Der Professor ist 76, dafür aber noch richtig gut auf den Beinen. Ich muss es wissen, schließlich ist mir Franco Chimenti, der Präsident des Italienischen Golfverbands, vor kurzem bei der BMW PGA Championship in Wentworth ein paar Mal entwischt…
Es ist Donnerstag Vormittag, im vornehmen Wentworth Club am Rande von London läuft seit sieben Uhr die erste Runde der BMW PGA Championship. „Da wird Signore Chimenti wohl mit einem der beiden Molinari-Brüder mitgehen“, hatte mir einer seiner Mitarbeiter erzählt. Und auch das: „Er weiß Bescheid. Nach der Runde können Sie ihn hinter dem 18. Grün treffen.“ Sehr gern.
Allein, Chimenti hat mit den Molinaris ganz offensichtlich noch nicht genug und biegt, wie ich später erfahre, unterwegs zu Renato Paratore ab. Und das zu Recht, denn der gilt mit seinen 19 Jahren als großes Talent, dem Chimenti in einem wichtigen Turnier mal auf die Schläger gucken möchte. Das mache ich dann auch. Wen ich allerdings nicht entdecke, ist Il Presidente. Offensichtlich hat er sich inzwischen dem Tross angeschlossen, der Matteo Manassero folgt. Der 23-Jährige, mit 16 jüngster Sieger der British Amateur Championship, hat hier in Wentworth vor drei Jahren gewonnen, seitdem aber nicht mehr wirklich viel getroffen.
Ich treffe noch. Signore Franco Chimenti. Mit einem freundlichen Lächeln kommt er auf mich zu: „Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie warten ließ. Wenn ich aber die Chance habe, so viele italienische Golfer bei einem großen Turnier zu beobachten, dann möchte ich sie auch nutzen. So viel Zeit habe ich nicht oft.“
Das glaubt man Chimenti sofort, wenn man in seine beeindruckende Vita guckt: Früher Professor für Pharmazeutische Chemie an der La Sapienza-Universität in Rom, Mitglied der New York Academy of Sciences, in den 80er-Jahren Präsident des Fußball-Clubs Lazio Rom. Seit über einem Jahrzehnt prägt er das Comitato Olimpico Nazionale Italiano (CONI), das Nationale Olympische Komitee.
2013 übernahm Chimenti die CONI Servizi SpA, die sich um die Vermarktung des großen Sports in Italien kümmert. Eine ihrer Hauptaufgaben, so beschreibt es die Firma selbst, besteht darin, möglichst viel Geld für die einzelnen Sportverbände zu besorgen.