassen. Der neue Kurs Ancient Sands wird, wenn die finale Linienführung gefunden ist, die sportliche Alternative. Vor allem, wenn es richtig bläst, was es, zur Freude der vielen Segler und (Kite-)Surfer, sehr häufig tut.
Und: Auch wenn die Gästezahlen weiter steigen, werden Sie auf den Kursen immer noch entspannt spielen können. Gewusel fällt aus; wir sind ja nicht am Flughafen.
Mehr Infos über El Gouna
Samih Sawiris ließ vor 20 Jahren, im April 1989, den Grundstein für das Feriengebiet El Gouna legen. Die Anlage ist eines der Vorzeigeprojekt seiner Orascom-Gruppe.
Die Ferienstadt El Gouna liegt direkt am Roten Meer, circa 22 Kilometer nördlich von Hurghada mit seinem internationalen Flughafen. Neben dem Yachthafen Abu Tig Marina gibt es in El Gouna eine Einkaufsstraße mit über 100 Restaurants, ein öffentliches Verkehrsnetz mit Bussen, Taxen und Booten, selbst ein kleiner Flughafen für Privat- und Chartermaschinen ist vorhanden.
Die Bibliothek von Alexandria hat eine Zweigstelle in El Gouna und selbst die TU Berlin hat hier einen eigenen Campus. Nicht nur dank des eigenen Sicherheitsdienstes – El Gouna Security – zählt El Gouna zu den sichersten Städten Ägyptens.
Im El-Gouna-Stadion ist der El-Gouna Football Club beheimatet, der seit zehn Jahren in der Premier League Ägyptens spielt. Für zwei Jahre war ’mal der ehemalige Bundesliga-Profi Rainer Zobel Trainer des Vereins. Seit 2010 wird die El Gouna International, ein Squash-Turnier der hochrangigen PSA World Series, ausgetragen.
Im Dezember 2016 fand zum ersten Mal die Dreiband-Weltmeisterschaft der Junioren (Billard) in El Gouna statt. Neben Fahrradfahren und Reiten werden aufgrund der Lage und der optimalen Windbedingungen alle Wassersportarten angeboten; besonders die Kite-Surfer sind sehr aktiv. Für Sporttaucher gibt es gut ausgestattete Basen. Lohnende Ziele sind die Insel Shadwan oder das Riff Abu Nuhas.