Realistischer ist da der Sieg der aktuellen Nummer eins der Welt, Dustin Johnson. Der hat, wie passend, gleich das erste Turnier des Jahres, das Sentry Tournament of Champions auf Hawaii, gewonnen. Nach seinem kuriosen Treppensturz im vergangenen Jahr, bei dem er sich am Tag vor dem Masters eine Rückenprellung zuzog und die Teilnahme absagen musste, wird sich Johnson diesmal wohl eher ein Haus ohne Treppen mieten. Sollte er die grandiose Form von 2017 wiederfinden, wofür der überlegene Sieg auf Hawaii spricht, wird es nicht viele geben, die den Longhitter stoppen können.
Wären da nicht ein paar junge, aber schon ziemlich erfahrene und erfolgreiche Wilde: Justin Thomas, der im vergangenen Jahr als mehrfacher Sieger auf der US-Tour und amtierender PGA-Champion mehr als genug Selbstvertrauen tanken konnte. Jordan Spieth, der bereits ein grünes Jackett besitzt und 2017 bei der Open triumphierte. Rory McIlroy, der endlich seinen Karriere-Grand-Slam vervollständigen könnte, weil ihm von den vier Major-Turnieren nur noch der Sieg beim Masters fehlt. Und natürlich Rickie Fowler, der nach dem kaum noch erwarteten Masters-Sieg von Sergio Garcia nun der bekannteste Profi mit dem zweifelhaften Etikett „bester Golfer der Welt ohne Majorsieg“ ist.
Nach Augusta ist vor der US Open, die in diesem Jahr zum ersten Mal seit 2004 wieder im Shinnecock Hills Golf Club im US-Bundesstaat New York ausgetragen wird. Dieser altehrwürdige Club gehört zu den fünf Gründungsclubs der United States Golf Association (USGA) und war Schauplatz der zweiten US Open überhaupt. Damals, im Jahr 1896, fand in Shinnecock auch gleich noch die US Amateur Championship statt.
Drei weitere Male gastierte das amerikanischste aller Majors seither in diesem wunderschönen Zipfel von Long Island: 1986, 1995 und 2004. Die vorerst letzte Ausgabe konnte sich der Südafrikaner Retrief Goosen mit zwei Schlägen Vorsprung vor Phil Mickelson sichern. Der hatte zwei Monate vorher das Masters gewonnen, wartet aber bis heute auf seinen ersten US Open-Sieg. Der wäre eine unglaubliche Erlösung und Bestätigung für den inzwischen 47-jährigen Mickelson, der die US Open sechsmal als Zweiter beendete – und „nur“ noch dieses Major braucht, um den Karriere-Grand-Slam zu schaffen.