Einer, dem dieser unbedingte Siegeswille quasi in die Wiege gelegt wurde, ist Tiger Woods. Seine Karriere mag vorbei sein, aber Charaktere wie er hinterlassen einen bleibenden Eindruck und üben eine besondere Faszination auf ihr Umfeld aus. Allerdings kommt eine derartige Dominanz nicht ohne Nebenwirkungen, denn wie uns Martin Kaymer unlängst in einem Interview verriet: „Es kann sehr, sehr einsam sein an der Weltspitze!“
Im Amerikanischen bezeichnet man Charaktere wie Woods gerne einmal als „Lone Wolf“, also den einsamen Wolf. Und dann gibt es neuerdings Spieler wie Justin Thomas, der als echter Sympathieträger durchgeht. Ein Athlet, dem man jeden Sieg gönnt und mit dem man, vor dem heimischen Fernseher, um die Wette grinst, wenn der entscheidende Putt ins Loch gefallen ist.
Justin Thomas gehört zu einer neuen Generation Tour-Profis, die auf eine ganz andere Art beeindrucken als beispielsweise Tiger Woods; und die unter den besten Golfern dennoch nicht verloren gehen, wie sich Martin Kaymer heute an seine Zeit an der Weltspitze erinnert. Auf fünf Tour-Siege, darunter sein erstes Major, einen FedEx-Cup-Playoff-Erfolg, eine 63 bei der US Open und die Auszeichnung zum „Player of the Year“ kann Thomas in den letzten zwölf Monaten zurückblicken. Auch der erste Platz in der Weltrangliste scheint, trotz extrem starker Konkurrenz, nur eine Frage der Zeit zu sein.
Szenenwechsel. Es ist der Finalsonntag der PGA Championship in Quail Hollow. Justin Thomas steht kurz vor dem Durchbruch und seinem ersten Major-Titel. Mal wieder sind die Zuschauerränge randvoll. Es ist schließlich Major-Sonntag.
Wenn schon nicht ich, dann wenigstens die anderen
Aber für Thomas zählt das nicht, er ist es gewohnt, vor einer riesigen Zuschauer-Kulisse zu spielen. Was ihn aber sehr wohl interessiert, spielt sich am Rande des 18. Grüns ab. Dort kann man die Familie von Justin Thomas sehen. Mutter Jani und Vater Mike, der Golflehrer in Harmony Landing in Justins Heimatstadt Louisville in Kentucky ist, sind bei diesem besonderen Sieg ihres Sohnes natürlich live dabei.
Freundin Jilian ist, nachdem ihr Liebster darauf gedrängt hatte, sie möge doch bitte ihren für den Nachmittag geplanten Rückflug umbuchen, ebenfalls vor Ort. Soweit ein ganz normales Bild. Wären da nicht auch die drei wichtigsten Menschen neben seiner Familie dort gewesen. Bud Cauley, Jordan Spieth und Rickie Fowler, die sich möglichst unauffällig in die Zuschauerränge eingefügt hatten und darauf warteten, mit der Familie aufs Grün zu laufen, um dem frischgebackenen Major-Sieger Thomas zu gratulieren.
Ausgerechnet Rickie Fowler, der selbst noch immer auf seinen Durchbruch wartet und, nach Sergio Garcias Masters-Sieg im April, die zweifelhafte Auszeichnung als „bester Spieler ohne Major-Sieg“ mit sich herumschleppt! Er als einer der ersten Gratulanten eines direkten Konkurrenten? Einem, der gerade das geschafft hat, woran Fowler bisher immer wieder gescheitert war? Absolut! Natürlich, so gab er hinterher zu, war Rickie Fowler enttäuscht, nicht an Stelle seines Kumpels gewesen zu. Dennoch war Fowlers Freude an Justins Sieg aufrichtig und echt. „Das ist einfach nur toll“, freute sich Thomas, um weiter zu schwärmen: „Ich glaube, sie wissen, dass ich dasselbe für sie tun würde!“
Eine Szene, die besonders war und im Leistungssport sehr, …