Drama, Drama und noch mehr Drama. An einem vollkommen verrückten Masters-Sonntag gewinnt Rory McIlroy erstmals das Masters – im Playoff am ersten Extraloch gegen den Engländer Justin Rose. In Augusta wurde einmal mehr Golfgeschichte geschrieben.
Duell der Superstars
Dramatisch ist der Finaltag am Masters immer und 2025 wurde noch ein Ticken drauf gesetzt. Das Drehbuch hätte man nicht besser schreiben können: Rory McIlroy und Bryson DeChambeau in der letzten Gruppe. Ein Duell der Superstars und ein Duell von den traditionellen Touren versus LIV Golf. Für den Amerikaner, den derzeit einflussreichsten Golfer der Welt ein Gedicht: Er liebt das Publikum, er spielt mit dem Publikum – bei ihm setzt so eine Atmosphäre Energie frei. Auf der anderen Seite: Der Nordire mit einer speziellen Vorgeschichte. 2011 erlebte er sein Waterloo als Führender auf Bahn 10 in Augusta. Eine Niederlage, die ihn schmerzte und von der er sich nie so richtig erholen konnte. Seit 2014 hat dieser überragende Golfer zudem kein Major mehr gewonnen.
„Das Masters ist mit Abstand das großartigste Golfturnier auf der Welt. Es ist eine Freude und ein Privileg, hier zu spielen. Ich habe es jedes Jahr immer wieder versucht, nun ist mein Traum in Erfüllung gegangen. Ein Ratschlag an meine Tochter Poppy: Gib niemals deine Träume auf.“
Rory McIlroy
Hollywood lässt grüßen
Jetzt ging er als Führender auf die Runde – um sein Masters-Traumata abzulegen, um endlich wieder ein Major zu gewinnen und um im elften Anlauf den Grand Slam als sechster Spieler nach Gene Sarazen (1935), Ben Hogan (1953), Gary Player (1965), Jack Nicklaus (1966) und Tiger Woods (2000) einzufahren. Was für eine Ausgangssituation und was für ein Druck: Diese Finalrunde dürfte die härteste in seiner Karriere gewesen sein – eine emotionale Achterbahnfahrt, die auch noch in die Verlängerung ging.
Sein Start glich mit einem Doppelbogey einer Vollkatastrophe. Gleichstand mit seinem Herausforderer und der zog mit einem Birdie an Bahn 2 gleich einmal an die Spitze. Rory – er würde doch nicht wieder an Augusta scheitern? Das tat er nicht! Er kam zurück ins Spiel während DeChambeau schwächelte. Nach neun Löchern lag die Nummer zwei der Welt bei 13 unter Par, nach 12 sogar 14 unter Par. Alles, aber wirklich alles sah nach einem Durchmarsch McIlroys aus. Das Bogey an der 11? Eine Schramme. Der Schock folgte ausgerechnet auf Azalea, Bahn 13, ein Par 5. Der dritte Schlag landete im Bach – Doublebogey. McIlroy war angeschlagen – es folgte ein weiteres Bogey an der 14. Der große Gewinner zu diesem Zeitpunkt hieß Justin Rose. Der Engländer spielte reihenweise Birdies auf den Back Nine und übernahm zwischenzeitlich mit 11 unter Par die Führung. McIlroy schüttelte sich ab und zeigte seine Extraklasse mit einem Wunderschlag an der 15. Aus 207 Yards zwirbelte er den zweiten Schlag zur Eagle-Chance an die Fahne. Mit einem Birdie lag er wieder in Front. Bis Rose mit einem beachtlichen Birdie-Putt zur geteilten Führung an der 18 einlochte.
Drama pur auf den zweiten Neun beim Masters
Es war vollkommen verrückt. Der Konter von McIlroy folgte mit einem Birdie auf der 17. Mit einem Schlag Vorsprung marschierte er auf die Schlussbahn, hämmerte seinen Drive aufs Fairway. Noch 125 Yards sollten kein Problem sein für einen wie ihn. Er verzog den Ball in den Bunker, vom Sand aus blieb die Kugel 1,5 Meter vor dem Loch liegen und den Par-Putt zum Sieg verzog er nach links: Stechen gegen Rose! Beide hatten die vier Runden mit 11 unter Par (277 Schläge) beendet. Aber diesmal macht Rory mit einem Birdie alles klar. Um 19.16 Uhr Ortszeit war er Masters Champion und sicherte sich den Career Grand Slam. Die Erlösung – er fiel auf die Knie und es kullerten die Tränen.
Augusta – nichts wie weg
Zum Abschluss noch ein Birdie. Das sollte doch positiv im Kurzzeitgedächtnis eines Sportlers haften bleiben. Bei Stephan Jäger tat es das aber nicht. Sein Versuch, die Finalrunde unter Par zu spielen, endete in 78 Schlägen (+6) und er wurde ganz nach hinten durchgereicht (wie Tiger Woods 2024). Entsprechend angefressen war der Deutsche nach getaner Arbeit. „Gut, dass wir hier waren, der Rest war sch…“ Jäger, der bei seiner Premiere im vergangenen Jahr vom Augusta National abgeworfen wurde, konnte auch in diesem Jahr keine wirklich positive Beziehung zu den 18 Löchern aufbauen. Ein kurzes Essen und dann flüchtete er aus Augusta. Daheim wolle er alles nochmal durchgehen und sich seine Gedanken machen, nur eins stand kurz vor der Abreise fest: „Augusta ist nicht mein Lieblingsplatz.“
Das Endergebnis: HIER
Rory McIlroy (35): „Jetzt stelle ich mal eine Frage an die Medien: Über was wollen wir nächstes Jahr reden? Der Tag war eine Achterbahnfahrt an Emotionen, ich war furchtbar nervös. Es war der härteste Tag in meiner Karriere. Ich habe knapp elf Jahre eine Bürde getragen: Kein Major gewonnen und auch nie das Masters. Auf der 18 mit meinem Kniefall spürte ich pure Erleichterung und dann kam die Freude durch. Als Golfer war das der beste Tag in meinem Leben. Ich bin stolz, dass ich nie aufgegeben habe. Am Dienstag waren Justin Rose und ich von einigen Mitgliedern eingeladen, und jetzt standen wir im Stechen. Er ist ein großartiger Mensch und Sportler und wahrer Champion. Ich fühle mit ihm. Heute habe ich in meiner Umkleidekabine eine Nachricht von Angel Cabrera gehabt. Er wünschte mit viel Glück. Mit ihm habe ich auch 2011 die letzte Runde gemeinsam gespielt.
Justin Rose (44, zum zweiten Mal im Stechen geschlagen): „Es war eine unglaubliche Woche. Ich habe mit das beste Golf meiner Karriere gespielt. Ich habe erstmals auf der 18 auf das Leaderboard geschaut und wusste, ich muss den Putt machen. Playoffs sind so schnell vorbei. Das liegt in der Natur der Sache. Ich habe wirklich alles gegeben. Ich bin stolz auf mich. Wir haben heute Golf-Geschichte gesehen, Rory hat den Grand Slam gewonnen. Ich habe ihm gesagt, dass ich stolz bin, Augenzeuge dieses Moments zu sein.“