Einmal im Jahr öffnen sich die Tore des Augusta National und der Club heißt die gesamte Golfelite willkommen. Aber April ist auch der Monat, in dem selbst der ein oder andere Nichtgolfer etwas von diesem Sport mitbekommt und sich auch der letzte Golfer nur schwer gegen ein Masters-Gespräch auf der Clubhausterrasse oder auf der Runde wehren kann. Schließlich spielt auch Tiger Woods mit und mit Bernhard Langer und Martin Kaymer sind gleich zwei Deutsche mit am Start. Realistische Siegchancen hin oder her, es sind Argumente dafür, dann doch einmal kurz den Fernseher anzuschalten oder nachzulesen, wie es gerade so läuft. In diesem Jahr ist allerdings alles etwas anders, denn April ist nun auch der Monat, in dem Damengolf endlich eine größere Plattform bekommen soll und bekommt.
Zu viel Aufmerksamkeit
Denn eine Woche vor dem Start des Masters findet ein historisches Turnier im Augusta National statt und sorgt dafür, dass Damengolf momentan in aller Munde ist. Das mit dem schönen Namen Augusta National Women‘s Amateur (ANWA) ausgestattete Turnier ist in vielerlei Hinsicht revolutionär (Lesen Sie hier alles über das Turnier) und zeigt dennoch einmal mehr, welch weiten Weg Damengolf noch vor sich hat. Vor allem aber wird deutlich, wie sich die Verantwortlichen und konträren Interessen der Beteiligten Touren, selbst im Weg stehen.
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Witness history unfold at the inaugural Augusta National Women’s Amateur. #cominginapril
Die 72 Amateurinnen, die seit gestern um den Titel beim ANWA kämpfen (darunter auch die beiden Deutschen Golferinnen Sophie Hausmann und Leonie Harm), sind ohne Frage Teil einer hoffentlich langen Tradition. Kein anderes Amateur Turnier dieser Welt bekommt so viel Aufmerksamkeit und erfüllt gleichzeitig so viele Träume. Dank Augusta, dank des Masters und vor allem dank den unerbittlichen Bemühungen Damengolf endlich eine größere Plattform zu bieten. Dabei ist das ANWA selbst den Herren voraus, denn diese können im Amateursport kein Ereignis vorweisen, das auch international große Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Fokus liegt auf jungen Sportlerinnen, die in Zukunft auf den Touren dieser Welt siegen werden und zeigt ihren Weg auf die große Bühne (hier können Sie das Livescoring, sowie interessante Informationen über die Spielerinnen nachlesen).
Augusta oder Mission Hills?
Acht Flugstunden entfernt, im kalifornischen Mission Hills Country Club, spielen derweil die Spielerinnen, die es bereits auf die ganz große Bühne geschafft haben, um den ersten Major-Titel des Jahres. Beim ANA Inspiration messen sich die Damen der LPGA und kämpfen um den traditionellen Sprung in den Poppies Pond. Sie müssen nun damit umgehen, dass die ohnehin nicht übermäßige Aufmerksamkeit der Medien, zumindest in diesem Jahr, stärker auf den Geschehnissen in Augusta liegen wird. Auch der LPGA Vorsitzende Michael Whan zeigte sich irritiert. „Es gab keine Diskussion über die Terminierung. Es war kein Brainstorming. Ich wurde lediglich über das Turnier informiert“, so Whan. „Gleichzeitig freuen wir uns über die Situation, Terminvereinbarungen für mehrere Frauenturniere gleichzeitig managen zu müssen, denn das ist ein gutes Zeichen für den Sport“, sagte Whan weiter.
Jordanien mischt auch mit
Termine scheinen indes auch bei der Ladies European Tour, der Staysure Tour und der Challenge Tour eine Rolle zu spielen. Denn neben den oben genannten Events findet in Jordanien ein ebenfalls historisches Turnier statt. Mit der Jordan Mixed Open treten zum ersten Mal in der Golfgeschichte Spielerinnen und Spieler gleichermaßen gegeneinander an. Wohlgemerkt um dasselbe Preisgeld. Grund genug um ordentliche mediale Aufmerksamkeit zu generieren.
Eigentlich. Denn mit der ANA Inspiration, der ANWA und der Valero Texas Open, bei der auf der PGA Tour um die letzten Startplätze für das Masters gekämpft wird, ist das zukunftsweisende Wochenende für die Damenwelt leider ausgebucht. Zukunft ist, zumindest in diesem Jahr, leider nur einmal. In Deutschland dürfte das allerdings so oder so weniger eine Rolle spielen, denn wir bekommen lediglich das PGA Tour-Event im Fernsehen gezeigt.