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Training: Feinarbeit beim Putten

Besser Scoren durch besseres Putten. Der Putter ist der meistgenutzte Schläger, wird aber zu wenig trainiert. PGA-Professional Jeremy Tindall zeigt wie mit Hightech effektives Training funktioniert und dank feinster Nuancen konstantere Treffer erzeugt werden können.

Johann Dirschl

Drives, die vom Tee Richtung Fairwaymitte zischen, präzise platzierte Transportschläge, knackige Eisentreffer oder spinende Lob-Wedges – das sind die Trainings-Aspekte, die jeden interessieren. Und was ist mit dem Putt? Das ist ein Schlag, der beim Training gerne übergangen wird. »Gut putten zu können ist wichtig und wird leider immer etwas vernachlässigt«, weiß auch Jeremy Tindall, PGA Professional im Quellness & Golf Resort Bad Griesbach.

Dabei ist spätestens seit dem Ausspruch des vierfachen Open-Champions Bobby Locke »Drive for Show, Putt for Dough« bekannt, dass der Abschlag lediglich dem Rampenlicht dient und es der Putt ist, der darüber entscheidet, wieviel Geld bei Profis in die Kasse kommt oder wie viele Silberteller sich Amateure in den Schrank stellen dürfen. 

Jeremy Tindall

Putter – der meistgenutzte Schläger

Während Hobbygolfer immer wieder bevorzugt an der Schlägerkopfgeschwindigkeit für den Extra-Meter arbeiten möchten, wäre es wesentlich zielführender, sich zu einem technisch sauberen Putter zu entwickeln. »Schätzungsweise 80 Prozent der Schläge werden innerhalb von 100 Metern zum Grün gespielt und trotzdem fokussieren sich viele Spieler nicht aufs Putten«, erklärt der aus England stammende PGA-Profi, mit einem leichten Kopfschütteln. Die Hälfte dieser Schläge, also durchschnittlich knapp 40 Prozent, werden mit dem Putter gespielt. Somit ist der Putter auch der Schläger im Bag, der mit Abstand am meisten während einer Runde benutzt wird. Doch warum trainieren wir dann nicht alle mit brennendem Eifer eben diesen Schlag – den Putt? Vermutlich weil wir alle insgeheim etwas sensationslustig sind und sich ein 200-Meter-Drive einfach besser anfühlt als der gelochte Acht-Meter-Putt. Dabei ist es genau dieser Schlag, der über Sieg oder Niederlage, über Platz 1 und 2 entscheidet. Oder erinnern Sie sich noch an den Zweitplatzierten der Open Championship? Vermutlich nicht. Lediglich bei den Olympischen Spielen haben zweite Plätze Relevanz – leider.

Neuer Favorit im Bag

Damit Ihr Putter in der kommenden Saison Ihre Nummer 1 im Bag wird, verraten wir Ihnen ein paar Basics, aber vor allem auch, wie hilfreich modernste Technik für einen optimierten Putt-Schwung sind. Jeder hat einen absolut individuellen Putt-Stil – egal ob Profi oder Amateur. Neben sämtlichen Eigenheiten gibt es aber eine klare Schnittmenge hinsichtlich der Grundlagen:

• Stehen Sie in der Ansprechposition so weit vorgebeugt, so dass die Augen über dem Ball sind.
• Nutzen Sie beim Putt nur die großen Muskelgruppen der Schultern und Arme und vernachlässigen möglichst die Handgelenke. 
• Kopf und Unterkörper bleiben beim Schlag absolut still.
• Der Kopf dreht erst Richtung Ziel dem Ball hinterher, wenn sich der Ball schon auf der Reise Richtung Loch befindet.
• Der Griff ist hochindividuell. Wenn Sie nicht gerade mit einem Broomstick oder Belly-Putter putten und einen Claw-Griff nutzen, sollten Sie darauf achten, dass Ihr Handrücken direkt zum Ziel zeigt und nicht verkantet ist. Das hilft einer geraden Putter-Führung.

Hightech fürs Grün

Wer gut puttet, ist konstant und kann se-nen Bewegungsablauf ohne Abweichungen wiederholen. Neben Schwung-Basics bedarf es manchmal moderner Technik, um auch entscheidende Nuancen aufzeigen zu können. »Ich arbeite mit dem Launch-Monitor, um meinen Schülern bewusst zu machen, was kleine Optimierungen in Stand oder Putter-Wahl verbessern können«, erklärt Jeremy Tindall. Launch-Monitore gibt es mittlerweile viele verschiedene. Mit dem Foresight Sports GC Quad können beispielsweise mit Hilfe von vier Kameras alle möglichen Daten von Schlägerblatt und Ball aufgezeichnet werden: Ball- und Schlägerkopfgeschwindigkeit, Startwinkel, Spinrate, Rotationsrate der Schlagfläche, Treffmomentposition, Angriffswinkels, Schwungbahn und vieles, vieles mehr. Dabei entspricht das Gerät ungefähr der Größe eines Schuhkartons.

GcQuad – das Super-Gerät

»GC steht für Game Changer«, erzählt Jeremy Tindall begeistert, während er das Gerät auf dem Puttinggrün vorm Golfodrom der Trainerakademie des Quellness & Golf Resorts aufbaut. Dieser Launch-Monitor kann sowohl für das lange Spiel genutzt werden als auch für eine ausführliche Putt-Analyse. Neben dem AI-Spezialist und Foresight-Chef-Ingenieur Padu Merlotti arbeiteten 38 Ingenieure an diesem Gerät. »Vor dem GC Quad gab es zwei Arten von Startmonitoren – radargestützte für den Außenbereich und andere, die für den Einsatz in Innenräumen konzipiert waren«, erklärt Merlotti den Quad-Monitor. »Wir waren die ersten, die ein Produkt entwickelt haben, das sowohl drinnen als auch draußen verwendet werden kann – mit Hilfe der Head Messtechnik (HMT). Mit dem HMT-Zusatz beobachten wir nicht nur den Golfball im Flug, sondern auch die Schlägerkopfgeschwindigkeit, Schlägerbahn, -ausrichtung und den Treffpunkt des Balls auf der Schlagfläche«, sagte der leitende Ingenieur in einem Interview über die bahnbrechende Erfindung des GC Quad.

Putten mit GcQuad

Der GC Quad wird vor allem beim langen und kurzen Spiel für das Messen von Schlägerkopfwerten genutzt. Aber er eignet sich auch bestens als Putt-Monitor. Er macht 5.000 bis 10.000 Fotos (!) pro Sekunde und war somit nicht zufällig das meist genutzte Tool der Pros beim Masters 2024. Jede noch so kleine Bewegung wird von dem Gerät registriert und nichts wird geschätzt. »Meines Erachtens die beste Wahl für das Putt-Training«, schwärmt Professional Jeremy Tindall voller Überzeugung. Aber es gibt auch andere Tools, wie beispielsweise SAM PuttLab. Alle Tourspieler und viele Trainer arbeiten mit solchen Geräten – fragen Sie mal in Ihrem Heimatclub.

»Ich arbeite mit dem Launch-Monitor, um meinen Schülern bewusst zu machen, was kleine Optimierungen in Stand oder Putter-Wahl verbessern können.«

Jeremy Tindall

Produktives Training

Oft sind Schüler scheu und trauen sich nicht, wie ein Profi zu trainieren. Dabei erkennen diese Hightech-Tools spielentscheidende Nuancen der Schlägerkopfführung, an denen dann gemeinsam mit dem Trainer gearbeitet werden kann. Folglich ist es sinnvoll, entsprechend Zeit in produktives Training für das Putten zu investieren. Ein optimal in der Mitte getroffener Ball hat einen viel konstanteren Roll und Auslauf zum Ziel – und nur mittels konstant getroffener Bälle kann der Ball im Loch auch versenkt werden. »Die meisten Spieler haben Probleme in der Distanzkontrolle und dabei ist die so wichtig«, weiß Jeremy Tindall. Der GC Quad erkennt, woran es liegt, wenn von mehreren Bällen die Ergebnisse völlig variieren. Dies kann aus verschiedenen Faktoren resultieren – beispielsweise Face Angle, Schwungrichtung oder Attack Angle.

Wenn Sie eine Stunde mit Ihrem Pro und dem GC Quad hatten, kann Ihnen sofort die geeignete Übung für zukünftig besseres Putten mitgegeben werden.

Testaufbau

Um mit dem GC Quad zu arbeiten, bedarf es keiner Hexerei. Das mit dem iPad des Trainers verbundene Gerät wird einfach auf das Grün – oder die Abschlagsfläche – gestellt. Lediglich der Putter muss etwas präpariert werden und dazu werden drei kleine runde weiße Aufkleber auf die Außenkanten des Schlägerblatts geklebt. Zum Erhalt der Messdaten werden aus einer Wunschdistanz von drei, fünf oder acht Metern (diese eignen sich zum Test) drei bis fünf Bälle geputtet. Und ganz wichtig: Die Bälle müssen identisch sein – ein Modell von einem Hersteller. Denn verschiedene Bälle führen zu verschiedenen Werten! Ebenso wie Sie hoffentlich auch während Ihrer Golfrunde möglichst nur einen (gereinigten) Ball von einer bestimmten Marke spielen und nicht auf jeder Bahn wechseln, sollten Sie vor allem für das Putt-Training auf eine Lieblingsmarke vertrauen. »Wenn man eine Routine haben möchte, dann fängt es mit dem Ball an«, betont Jeremy Tindall, während er wie ganz nebenbei mehrere Bälle ins Loch purzeln lässt und testet, ob der GC Quad mit seinem Tablett verbunden ist. Also immer mit den gleichen Bällen arbeiten!

Die Ergebnisse, die GC Quad ausspuckt, sind von Spieler zu Spieler hoch individuell. Der Ball-Launch-Angle zeigt beispielsweise, wie lange der Ball vom Treffmoment an in der Luft ist – denn ja: auch beim Putten fliegt der Ball meist den ersten Teil der Strecke. Und es wird neben der Schlägerkopfführung auch deutlich, wo der Launch-Angle liegt und inwieweit dieser konstant ist. Es geht also darum herauszufinden, wie flach der Ball startet, wie sich daraufhin der Spin entwickelt, etc. Ein guter Putt hängt tatsächlich zu 80 Prozent am Face Angle und lediglich zu 20 Prozent an der Schwungrichtung. Mit einem Launch-Monitor kann man sich vor allem um das Training der Schlägerblattausrichtung kümmern. Also trauen Sie sich diesen Winter und trainieren Sie wie ein Profi – das geht nämlich sowohl Indoor als auch Outdoor. Ihr Score wird sich ganz bestimmt verbessern und Ihre Einstellung zu Ihrem Putter sicherlich auch. Viel Spaß dabei!

Jeremy Tindall

PGA Professional Quellness & Golf Resort Bad Griesbach
Kontakt: quellness-golf.com/golfwelt/unterricht/golf-professionals/
Experte für: Schwungtechnik für alle Leistungsklassen, Foresight Sports Peak-Level 1 & 2 zertifiziert

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