Im Vorfeld des Turniers hatte ich bereits kurz Kontakt zu Isi Gabsa und umso mehr habe ich mich darauf gefreut sie beim ProAm persönlich kennenzulernen. Unser kompletter Flight war sich von anhieb sympatisch und so war es eine durchaus entspannte Runde, ohne den nötigen Ernst zu verlieren. Für mich persönlich war es natürlich eine tolle Möglichkeit mein eigenes Spiel mit dem von Gabsa zu vergleichen. Aber auch einen Einblick in den Tour-Alltag einer jungen Spielerin, die gleichzeitig auf der European Tour und der Symetra Tour (der Schwestertour der LPGA Tour) in den USA spielt, zu erhalten. Sie erzählte mir von Gastfamilien in den USA und Begegnungen mit Kühen auf den Straßen Indiens. „Das mit den Gastfamilien in den USA ist wirklich cool“, erzählt sie mir, “ die schreiben oftmals im Vorfeld was ich denn gerne im Kühlschrank haben möchte und was sie mir sonst noch Gutes tun können. Aber nicht nur das, die Familien kommen, egal ob Golfer oder nicht, oft auch mit zu den Spielen, freuen sich wenn ich einen Putt loche und bleiben oft auch im Nachhinein in Kontakt.“ In der Tat erhalten so auch Menschen einen Berührungspunkt mit Golf, den sie vielleicht sonst nicht gehabt hätten.
Zugegebenermaßen verfolge auch ich als Frau häufiger Herrenevents als die Damen. Dies liegt zum Einen an meinem persönlichen Interesse und zum Anderen an der mangelnden Präsenz der Damen in den Medien. Oftmals bekommt man von den wichtigen Turnieren wenn überhaupt nur etwas über das Hintergrundrauschen der sozialen Netze mit oder wenn eine Deutsche im internationalen Feld etwas erreicht. Und das obwohl ich mich sehr für den Sport interessiere und viele Golffreunde habe. Auch wenn Caroline Masson, als dritte Deutsche überhaupt, ein Turnier auf der LPGA-Tour gewinnen konnte und das mit Sicherheit mehr Aufmerksamkeit auf das Turnier gelenkt hat, hält sich das öffentliche Interesse am Damengolf in Grenzen. Nicht zuletzt deshalb sind die Mädels ziemlich entspannt. Und ich: immer noch begeistert.
In der Zwischenzeit sind wir auf Loch eins angekommen. Unser fünftes Loch, denn wir sind an der 15 gestartet. Es wurde Zeit für den Longest Drive. Lachend meint Gabsa: „Den habe ich schon lange nicht mehr gewonnen. Schade eigentlich“. Nein nicht weil sie den Ball so kurz schlägt (definitiv nicht ihr Problem), sondern weil sie hier natürlich außer Konkurrenz ist. Dafür treffe ich meinen Ball ganz ordentlich. Und siehe da: Mit 220m reichte das zum Gewinn bei den Damen. Das war dann aber auch schon so ziemlich das einzige Highlight meiner Runde. Und trotzdem hatte ich einfach nur Spaß mit meinem Flight und es war anders als ich es mir vorgestellt hatte. Eigentlich bin ich mir nicht wirklich sicher was ich mir vorgestellt hatte, aber dass die Mädels sich so offen zeigen hätte ich nicht gedacht. Selbst nach der Runde haben sich die Spielerinnen mit ihren Flights an den Tisch gesetzt und geplaudert. Einfach sympatisch. Vermutlich hat das damit zu tun, dass die Mädels um ihren schweren Standpunkt in der Golfwelt wissen, aber bessere Werbung in eigener Sache kann man eigentlich nicht machen.
Hervorragendes Wetter, tolle Mädels, die entgegen der weitverbreitenden Meinung richtig gutes Golf zeigen, und eine tolle Location sind eigentlich perfekte Voraussetzungen für einen tollen Start der ISPS Handa Ladies European Masters in Deutschland. Einziger Wermutstropfen ist, dass es scheinbar kaum jemanden interessiert. Meine Meinung bleibt allerdings bestehen. Es mag sein, dass sich das allgemeine Interesse besonders am Damengolf sehr in Grenzen hält, allerdings kommt man hier in Hubbelrath nicht nur nah an die Stars der Szene heran, sondern bekommt auch richtig gutes Golf in Deutschland zu sehen. Ich für meinen Teil freue mich bereits auf die nächsten Tage.