Nachdem die Amerikaner von den vier Vierball-Matches am Vormittag drei verloren hatten, konnten sie am Nachmittag wenigstens dagegenhalten – bitter genug, wenn man das schon erwähnen muss. Im ersten Foursome traten für Europa die ausgeruhten Justin Rose und Henrik Stenson an, denen Captain Bjørn am Vormittag eine Pause gegönnt hatte. Ihre Gegner, Dustin Johnson und Brooks Koepka, waren dagegen schon morgens auf die Runde gegangen, hatten dabei ihre Partien beide verloren. Am Nachmittag aber lieferten sich die vier Majorsieger einen spannenden Kampf bis zum vorletzten Grün. Dort gewannen Rose und Stenson mit 2&1.
Im zweiten Foursome duellierten sich die Europäer Sergio Garcia und Alex Noren mit Bubba Watson und Webb Simpson. Hier spielten sich die Amerikaner schnell mit 4auf in Führung, weil Garcia und Noren überall lagen, aber deutlich zu selten brauchbar auf dem Grün. Kurios dabei: Das zweite Loch hatten die beiden Teams mit jeweils einem Triplebogey geteilt. Während die Europäer weiterhin zu viele schlechte Schläge einstreuten, ergänzten sich Watson und Simpson anschließend sehr gut und legten dem Partner nur selten wirklich schwere Schläge auf. Wer so spielt, darf dann auch früher ins Clubhaus. Ergebnis: 3&2 für die Amerikaner.
Im dritten Flight des Nachmittags kam es zum erneuten Schaulaufen des europäischen Dream-Teams Francesco Molinari und Tommy Fleetwood. Vierter gemeinsamer Auftritt, vierter Sieg – und zum dritten Mal gehörte Tiger Woods zu den Leidtragenden. Diesmal war er mit Bryson DeChambeau auf die Runde gegangen – und hatte auch mit ihm keine Chance. Fleetwood, der seinen ersten Ryder Cup-Auftritt feiert (und das im wahrsten Sinn des Wortes), und Molinari wirkten auch an diesem Nachmittag so, also hätten sie über Jahre schon viele, viele Matches miteinander gespielt. Immer wieder klatschten sie sich ab, oft reichten auch kurze Blicke, um sich anzufeuern. Ergebnis: Eindeutiger 5&4-Sieg über die Amerikaner! Damit sind sie das erste Paar in der europäischen Ryder Cup-Geschichte, das alle vier Vierer in Serie gewonnen hat. Auffällig: Tiger Woods bewegte sich in seiner zweiten Runde des Tages zwischen den Schlägen noch langsamer und bedächtiger als am Freitag. Der Mann, der in den letzten neun Wochen sieben Turniere (Ryder Cup eingeschlossen) gespielt hat, wirkte einfach nur erschöpft. Und mit der Körpersprache, die höchstens einem Flüstern glich, zog er seinen unerfahrenen Partner Bryson DeChambeau mit runter.
Auch das letzte Duell des Tages war schneller entschieden als gedacht: Jordan Spieth und Justin Thomas bewiesen auch am Nachmittag, dass sie das beste und auch giftigste Duo der USA sind. Hier ’ne Faust, da ein strenger Blick in die Zuschauer – die beiden Freunde zeigten das Selbstvertrauen und den Mut, den man im Lochspiel braucht. Dabei hatten sie mit Rory McIlroy und Ian Poulter eine Kombi gegen sich, die an guten Tagen alles niederreißt. Allein: Die beiden Europäer gewann zwar noch die beiden ersten Löcher, bevor ihnen die Luft und die guten Schläge ausgingen. Spieth und Thomas dagegen durchpflügten, wenn es dann mal nötig war, sehr erfolgreich das tiefe Rough und stopften so viele Putts, dass McIlroy und Poulter spätestens ab der 11 keine Chance mehr hatten, als sie 3unter lagen. Auf der 15 war dann endgültig Schluss, wo die Partie mit 4:3 für die US-Boys gewertet wurde.
Vier Punkte sind im Ryder Cup ein großer Vorsprung, weil Europa jetzt aus den zwölf Einzeln (= 12 Punkte) „nur“ noch 4,5 Punkte braucht, um sich den Pott zurückzuholen. Grundsätzlich gelten die Amerikaner in den Einzeln als Favoriten; aber das galten sie insgesamt ja auch. Der Vorteil liegt eindeutig, und verdient, bei den Europäern!