Schotten gehen nicht aufs Klo. Jedenfalls nicht, wenn sie auf den richtig guten, alten Links-Kursen unterwegs sind. Wie auf dem Old Course in Troon, auf dem sich im Juli Henrik Stenson so formatfüllend mit Phil Mickelson duel lierte – und am Ende so historisch-effizient mit einer 63er-Schlussrunde die 145. Open gewonnen hat. Oder wie im nahen Prestwick, wo schon 1860 die erste Open Championship überhaupt ausgetragen wurde.
Gerade auf diesen Plätzen, auf denen man gut sechs Kilometer durch wilde
Dünen oder tiefe Bunker stapft und erst nach 18 Bahnen zum Clubhaus zurückkommt, gibt es keine Toiletten. Vielleicht ist das der wahre Grund, warum Schotten so zügig spielen und nach gut vier Stunden schon wieder zurück sind… Immerhin sind sie konsequent, denn wo es keine Häuschen gibt, fehlen unterwegs oft auch die Wasserspender…
Golf in Schottland, und gerade in Ayr
shire an der rauen Atlantikküste, ist einfach anders als das Spiel bei uns. Hier ist es robust, natürlich und frei von jeglichem neumodischen Schnickschnack. Hier spielt man durch Dünenlandschaften, die
abseits der welligen Fairways nur ab und
an mal einen Greenkeeper mit dem Hand-
mäher oder gar der Sense sehen. Hier gibt es Grüns, die seit mehr als 150 Jahren bespielt werden, und Bunker, deren Form sich durch Wind und Wetter immer
wieder verändern. Golf ist hier – Natur!
Und der Umgang mit Sport und Sportlern einfach natürlich. Hemmschwellen? Gibt es hier höchstens auf den meist sehr kleinen Straßen, die zu den weltbekannten Golfclubs führen. Selbst Royal Troon, das ich bei meinem ersten Besuch in den 90er-Jahren noch als ziemlich zugeknöpft empfand, freut sich längst auf und über Gäste. Und deren Greenfee, na klar. 200 Euro pro Runde sind
ein richtiger Brocken
165 Pfund, umgerechnet rund 200 Euro wie für den Old Course in Royal Troon, sind schon ein richtiger Brocken; zumal
im Gegensatz zu ähnlich bekannten Anlagen in den USA das Elektrocart nicht enthalten ist. Wie auch? Die wenigen Carts, die sie in Troon oder Prestwick haben, sind für Platzarbeiter oder gebrechliche Mitglieder bestimmt, damit die auch mit 80 Jahren noch auf die Runde fahren können.
In Schottland trägt man selbst. Diese Praxis spart auf dem Platz viele Meter und damit Zeit; Geld natürlich auch. Es sei denn, Sie entscheiden sich für einen der meist richtig guten Caddies (rund 60 Euro pro Runde plus Trinkgeld), die seit Jahren ihre Bahnen ziehen und deshalb jeden Winkel des Platzes kennen. Und, genauso wichtig: zauberhafte Geschichten über mehr oder weniger berühmte Golfer, die sie begleitet haben. Zur Sicherheit sollten Sie den Wunsch nach einem Caddie frühzeitig an den Club herantragen, damit sie später nicht selbst schleppen müssen.
Wie ist die Runde in Troon nun? Und das Geld wert? Für mich, ja! Royal Troon gehört zu den Plätzen, die man gespielt haben sollte. Nicht nur wegen der Open-Historie, sondern auch der spielerischen und landschaftlichen Schönheit – hier fügt sich alles harmonisch zusammen! Die Irische See mit der Isle of Arran am Horizont liegt querab; ab und an schickt sie herzhafte Böen und entsprechende Gischt gleich aufs erste Fairway. Neun Bunker lauern bei diesem „Seehund“, wie die Bahn heißt, weil gleich ums Eck ein paar Felsen aus dem Atlantik ragen, auf denen sich die Robben gern mal räkeln.