McIlroy und Pieters, die vorweg spielten, gingen gleich auf den ersten Löchern mit Birdies in Führung, lagen bereits nach 5 Löchern 4 unter und 3up gegen Ricky Fowler (traf kein Drive) und Phil Mickelson (haderte aus schlechten Lagen). Das Match geriet auch im Lauf der Runde nicht mehr in Gefahr. Der erste Tagespunkt war gesichert, Europa hielt am Momentum des gestrigen Tages fest, Coach Clarke wirkte am Grünrand entspannt und zuversichtlich.
Dabei hatte man besonders heute den Heimvorteil der Amerikaner spüren können. Sprechchöre am ersten Tee (“We believe we will win”), tosender Applaus, pompöse Kostüme in US-Farben und natürlich die immer und immer wiederkehrende amerikanische Hymne prägten bereits in den ganz frühen Morgenstunden – als die Sonne noch nicht einmal zu erahnen war – die Turnieratmosphäre.
Doch die Europäer hielten dagegen, nicht nur mit deutlich kreativeren Liedern und Anfeuerungsrufen durch englische und irische Fans an den Teeboxen – vielmehr mit richtig gutem Golf, angetrieben von einer irren Aufholjagd durch Sergio Garcia und Rafa Cabrera Bello.
An Loch 12 noch 4 Löcher hinten drehten die Spanier das Match und holten am Ende noch einen halben Punkt. Dabei spielten die beiden wie bereits im gesamten Cup als Team: Garcia lochte an der 16 zum Birdie, sein Landsmann an der 17. Plötzlich wurde es ganz still auf den Rängen, Amerika hielt den Atem an, die Hymnen verstummten. Cabrera Bello: “Sergios Putt an der 16 war der Schlüssel. Danach wussten wir, jetzt ist alles möglich.”
Alles möglich war auch bei Justin Rose und Chris Wood, die eigentlich an der 16 solide 2 Löcher vorne lagen. Ein durch Rose ohne Not gewässerter Angriff auf das 16. Grün (zweiter Schlag, Par 5) brachte die beiden Engländer noch einmal in die Bredouille und die Gegner Jimmy Walker und Zach Johnson zurück ins Spiel. Das merkte auch US-Schauspieler und Golfnarr Bill Murray, der an der 16 direkt neben uns lauthals applaudierte und mit jedem der Helfer und Zuschauer etwas zu bequatschen hatte und fleißig Selfies der Fans bediente. Am Ende sollte aber auch das nichts helfen. Team UK holte den Punkt und den zweiten Tagessieg für Europa.
Den einzigen Machgewinn für die Amerikaner holten Brandt Snedeker und Brooks Koepka, die Henrik Stenson und Jungspund Matt Fitzpatrick keine Chance ließen (3&2). Nach dem Vormittag war das US-Team nur noch einen Punkt vorne: 6.5:5.5.
Und was war mit Martin Kaymer und Dustin Johnson? Beide bekamen von ihren Coaches eine Pause aufs Auge gedrückt. Kaymer nahm es sportlich und stand seinen Mitspielern z. B. am 9. Grün zur Seite. Die aktuelle Nummer 2 der Welt Dustin Johnson zeigte sich gelegentlich am Rande der Bahn – mit Musik im Ohr und gewohnt cooler Miene. Apropos: Und was war mit Tiger Woods? Den 14-fachen Majorsieger nahm man, wie die letzten Tage auch schon, so gar nicht wahr. Wie ein Phantom, das zwar da ist, aber nie in Erscheinung tritt. Und tauchte der Vice-Captain dann doch mal auf, zeigte er Fans und Kameras allenfalls den Rücken. Schade, ein bisschen mehr Tiger-Präsens würde dem Turnier und den Fans sicher nicht schaden.