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Ganz schön schräg – Das Spiel in Schräglage

Wellige Fairways und ondulierte Bahnen mit steilem Geläuf trumpfen mit ihrer Optik. Technisch ist das Spiel auf Gefälle allerdings anspruchsvoll. PGA-Professional Alexandre Leclercq zeigt, auf was zu achten ist.

Stefan Heigl

Diebische Freude auch bei extremen Spielsituationen.

In ganz Deutschland, selbst im hohen Norden, gibt es Plätze, die mindestens ein paar Bahnen mit sehr starker Neigung haben. Schräglagen werden von vielen Spielern gefürchtet – schließlich wissen viele nicht, auf welche Details hinsichtlich Schlägerwahl und Ansprechposition zu achten sind.

Um zeigen zu können, wie »schräge Schläge« am besten zu bewältigen sind, fuhr das Trainings-Produktions-Team von Golf Magazin nach Niederbayern ins Quellness & Golf Resort Bad Griesbach. Dort befinden sich nicht nur exzellente Voraussetzungen für ein Foto-Shooting, sondern auch richtig fiese Löcher, die ordentlich bergauf und bergab gehen. PGA-Professional Alexandre Leclercq arbeitet seit vielen Jahren in Europas größtem Golf-Resort, kennt sich mit Schräglagen nicht nur gut aus, sondern hat auch eine diebische Freude daran, wenn der Untergrund so viel Gefälle hat, dass beim Schlag beinahe droht, ins Tal Richtung Grün zu rutschen.

Schwungbereit am Hang. PGA-Professional Alexandre Leclercq zeigt, wie herausfordernde Balllagen auf schrägem Geläuf technisch zu meistern sind.

Mit bergigen Bahnen haben einige Spieler mehr und andere weniger Probleme. Das liegt nicht nur an der individuellen Spielerfahrung, sondern auch am Schwungtyp. Golfer, deren Schlägerköpfe beim Herabschwingen sehr stark von innen oder auch sehr stark von außen auf den Ball treffen, werden größere Schwierigkeiten haben, stark welliges Terrain spielerisch zu bändigen.

Stabilität und Anpassung bei Kraxel-Golf

Grundsätzlich sind Hänge und schräges Geläuf keine Gegner, man muss nur wissen, wie man den Untergrund für sein eigenes Spiel nutzbar macht – und das variiert mitunter stark, abhängig von Spielerprofil und Schwungbahn. »Stabilität ist das A und O«, betont der aus Frankreich stammende Wahl-Niederbayer Alexandre Leclercq, während er für das Fotoshooting einen Hügel erklimmt. Bei Schräglagen gilt: Weniger ist mehr. Übermut kann das Schlagergebnis hemmen. Somit sollte vermieden werden, mit zu viel Kraft zu schlagen. Meist empfiehlt es sich, weniger auszuholen, da ansonsten Gleichgewicht und Stabilität verloren gehen könnten. Nur, wenn ein solides und gut ausbalanciertes Körpergefühl vorhanden ist, kann durchaus mit einem längeren Schläger kraftvoll durchgeschwungen werden.

Alexandre Leclercq, ist Fully Qualified PGA-Professional und arbeitet sowohl im Quellness & Golf Resort Bad Griesbach als auch in Golf Meggen in der Schweiz.

Um die richtige Technikanpassung in Schlägerwahl, Griff und Schwungumfang vornehmen zu können, muss eine Schräglage richtig eingeschätzt werden. Der Oberkörper sollte grundsätzlich an den Untergrund angeglichen werden – allerdings ohne dabei zu übertreiben, denn das kann das Schlagergebnis beeinträchtigen. Bei sämtlichen Schlägen ist ein guter Treffmoment wichtig, bei Schräglagen ganz besonders. Gelingt bei starkem Gefälle der saubere Ballkontakt nicht, ist das Ergebnis meist noch schlechter als auf ebenem Untergrund.

Tipp vom Profi: Ein Probeschwung auf Ballhöhe ist Gold wert. »Ich empfehle meinen Schülern immer ganz genau darauf zu achten, wo der Schläger beim Probeschwung den Boden berührt«, sagt Alexandre Leclercq. Dann ist es einfacher, die richtige Ballposition für den bevorstehenden Schlag zu finden. Mal ist es notwendig, vielleicht etwas breitbeiniger, mit stärker gewinkelten Knien und tiefer vorgebeugt am Ball zu stehen, mal sind andere Anpassungen gefragt – abhängig von der Art der Schräglage und dem Grad des Gefälles.

Die schrägen Big Four

Bergauf, bergab, über dem Ball und unter dem Ball lauten die vier möglichen Schräglagen. Alle Lagen haben Auswirkungen auf den Schwung und somit auch auf die Schlagflächenstellung im Treffmoment – natürlich immer in Abhängigkeit zum eigenen Golfschwung. Um bei der zusätzlichen sportlichen Herausforderung auf ungewohntem Untergrund nicht mit fehlerhaften Ausgleichsbewegungen das Schlagergebnis zu ruinieren, empfehlen sich ein paar Anpassungen in der Ansprechposition, in der Schlägerwahl und auch beim Griff. Während die Bergauf- und die Bergablagen den Ball primär hinsichtlich der Abflughöhe beeinflussen, verändert sich die Flugrichtung bei Ballpositionen, die höher oder tiefer als der eigene Stand liegen.

Unterschiedliche Schräglagen haben unterschiedliche Auswirkungen auf die Schlagflächenstellung: Je steiler über dem Ball man steht, desto steiler hängt der Schläger und die Schlagfläche zeigt somit nach rechts. Je weiter oberhalb der Füße sich der Ball befindet, desto mehr zeigt die Schlagfläche nach links.

Bergauflage

Unabhängig vom individuellen Schwung Handlungstipps für verschiedene Lagen zu geben, ist nicht einfach, da das Ergebnis immer vom Schwung und vor allem der Schwungbahn abhängt. Grundsätzlich ist aber bei starken Bergauflagen davon auszugehen, dass im Setup der Schlagfläche etwas mehr Loft gegeben wird. Das wiederum sorgt für ein höheres Abfliegen des Balles und insgesamt eine kürzere Flugphase. In der Ansprechposition empfiehlt es sich daher, den Ball von der Mitte oder sogar einen Hauch rechts im Stand zu spielen. Das sollte auch unbedingt beim vorherigen Probeschwung getestet werden.

Wichtig ist, darauf zu achten, dass das Eisen erst den Ball und dann den Boden berühren würde. Kann man sich, aufgrund des starken Gefälles, in der Ansprechposition nicht einmal vernünftig an den Ball stellen, spricht man umgangssprachlich von »gegen die Lage spielen«, verrät Alexandra Leclercq. In derartig extremen Fällen kann es ratsam sein, auf Sicherheit zu spielen, da eine normale Drehung im Schwung nicht möglich sein würde. Anstatt beim Schlag umzufallen, sollte man für Stabilität sorgen und auf Vorsicht setzen. Dann sollten folgende Anpassungen vorgenommen werden: Einen Schläger mit mehr Loft nutzen, gegebenenfalls etwas kürzer greifen, weniger ausholen und mit einem halben oder Dreiviertel-Schwung einen guten Ballkontakt erzeugen.

Bergablage

Liegt der Ball auf einer Bergablage mit einem Gefälle von beispielsweise fünf Prozent, dürfte dieser Schlag einigen Spielern leichter und anderen weniger leicht fallen. Jeder Spieler sollte für sich selbst herausfinden, welche Balllage einem mehr und welche einem weniger liegt. Aufgrund der Schwerkraft werden es aber Spieler sämtlicher Leistungsklassen schwierig bis unmöglich finden, sich ausgiebig in den Rückschwung zu drehen. Der häufigste Fehlschlag bei Bergablagen ist der fett getroffene Ball.

Die Ballposition sollte daher minimal – abhängig vom Grad des Gefälles – nach rechts verlagert werden. Und der tiefer liegende (bei Rechtshändern linke) Fuß kann leicht aufgedreht werden. Das erhöht die Stabilität und verhindert im Rückschwung ein seitliches Schieben der Hüfte. Im Treffmoment befindet sich das Gewicht dann weiter links und das gewährleistet saubere Treffer, da dann der tiefste Schwungpunkt auch weiter links liegt. Beim Probeschwung sollte wieder getestet werden, ob die Einschätzung der Ballposition für den bevorstehenden Schlag passt. Inwieweit ein kürzeres Greifen des Schlägers notwendig ist, hängt immer von der Spielsituation ab.

So nicht!
Schon besser!

Schräglagen erfordern Anpassungen im Set-up. Bei einer extremen Bergablage kann es mitunter erforderlich sein, den Oberkörper mehr anzupassen – auf gar keinen Fall entgegengesetzt zum Gefälle. Geht es extrem steil Richtung Tal, kann auch mal mit breiterem Stand geschlagen werden.

Über dem Ball

Bei Spielsituationen ober- oder unterhalb des Balls kommt es in den häufigsten Fällen zu einer Veränderung der Flugkurve – nach rechts oder nach links. Ist das Gelände stark abschüssig, neigen Spieler beispielsweise oftmals dazu, ihre eigentliche Schwungbahn zu verlieren und als Gegenreaktion nach hinten zu fallen. Achten Sie auf Ihre Balance. Steht der Spieler über dem Ball, besteht häufig das Risiko eines Slice oder auch die Gefahr, den Ball zu toppen. Das liegt unter anderem daran, dass die Rotation des Körpers durch die Schräglage verhindert wird.

Die Schlagfläche wird aufgrund der Schräglage in vielen Fällen eher offen auf den Ball treffen. Daher sollte man sich weiter nach links ausrichten und die zu erwartende Flugkurve mit einberechnen. Wer nun glaubt, für so einen Ausnahmeschlag seine gesamte Technik umstellen zu müssen, irrt. Akzeptieren Sie den Einfluss des Gefälles und arbeiten mit diesem, anstatt hochtrabende technische Anpassungen zu vollführen, die man bei so einem Schlag nicht auf Kommando umsetzen könnte. Die gegebene Spielsituation ist schon anspruchsvoll genug.

So nicht!
Prima!

Unter dem Ball

Ausschließlich Spieler, die von Haus aus einen Slice spielen, freuen sich darüber, wenn der Ball stark oberhalb der Füße liegt. Das Ergebnis sind dann meist gerade Bilderbuchschläge. Bei allen anderen Spielern ist die Gefahr eines Hooks groß. Um auch Hacker zu vermeiden, empfehlen sich folgende Anpassungen: Nach rechts zielen und den Schläger entsprechend kürzer greifen. Diese unterschiedlichen Handlungsempfehlungen beweisen mal wieder, wie hoch individuell bei Schräglagen zu verfahren ist.

Kürzer greifen und weniger weit ausholen, ist bei einigen Lagen die Lösung.

Dennoch gilt: Haben Sie keine Scheu. Suchen Sie auch beim Üben Lagen mit Gefälle und experimentieren fleißig – auf der Range oder auch auf der Runde, wenn Sie im Spielbetrieb niemanden stören. Trainings-Tipp vom Profi Üben Sie auf der Driving Range nicht ausschließlich von der perfekten Ebene. Golf ist eine Natursportart. Suchen Sie sich fürs Training auch unangenehmere Spielsituationen mit Schräglagen. Nur so lernen Sie, mit den gegebenen Bedingungen zu spielen und finden heraus, welche Schlagvariante Ihnen am leichtesten oder am schwersten fällt. Testen Sie auch, wie stark Ihre jeweilige Flugkurve bei den verschiedenen Schräglagen ist. Und variieren Sie mit der Wahl des Schlägers: Pitching-Wedge, Eisen 7, 5 oder mal das Hybrid – was klappt am besten? Wenn Sie in der nächsten Trainerstunde Ihrem Coach vom Trainings-Fazit berichten, kann Ihnen auch umgehend der richtige, individuelle Trainings-Tipp gegeben werden.

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