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Eddie Pepperell: „Wenn die Leute wüssten, wer zur Hölle ich bin“

TPC Sawgrass ist ein berühmtberüchtigter Golfplatz und das Inselgrün der 17. Bahn ist auch unter den Profis gefürchtet. 69 Mal landete der Ball 2017 an diesem Loch im Wasser, 2018 waren es 54 und allein Tiger Woods fügte 2019 zwei Bälle zu der Statistik hinzu. Tommy Fleetwood und Jon Rahm können ebenfalls ein Lied davon singen.

Egal welchen Profi man zu diesem Kurs befragt, die Antwort ist meistens gleich. Man muss sich mit Köpfchen durch den Platz spielen und unbeschadet über die letzten Löcher kommen. Etwas, das auch Rory McIlroy zeigen musste, als er am Sonntag seinen letzten Putt zum Sieg mit einem Säufzer der Erleichterung versenkte. Natürlich war die Erleichterung groß, dass er endlich wieder ein Turnier gewinnen konnte, allerdings dürfte die Erleichterung ebenso dem Platz gegolten haben

Rory McIlroy reagiert auf den verpassten Birdie-Putt an der berühmten 17. Bahn des TPC Sawgrass (Photo by Richard Heathcote/Getty Images)

Zur Erinnerung: 2018 verpasste McIlroy auf eben jenem Platz den Cut. Für alle, die sich allerdings fragen, wie es für einen Profi ist, diesen Platz zu spielen, der sollte sich unbedingt den neusten Blogeintrag von Eddie Pepperell durchlesen, der immer wieder durch witzige und herrliche Kommentare für Aufmerksamkeit in den Sozialen Medien sorgt.

TPC Sawgrass

„Es ist schon über ein Jahr her, dass ich das letzte Mal einen Schläger zertrümmert habe. Und dann kam die Proberunde am Dienstag in Sawgrass. Ich schlug ein fünfer Eisen auf der siebten Bahn. Nachdem ich den Schlag ausgeführt hatte, der ironischer Weise einer meiner besseren an diesem Tag war, aber immer noch nicht gut genug, rammte ich den Schläger in mein Bag und verbog ihn dabei ziemlich. Danach warf ich ihn, in feinster Rory McIlroy-Manier, in den nahegelegenen Teich um ihn den Alligatoren zum Fraß vorzuwerfen. Es war eine trotz- und frustrationsgetriebene Handlung. Nach meinem dritten Schlag an der neunten Bahn gab ich auf und sagte Alex Noren, mit dem ich auf der Runde war, auf Wiedersehen. Ich bin direkt in mein Hotelzimmer und habe einen Mittagsschlaf gemacht.

Mein aller erster Schlag an der berühmten 17 war dann am Mittwoch bei meiner zweiten Proberunde. Wir hatten leichten Gegenwind und ich schlug den Ball gerade aus ins Wasser. Er war zu kurz. Noch nie war ich so nervös vor einem Schlag in einer Proberunde. Mein Caddie Mick machte es besser und sein Schlag landete neun Meter vom Stock entfernt. Nicht gut genug um die Caddie-Challenge zu gewinnen, aber immerhin besser als sein hochgepriesener Boss. Schmunzelnd merkte ich an, dass es wenigstens nur noch besser werden könnte für mich und versprach Mick, auch wenn ich selbst nicht dran glauben konnte, dass ich am Donnerstag ein Birdie an diesem Loch machen werde. In Zukunft sollte ich einfach zuversichtlicher sein.

2017 wurden an der 17. Bahn des TPC Sawgrass 69 Bälle versenkt. 2018 waren es noch 54 und 2019 waren prominente Opfer wie Tiger Woods, Tommy Fleetwood und Jon Rahm dabei (Photo by Richard Heathcote/Getty Images)

Am Sonntag schaltete ich den Golfchannel an um die gehirnwäscheähnliche sich immer wieder wiederholende und dennoch süchtig machende Übertragung der Players Championship anzuschauen. Ich schaltete gerade rechtzeitig ein, um Martin Kaymer bei seinem Drop an der eins zuzuschauen. Er hatte seinen Ball vom Abschlag ins Wasser gehauen. Dieses Hindernis war am Donnerstag und am Freitag aufgrund der Windrichtung nicht im Spiel. Am Samstag allerdings umso mehr. Der Abschlag an Bahn eins war vermutlich der Einschüchternste des ganzen Tages für mich. Nicht nur weil es der erste Schlag des Tages war, sondern weil ich weiß, dass ich diesen Schlag ins Hindernis mit erschreckender Leichtigkeit beherrsche. Zum Glück landete meine Fackel im Bunker.

Ich kann mich an keine Runde in meiner Karriere erinnern, in der mein Kurzes Spiel so gut war, wie am Sonntag in Sawgrass. Was es noch seltsamer macht ist, dass mein Kurzes Spiel in der letzten Zeit, genau wie so ziemlich jeder Teil meines Spiels, ziemlich bescheiden war. In Mexico habe ich zum Beispiel einen einfachen 5 Yards-Bunker-Schlag quer über das Grün getoppt. Diese Schläge hängen mir leider immer länger nach, wie ich es gerne hätte. Das heißt, dass ich mir extra Selbstbewusstsein und Vertrauen in meine Technik einreden muss als es normalerweise der Fall ist. Wie sich herausstellt, können sich gewisse Aspekte meines Spiels von katastrophal in der einen Woche, hin zu ganz ok in der nächsten Woche wandeln. Dankenswerterweise bin ich mittlerweile aber auch immer besser darin meiner Intuition und meinem Können zu vertrauen, wenn sich das Blatt zum Besseren wendet.

Die Players Championship ist ein gern gesehenes Spektakel bei den Fans. (Photo by Gregory Shamus/Getty Images)

Es ist schon schwer genug zu beschreiben, wie es sich anfühlt auf dem Abschlag der 17 Bahn in einer Proberunde zu stehen. Aber wenn man die Chance hat das Turnier zu gewinnen … ohne Worte. Ich habe mich kurz umgeschaut und die ganzen Zuschauer bewundert, aber, da ich mich deutlich wohler fühle den Boden anzustarren, wenn mich Leute anfeuern, habe ich davon nicht allzu viel mitbekommen. Ich fühle mich meist eindeutig zu Unwichtig, als dass ich diese Anfeuerung annehmen könnte. Die Fahne steckte bei 140 Yards, was für mich ein schöner Schlag mit dem Eisen 9 bedeutet, da wir Wind von vorne rechts hatten. Zum Glück ist das ein Schlag, vor dem man nicht zurückschrecken kann und das ist auch der Grund warum ich hier noch viele Birdies für mich in meiner Karriere sehen kann. Die Wahlmöglichekiten sind einfach so limitiert. Man kann nicht viel machen. Nachdem ich mein 9-er Eisen gekonnt auf 15 Meter geklopft habe, habe ich zu Mick und Lordy (Der Caddie von Justin Rose) gesagt: „Wenigstens ist der verdammte Ball trocken.“

Komischerweise dachte ich, dass der Schlag vor mir nicht wirklich schwierig war. Die zwei Breaks in der Puttlinie waren so offensichtlich. Ich wusste auch, dass das Grün nicht so schnell war, wie man es in der Vergangenheit schon gesehen hat, weil ich in der Proberunden einen ähnlichen Putt trainiert hatte. Es ging darum, den ersten Teil des Putts zuerst zu lesen, sich dann den höchsten Punkt des Putts herauszusuchen und sich dann voll und ganz auf sein Gefühl zu verlassen. Wenn man den Druck beim Golfen spürt, geht es häufig nur darum sich auf sein Gefühl zu verlassen. Und Atmen. Ganz ausatmen. Die Menge, die „Eddie Eddie, Eddie“ rief nachdem ich meinen Putt versenkt hatte, erinnerte mich an meine Schulzeit. Oh. Doch nicht. Es fühlte sich seltsam an im Mittelpunkt zu stehen.

Das Highlight meines nichtwiedererkennbaren Ruhms kam 2015 als ich bei Question of Sport zu Gast war. Während des Einlaufens ins Studio sagte man uns, dass wir die Standing Ovations des Publikums genießen sollten. Das hätte ich vielleicht auch tun können, hätte man mir vorher ein wenig Alkohol gegeben. Oder wenn ich den Eindruck gehabt hätte, dass die Leute auch gewusst hätten wer zur Hölle ich eigentlich bin.

TPC Sawgrass ist einfach Weltklasse.“