Meine Worte vom 1. Juni 2017 klingen nach Tiger’s unfassbarem Comeback bei der Valspar Championship wie die eines Schreibers, der sich zu weit aus dem Fenster gelehnt hat und nun vom Fahrtwind brachial getroffen wurde.
Und Sie haben Recht. Ich habe Tiger Woods unterschätzt, abgeschrieben, in Rente geschickt. Zu früh, wie sich nach nur 14 Golfrunden seit seiner Rückkehr herausstellte. Mit neuem Rücken, neuer Power und dem alten Siegeswillen ist Woods zurück auf der vielleicht besten PGA Tour aller Zeiten. Neben den jungen Wilden: Fowler, Thomas, Spieth und einem wieder erstarkten Phil Mickelson mischt ab sofort wieder ein 79-Siege schwerer PGA Tour-Senior vorne mit: Tiger Woods, der nach vier Rückenoperationen und einem medizinischen Wunder mit 42 Jahren schwingt wie in seinen Bestzeiten.
Der Robocop der PGA Tour
“Ich denke, ich werde von Woche zu Woche etwas besser und präziser“, gab sich Woods nach der Valspar Championship bescheiden. Sehr bescheiden! Ohne den Platz vorher 20 Jahre gespielt zu haben, feierte er hier beinahe seinen ersten Sieg seit vier Jahren und sieben Monaten: Mit den schnellsten Drives und einem Kurzen Spiel, welches an seine einstige Dominanz erinnerte. Davon bekamen auch die TV-Zuschauer Wind. Woods‘ dritte Runde am Samstag haben so viele Golffans gesehen wie zuletzt vor zwölf Jahren (unter allen Turnieren!).
Seit Sonntag steht das Unvermeidliche fest: Tiger wird wieder gewinnen, es ist nur die Frage wann. Diese Woche bei der Arnold Palmer Invitational, in drei Wochen beim Masters? Es wird passieren, vielleicht gewinnt er noch drei mal in seiner Karriere, vielleicht auch noch 30 mal – wenn sein Rücken hält, kann der Robocop der PGA Tour alles erreichen, ehe er Bernhard Langer auf der Champions Tour Gesellschaft leistet.
Woods: „Sie haben keine Ahnung, wie hart das war.“
Dabei sah das lange Zeit nicht so aus – schaut man sich an, was Tiger in all den Jahren seiner Leidenszeit, der Presse verriet.
1. Dezember 2015: „Ob es ein Licht am Ende des Tunnels gibt, ich weiß es aktuell nicht.“
29. November 2016: „Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie vor lauter Schmerzen nicht mehr aus dem Bett kommen würden? An dem Punkt war ich.“
27. September 2017: „Derzeit mache ich nichts, was annähernd mit Golf zu tun hat. Ich weiß nicht, was die Zukunft noch für mich bringen wird.“
Zuletzt wurde Tiger letzten Sonntag gefragt, ob er in jenen schweren Zeiten überhaupt noch an einen Sieg geglaubt hat. Woods antwortete ohne zu zögern: „Nein, das habe ich nicht. Ich habe von Minute zu Minute gelebt, sie haben keine Ahnung, wie hart das war.“
Es sind Worte, die bereits beim Schreiben Gänsehaut machen. Sein 80. PGA Tour- Sieg wird kommen. Das ist klar. Klar ist auch: Es wird der emotionalste Tiger-Triumph aller Zeiten werden!