Old & Young Tom Morris

Golf hat eine lange Tradition. Zurückzuführen ist die Entwicklung auf zwei leidenschaftliche Spieler aus St. Andrews. Nach verlässlichen Überlieferungen gelten die Schotten Old und Young Tom Morris als Golf-Pioniere des 19. Jahrhunderts. Old Tom Morris, 1821 in St. Andrews als Thomas Mitchell Morris geboren, war ein Golf-Universalgenie: Als Spieler, Ballmacher, Betreiber einer Schlägerwerkstatt, Greenkeeper und Architekt führte er das damalige Golf in eine neue Zeit und stellte letztlich die Weichen für all das, was wir heute so auf den Plätzen machen.

Sein Sohn, Thomas Morris Jr., der bereits im jungen Alter von 24 Jahren starb, galt als bester Golfspieler des 19. Jahrhunderts. Über eine Dekade dominierten Vater und Sohn die Open. Schon früh machte Old Tom Morris erste Erfahrungen mit dem Golf, wuchs er doch im kleinen Ort St. Andrews auf. Im Jahr 1837 ging der damals 18-Jährige bei Allan Robertson, dem ersten Profigolfer überhaupt, als Ballmacher in die Lehre. Die beiden waren Golfpartner und auf dem Platz ein unschlagbares Team.

Schon früh erkannte der Schüler das Potential des neuen Materials. Guttapercha, einem Kautschuk ähnlichen Naturstoff. Damit war es erstmals möglich, Golfbälle in großer Stückzahl industriell herzustellen, was ab 1848 das Ende des ursprünglichen Featherie-Golfballs bedeutete, der aus Federn hergestellt wurde. Meister Robertson allerdings stand dieser Neuerung skeptisch gegenüber, sodass er sich mit seinem Schüler entzweite.

Old Tom Morris fand 1851 eine neue Herausforderung, ging als Greenkeeper nach Prestwick. Einige Jahre später erhielt er das ehrenvolle Angebot, als „Custodianof the Links“, als Platzwart, auf den Old Course nach St. Andrews zurückzukehren. Der Schotte zögerte nicht und nahm die Chance wahr. Neben dieser Tätigkeit widmete sich Old Tom noch einer Schlägerwerkstatt, die sich in unmittelbarer Nähe des 18. Grüns in St. Andrews befand. Sie besteht bis zum heutigen Tag und gilt als ältester Golf-Shop der Welt.

Als Spieler sind seine vier Erfolge bei der Open Championship in den Jahren 1861, 62, 64 und 67, die erstmals im Jahr 1860 in Prestwick ausgetragen wurden, herausragend. Bis heute ist Old Tom Morris mit 46 Jahren der älteste Sieger dieses Turniers. Und einer der ältesten Teilnehmer aller Majors überhaupt. Er schlug noch im fortgeschrittenen Alter von 74 Jahren ab.

All diese Erfolge erzielte er mit gerade mal fünf Schlägern: vier Eisen und ein Holz. Die Erfolgssträhne wurde im Jahr 1868 von keinem anderen als seinem Sohn Thomas Morris Jr. fortgeführt: Im Alter von 17 Jahren gewann er seine erste Open und war auch in den Jahren 1869, 1870 und 1872 nicht zu schlagen. Dank seines Hattricks durfte Young Tom Morris nach dem Sieg 1870 den Open Championship-Gürtel dauerhaft behalten. 1871 wurde die Open ausgesetzt, weil man sich nicht einigen konnte, wie die neue Trophäe aussehen sollte. 1872 wurde der Disput durch die neue Claret Jug-Trophy beigelegt, die es noch heute gibt.

Der erste Name, der in die Silberkanne graviert wurde? Young Tom Morris/Thomas Morris Jr.! Der Junior galt als bester Spieler seiner Zeit und war der erste, dem während der Open ein Hole-in-One gelang (1868).

Nach einem brutalen Schicksalsschlag im Jahr 1875, bei dem seine Frau und das Baby dessen Geburt nicht überlebten, starb Young Tom Morris im Dezember desselben Jahres mit nur 24 Jahren.

Superplätze von Old Tom  

 Auch nach dem Tod seines Sohnes wirkte Old Tom Morris in der Golfbranche. Ab Mitte der 1870er-Jahre arbeitete er vor allem als Golfplatzarchitekt. Die genaue Zahl der von ihm kreierten oder umgebauten Plätze ist nicht mit Gewissheit zu beziffern; sie schwankt zwischen 40 und 75. Eine gigantische Zahl, wenn man bedenkt, wie mühselig nicht nur das Reisen war, sondern gerade der Bau von Golfplätzen.

Heute ist kein einziger Platz mehr in einem von Old Tom entworfenen Originalzustand erhalten. Aber die Liste der durch ihn beeinflussten Plätze ist lang: Nairn Golf Club, der Championship Course im Royal Dornoch Golf Club, der famose Platz in Royal County Down (Nordirland), der Old und der New Course in St. Andrews, der Old Course in Prestwick, auf dem die erste Open stattfand, Muirfield, Machrihanish, der Old Course im Lahinch Golf Club (Irland), der Championship Course in Carnoustie und das Meisterwerk im Royal Portrush Golf Club.

Old Toms breit gefächertes Wirken basierte nicht nur auf seinen Erfahrungen als Spieler, sondern in besonderem Maße auch aus seiner langjährigen Aktivität als Greenkeeper. So soll beispielsweise das Sanden der Grüns und Fairways maßgeblich durch ihn entstanden sein und aus seiner Tätigkeit in Prestwick stammen. Sein Markenzeichen war der Ausruf: „Saund! Mair Saund, Honeyman!“ (Übersetzung der Redaktion: Sand! Mehr Sand, mein Lieber!). Dabei wies er seinen jungen Greenkeeper an, mehr Sand auf den Untergrund zu werfen, um die Struktur des Bodens nachhaltig zu verbessern.

Auch der heutige Platzstandard über 18 Löcher ist eine Errungenschaft, die auf Old Tom Morris zurückgeht; ebenso die verstärkten Locheinsätze, die dadurch eine einheitliche Größe garantierten. Gleiches gilt für die Abschläge. Bei seiner Tätigkeit am Old Course schaffte er erstmals separate Abschlagbereiche. Dies war eine Besonderheit, weil bis dahin überwiegend im flachen Gras, nur einige Schlägerlängen vom vorherigen Grün entfernt, aufgeteet wurde. Einen speziellen, sauber gemähten Bereich für den nächsten Abschlag gab es bis dato nicht. Mit 86 Jahren starb Old Tom Morris am 24. Mai 1908 in seiner Heimatstadt St. Andrews. Ihm zu Ehren wird seit 1983 der Old Tom Morris Award verliehen.

Das ist die höchste Auszeichnung der GCSAA, der „Golf Course Superintendents Association of America“. Der Preis geht an Personen, die durch ihr lebenslanges Engagement dazu beigetragen haben, das Wohl des Spiels in einer Weise zu formen, wie sie von Old Tom Morris beispielhaft vorgelebt wurde.