Herr Kaymer, kein deutscher Spitzensportler legt im Jahr wohl mehr Flugmeilen zurück als Sie. Wissen Sie, wie viele es sind?
Ich halte das nicht genau fest. Aber in diesem Jahr sind es bestimmt bereits wieder weit über 25.000 Kilometer. Ja, es kommt schon immer ordentlich etwas zusammen.
Ein Leben aus dem Koffer und in Hotels – ist das nicht irrwitzig anstrengend? Wie finden Sie Zeit für sich und zum Abschalten?
Anstrengend ist es hauptsächlich wegen der vielen Zeitunterschiede. Von Asien nach Europa, in die USA und wieder zurück wirft den Rhythmus schon ein bisschen durcheinander. An das Leben aus dem Koffer gewöhnt man sich. Dennoch freue ich mich jedes Mal, wenn ich ein paar Tage zu Hause sein kann.
Mit 15 Jahren standen Sie vor der Wahl: Fußball oder Golf. Wie würden Sie heute einem 15-Jährigen, der vor der gleichen Wahl steht, die Entscheidung für den Golfsport schmackhaft machen?
Ich denke, diese Entscheidung ist immer individuell. Für mich war es damals schön, mein eigener Herr sein zu können und absolut selbstverantwortlich für meine Leistung zu sein. Nichtsdestotrotz vermisse ich den Fussball manchmal, da dieser Teamgedanke im Golf oft fehlt.
Golf kehrt im August das erste Mal seit 112 Jahren wieder ins Programm der Olympischen Spiele zurück. Welchen Stellenwert haben die Spiele in Rio de Janeiro für Sie persönlich?
Olympia hat für mich dieses Jahr absolute Priorität. Das wird das erste Mal sein, dass man als Golfspieler Teil eines richtigen Teams ist, das für Deutschland antritt. Ich freue mich sehr darauf! Auch für den Sport im Allgemeinen kann es nur von Vorteil sein, und ich werde mein Bestes geben, um eventuell eine Medaille für Deutschland holen zu können.
Wann und wo werden die Golffans Sie 2016 in Deutschland sehen?
Dieses Jahr ist mit Olympia sehr schwer zu planen. Ich kann deshalb jetzt noch nicht sagen, welche Turniere ich im Sommer und Herbst genau spielen werde, da ich auch auf meinen Körper höre und bei Olympia, den Majors und beim Ryder Cup, falls ich mich für ihn qualifizieren sollte, in Topform sein möchte.
Was sind die drei wichtigsten Dinge, die es braucht, um sich als Golfer im Profibereich durchzusetzen?
Selbstvertrauen, Hartnäckigkeit und eine gute Arbeitsmoral.
Nennen Sie uns bitte drei Argumente, warum es sich lohnt, mit Golf anzufangen, auch wenn man bisher noch nicht mit dem Golfvirus infiziert wurde?
Bewegung, Natur und viel gemeinsame Zeit zum Reden.
Und was entgegnen Sie Spöttern, die behaupten: „Golf ist ein Sport für Rentner“?
Meist frage ich, ob sie Golf denn selbst schon einmal ausprobiert haben. Ich habe das mal mit einem Freund gemacht. Er hatte am nächsten Tag Muskelkater!
Über Geld spricht man nicht? Doch! Als Werbebotschafter der Privatbank Berenberg darf diese Frage erlaubt sein: Wie legt der Multimillionär Martin Kaymer sein Geld an?
Sehr, sehr konservativ! Ich bin kein Freund von großen Experimenten, wenn es um die Geldanlage geht. Schließlich arbeitet man auch als Profisportler jeden Tag hart dafür.