Einer meiner Neujahrsvorsätze lautete: Versuch’s doch mal mit Meditation. Achtsamkeit wird ja immer mehr zum Volkssport, ob es nun was bringt oder nicht – ein paar tiefe Atemzüge bei geschlossenen Augen werden schon nicht schaden.
Bei den meisten Programmen wird erst der Atemrhythmus heruntergeregelt, dann bekommt man die Anweisung, sich mental an einen schönen, ruhigen Ort zu versetzen, etwa an einen Strand, eine Waldlichtung oder ans Ufer eines Sees. Und ich? Ich versetzte mich beim ersten Mal auf das Fairway von Bahn 2 meines Heimatclubs, einem kurzen Par 4, bei dem man mit einem Hybrid oder einem langen Eisen vorlegen muss und dann noch gut hundert Meter übers Wasser auf die Fahne hat. Es ist ein sehr schönes Gefühl, dort zu stehen, mitten im Kurzgemähten, fernab von jeder Gefahr (Wasser links und frontal, Ausgrenze rechts) und nur noch, je nach Fahnenposition, ein Pitching-Wedge oder ein Eisen 9 vor sich zu haben.
Hilfsmittel Pflaster
Ja, diese Vorstellung des Idylls ist ziemlich seltsam. Aber es gibt mir die Entschuldigung, das wohl seltsamste Hilfsmittel zu testen, das mir in 256 Ausgaben untergekommen ist. Es handelt sich um Pflaster, die für besseren Schlaf sorgen, Schmerzen unterdrücken und sogar die athletische Leistung steigern sollen, indem sie dem Körper eine Art QR-Code zum Auslesen mitgeben.
Und weil der Golfclub und damit auch meine geliebte zweite Bahn noch im Winterschlaf war, klebte ich mir das Pflaster, ein 5×5-Zentimeter-Quadrat, fürs Putten auf den Unterarm. Auf unserem ziemlich ondulierten Putting-Grün gibt es Löcher, deren kniehohe Fähnchen von 1 bis 9 nummeriert sind, was immer eine gute Übungs-Halbrunde ergibt. Eine Par-Runde (18 Putts) ist ein Muss, alles unter Par ist gut, aber wirklich knifflig, denn unser sadistischer Greenkeeper nummeriert die Fähnchen durch, wie sie ihm nach dem Mähen gerade in die Hände fallen.
Tja, und ich spielte mit dem Pflaster zwei Schläge unter Par, und das auf winterlich ruckligen Grüns. Ich glaube, die Chance ist 0,001 Prozent, dass das Pflaster was bringt, aber das ist zumindest schon mal größer als 0. Klingt verrückt? Ja, aber sich bei der Meditation auf einen Golfplatz zu versetzen ist mindestens genau so verrückt. »Abergläubisch zu sein ist ein Zeichen von Dummheit«, sagte der Autor und Regisseur Eduardo de Filippo einmal. »Aber es nicht zu sein bringt Unglück!«
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