Clubstory

Golf Club Hanau-Wilhelmsbad – Auf Cejkas Spuren

Markenzeichen des Platzes sind seine von Trauerweiden gesäumten Fairwayschluchten.
Von Kolja Hause

Aus dem Vorgabenstammblatt des Jahres 1989 eines gewissen Alexander Cej­ka, Mannschaftsspieler im Golf Club Hanau-Wilhelmsbad, geht hervor: Nach einer 70 (3 unter Par) im Zählwettspiel des 4. September 1988 verbesserte sich besagter A. Cejka von Stammvorgabe -0,3 auf 0,0. Er entschied sich noch im selben Jahr, Profi zu werden – ein Meilenstein in der Golfvergangenheit des deutschen Dauerbrenners, der seit Jahren auf der US-Tour spielt. Hanau galt fortan als die inoffizielle Golfgeburtsstätte des eingedeutschten Ausnahmespielers. Cejka, heute 36, flüchtete als kleiner Junge mit seinen Eltern vom heimischen Marienbad in Böhmen nach Hanau und wurde schnell Mitglied im Golfclub. Unentgeltlich, denn die Familie hätte sich eine reguläre Mitgliedschaft niemals leisten können. Den Pros fielen das Talent und der ungewöhnliche Ehrgeiz des damals 10-jährigen Dreikäsehochs schnell auf. Schließlich verbrachte der jun­ge Alex die meiste Zeit auf der Range.

Amexco-Pokal in Hanau: Langer im Mittelpunkt

Eine Chance, sich beim in Hanau stattfindenden Amexco-Pokal (1987 bis 1990), der Nationalen Offenen Meis­terschaft, zu beweisen, bekam Jungpro Cejka allerdings nicht. Stattdessen rückte ein anderer Deutscher in den Mittelpunkt – Bernhard Langer. Der Masters-Champion und kurzzeitige Weltranglistenerste (beides gelang Langer schon 1985) gewann den Titel bei allen vier Austragungen.
   Doch Anfang der 90er-Jahre wollten die Hanauer kein Profi-Turnier mehr. Die Entbehrungen im jährlichen Spielalltag für so ein großes Tourevent waren einfach zu gravierend. Heute hingegen wünschen sich nicht wenige Nostalgiker im Club das internationale Flair von damals zurück, darunter auch Nationalspielerin Pia Halbig (19), ein Hanauer Eigengewächs mit Potential für die ganz große Golfbühne.
   Doch der Platz (Par 73, 6.110 Meter von hinten) entspricht vor allem längenmäßig inzwischen nicht mehr dem professionellen Gardemaß. Nicht zuletzt deswegen sind für das kommende Jahr auch einige Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen vorgesehen. Etliche Ideen hierzu kamen schon aus den eigenen Reihen, doch schließlich entschied man sich dazu, den bekannten Golfplatzdesigner und GOLFmagazin-Experten David J. Krause mit ins Boot zu holen.
   Der hat jetzt seine Pläne vorgestellt: Vorrangig soll der Krebs-Bach, der die gesamte verwinkelte Anlage durchquert und mit Wasser versorgt (das kann sonst im Raum Frankfurt teuer werden), noch mehr ins Spiel eingebunden werden. Eine Lebensader mit Geschichte, speist der Bach doch auch die benachbarte Wilhelmsbader Badeanstalt. Die gehört, genau wie die ehemalige Fasanerie, auf der später der Golfplatz errichtet wurde, zu den Schlossanlagen derer von Hessen. Und noch heute ist die Kurhessische Hausstiftung auch der Verpächter des Golfclubgeländes.
   Fasane gibt es hier im Übrigen nicht mehr. Die mussten spätestens seit 1958 den Golfern (zunächst waren das amerikanische Soldaten und deutsche Caddies) Platz machen – und einigen verirrten Dachsen und Waschbären.
   Was geblieben ist, sind Teile des alten Clubhauses, das früher einmal als Altenheim diente, und die hohe bewachsene umlaufende Mauer. Die ist einzigartig in Deutschland und der perfekte Schutz vor ungebetenen Gäs­ten. Dachte man jedenfalls. 1993 aber schafften es Randalierer, 12 der 18 Grüns zu zerstören – die schwärzeste Stunde in der fast 50-jährigen Vereinsgeschichte.
   Für die inzwischen wieder reibungslos und ausgiebig gelebte Wettspielkultur im Club wäre die flüssige Erweiterung des Platzes in jedem Fall eine Bereicherung. Vor allem der wachsende clubinterne Angelverein und die im gleichen Maß gestiegene Reiherpopulation  (am Jahresanfang werden regelmäßig Tausende von Jungfischen ausgesetzt) sehen dem Ausbau mit Vorfreude entgegen.
Daneben plant Designer Krause zukünftig auch zahlreiche Veränderungen an Land. Neue Fairwaybunker sollen die ohnehin schon engen Fairwayschneisen noch weiter verkleinern. Spielreize und Anhaltspunkte schaffen nennt man das. Und die Mitglieder ließen sich auch von einer modernen Pitch- und Putt-Anlage im Wald direkt neben der Driving Range überzeugen.

Neun Mal im Jahr kommen Tester mit 100 Fragen

Ein weiterer guter Grund für die geplanten Neuerungen ist der eigene Status als „Leading Golf Course of Germany“, ein Qualitätssiegel für hochrangige Golf-Standards. Stillstand wäre das Ende dieser Auszeichnung. Inzwischen kommen neun Mal im Jahr anonyme Tester mit Handicaps zwischen -5 und -36, die die gesamte Anlage mit einem 100-Fragen-Katalog auf Schwachstellen überprüfen. „Man wird ja sonst betriebsblind“, erklärt Spielführer a. D. Peter Dittrich (71).
   Und dieser „Leading“-Anspruch zahlt sich bislang auch aus. „Stilvoll Golfspiele“ heißt es in der Info-Broschüre. Bedeutet: Der Platz ist in Top-Zustand (die geplante Veränderung nur das i-Tüpfelchen), und auch der Service gelingt überdurchschnittlich. Kein Wunder also, dass die Zahl der Fremdspieler steigt. Doch, um den exklusiven Charme zu erhalten, hat man sich auf maximal elf Gastturniere geeinigt. Ein Einladungsturnier vom Herrn Cejka wäre da aber sicher eine Ausnahme.

Golf Club Hanau-Wilhelmsbad
Adresse: Franz-Ludwig-von-Cancrin-Weg 1a, 63454 Hanau
Telefon/Fax: 06181/180 19-0; 06181/180 19-10
E-mail/Internet: info@golfclub-hanau.de/golfclub-hanau.de
Gründungsjahr: 1958
Platz: 18 Löcher, Par 73; Herren (gelb) 6,110 m, Slope 133, CR 72,6; Damen (rot) 5,408 m, Slope 136, CR 74,6
Greenfee: 60 Euro wochentags, 70 Euro Wochenende und Feiertage; Handicapbegrenzung für Einzelspieler (Damen und Herren) Stammvorgabe -32; bei Gruppen von 2 bis 4 Spielern muss ein Spieler/in Stammvorgabe -32 vorweisen.
Trolley: 5 Euro; Cart: 35 Euro (nur in Verbindung mit Behindertenausweis) 
Gastronomie: montags Ruhetag, Ferienzeit Januar; zwischen den Bahnen 7 und 14 befindet sich außerdem ein Halfwayhouse für den kleinen Hunger (geöffnet i. d. R. von April bis Oktober täglich von 11 bis 18 Uhr).
Hotelempfehlung: Direkt am Golfplatz liegt das Golfhotel und Restaurant da Enzo mit sieben Hotelzimmern unmittelbar hinter dem 9. Grün (Tel.: 06181/8 77 22, E-mail: info@golfhotel-da-enzo.de, www.golfhotel-da-enzo.de).
Anfahrt: A 3 Würzburg-Frankfurt, am Seligenstädter Kreuz A 45 Richtung Gießen bis Hanauer Kreuz, A 66 Richtung Frankfurt, Ausfahrt Hanau-Nord, dann dreimal rechts

GOLFmagazin-Bewertung*
Platz: 5    Clubhaus: 4    Service: 5    Gastronomie: 5.
Gesamt: 5

*Platznote doppelt gewichtet, es gibt maximal 6 Bälle.