Ludvig Åberg verzückte 2024 als Major-Rookie die Golfwelt. Der Schwede spielte bei seiner Masters-Premiere frech auf und lange Zeit um den Sieg mit. Am Ende kam ein sensationeller zweiter Platz heraus. Für dieses Jahr ist er auch bereit und er erklärte humorvoll warum: „Ich weiß, wo der Parkplatz (letztes Jahr parkte er vor dem Clubhaus auf dem reservierten Gelände für die Champions, A. d. Red.) ist, ich weiß, wo ich meinen Kaffee bekomme. Diese Kleinigkeiten machen es einfacher.“ Und einfach ist es in Augusta bekanntlich nie. „Auf diesem Platz ist Kreativität gefragt, der schenkt dir nichts und die Schläge müssen sitzen.« Gerade die Eisen in und rund ums Grün, ergänzt Luke Donald, Europas Ryder-Cup-Kapitän.
Der Skandinavier unternimmt nun Anlauf Nummer zwei, um am Sonntag das Green Jacket von Titelverteidiger Scottie Scheffler zu erhalten. „Davon träumen wir doch alle,“ bringt’s Bryson DeChambeau auf den Punkt. Und alle, die es schon haben, wollen es nochmal bekommen und diese einmalige Zeremonie genießen.
Den Ryder Cup im Visier
Dieses Kleidungsstück dürfte in den Gedankenspielen von Stephan Jäger sicher schon vorgekommen sein, aber bei ihm ist die Erwartungshaltung 2025 deutlich bescheidener. Der Deutsche hat mit dem Augusta National noch eine Rechnung offen und spricht etwas martialisch von „Rache“. 2024 war er erstmals dabei und spielte eigentlich recht gut. Wenige schlechte Schläge reichten aus, dass seine Masters-Premiere mit Runden von 74 und 80 Schlägen komplett aus dem Ruder lief und er deutlich am Cut scheiterte. Nach der Packung macht es Sinn, dass er als Primärziel ausgibt, in diesem Jahr das Wochenende auch auf dem legendären Platz in Georgia aktiv zu verbringen. „Mein Spiel ist eigentlich sehr solide, da sind immer wieder ganz gute Runden dabei,“ beschreibt er seine Form. Jäger machte es durchaus spannend mit seiner diesjährigen Qualifikation.
Ende 2024 flog er aus den Top-50 der Welt raus (die sind automatisch eingeladen) und musste so in den ersten Monaten des Jahres „nachsitzen“. Dank guter und sehr guter Ergebnisse gelang es ihm zum Stichtag souverän sein Ticket zu erspielen. Das Masters mit einer Wochenendteilnahme ist nicht mehr als eine Zwischenstation. Jäger, der in Augusta von seinem Münchner Coach Ken Williams begleitet wird, hat ein Auge auf den Ryder Cup geworfen. Ein guter Sommer mit Spitzenergebnissen – dann wäre eine Berufung in das europäische Team durchaus realistisch. In der Weltrangliste ist er als Nummer 44 der zwölftbeste Europäer. Kapitän Luke Donald bestätigte das am Dienstag Abend beim European Tour Dinner im Augusta Country Club: „Stephan ist auf dem Radar, er zählt zu der Kandidatengruppe.“ Eine gute Nachricht noch für alle Golffans in Deutschland. Jäger wird ziemlich sicher bei der BMW International Open Anfang Juli starten – der Geburtstermin von Kind Nummer zwei ist erst Mitte Juli.
Lesen zum Ausgleich
Mit dem Ryder Cup beschäftigt sich ein Rory McIlroy so gar nicht, warum auch? Er wird definitiv in Bethpage am Start sein, um eines seiner verbleibenden Karriereziele (Auswärtssieg von Team Europa) in die Tat umzusetzen. Auf seiner To-do-Liste steht natürlich Augusta, denn der Titel fehlt ihm noch zum Grand Slam. Von all den Narrativen, die kurz vor Augusta auftauchen und seine Person stets in den Mittelpunkt stellen, will der Nordire Abstand halten. „Da ist viel Lärm, ich versuche diese Unruhe so gut es geht auszublenden und mich vorzubereiten, als ob es ein ganz normales Turnier wäre.“ Einen gravierenden Unterschied in diesem Jahr gibt es doch. McIlroy hat sich seit langer Zeit mal wieder ein Buch geschnappt: The Reckoning von Jon Grisham. Das ist natürlich eine Möglichkeit, um sich abzulenken. Und Titelverteidiger Scottie Scheffler hat auch eine andere Ausgangssituation. Er flog mit der gesamten Familie nach Augusta an. Die möchte, dass der Papa einen drauflegt und sich das Green Jacket zum dritten Mal abholt.