Oh du schöne Heide – Was auf den ersten Blick optisch so faszinierend schön aussieht, entpuppt sich für den Golfer schnell als ein Problem, sobald der Ball darin verschwindet. Die im Spätsommer pink-lila flirrende Heide jenseits der Spielbahnen erweist sich als widerspenstig. Nicht nur, dass der Ball hier auf unangenehme Weise zwischen den zarten Blättern und Blüten schnell verschwindet, einmal entdeckt lässt er sich aus dem hartnäckigen Gewächs auch nur schwer herausspielen. Trotz dieser Probleme aber ist eines sicher: Heide und Golf – das ist eine besondere Beziehung. Die Kombination steht für ein unvergessenes Spielerlebnis. Die Pflanze gilt als ein markantes Kennzeichen für einige der bekanntesten Golfplätze weltweit.
Deutschlands Heideplätze
Wenn wie jetzt die Heide blüht, ist das Erlebnis für den Golfer beeindruckend, egal, ob im englischen Sunningdale GC, im Hamburger GC Falkenstein, in St. Dionys bei Lüneburg, im schleswig-holsteinischen GC Lohersand oder auf der Nordseeinsel Föhr im gleichnamigen GC Föhr. Vor allem in der Gegen des englischen Surrey sind die sogenannte Heathland-Courses echte Klassiker. Doch in Deutschland war es Hermann Löhns, der die Heide besang und zum Image ihrer so gerühmten Schönheit verhalf.
Voraussetzungen für Heide
Sandiger Boden ist die beste Voraussetzung, wenn es um die Wiederansiedlung von Heide geht. Auf den Nordseeinseln Sylt und Föhr hat man deshalb – im Sylter GC, im Marine GC Sylt und auch auf Föhr – gute Erfahrung mit der Neuentwicklung von einzelnen Heidebereichen gemacht. Dabei besteht grundsätzlich die Möglichkeit, Heidepflanzen zu setzen oder die Heide anzusäen, was nicht nur einen Preisunterschied bedeutet, sondern vor allem mit Blick auf den Faktor Zeit relevant ist.
Wer Heide entwickelt, braucht Geduld, sagt zum Beispiel Christian Steinhauser, der im Vorstand des Greenkeeper Verbandes Deutschland sitzt und selbst Erfahrung mit der Entwicklung von Heideflächen mitbringt. »Angesäte Flächen brauchen bis zu fünf Jahre, bis sie sich gut entwickelt haben. Für die Mitglieder sieht das oft erst einmal nach wenig aus«, stellt der Greenkeeper fest. So mancher Club setzt deshalb auf eine Mischform – ein Teil der Fläche wird mit Pflanzen besetzt, ein Teil eingesät.
Heideflächen stark durch die Region
Die Auswahl des Saatgutes ist dabei ein schwieriges Thema: Regional sollte es sein, je lokaler desto besser. Die sogenannte Saatgutübertragung, bei der aus Heideflächen aus der eigenen Region gedroschenes Saatgut gekauft und dann an benachbarter Stelle wieder ausgesät wird, ist der Idealfall. Hier setzen die Golfanlagen aus Schleswig-Holstein durchaus auch auf Nachbarschaftshilfe. So entstanden die kleinen Heideflecken, die sich inzwischen an den Fairways des Golf Club Am Donner Kleve bemerkbar machen aus dem Saatgut des GC Lohersand, der bisher noch als Deutschlands Golfanlage mit der größten Heidefläche gilt.
Im GC Gut Grambek geht Greenkeeper Christian Dunn andere Wege: Hier ist die Anlage von Heideflächen gerade in der konkreten Planung. Das Saatgut stammt in diesem Fall von einem kleinen Flugplatz direkt in der Nähe, so dass davon ausgegangen werden kann, dass sich die Pflanzen in der neuen Umgebung gut entwickeln.
Einmal angelegt, wächst die Heide keineswegs einfach vor sich hin. Vielmehr erfordern Heideflächen Pflege, da die Flächen ansonsten vergrasen oder verbuschen. Auch Nährstoffeinträge aus der Luft können dazu führen, dass etwa das Pfeifengras oder die Drahtschmiedel angesiedelt werden und die Heidepflanzen, meist Besen- oder Glockenheide, verdrängen.
Heide entkusseln
In diesem Fall sind die Greenkeeping-Teams oder freiwilige Helfer aus der Mitgliedschaft gefragt, die in regelmäßigen Abschnitten in die Heidebereiche geht und größere andere Pflanzen herausziehen. »Entkusseln« lautet der Fachbegriff für die aufwendige Arbeit. Auch Golfplatzarchitekt Christian Althaus stapft im GC Föhr immer wieder bückend durch die Heide, um sie zu entkusseln. Auch die Landschaftspflege mit Heidschnucken oder Ziegen ergibt an dieser Stelle Sinn, da sich diese Tiere detailverliebt an den Gräsern oder Unkräutern zwischen den Heidepflanzen sattfressen. So gab es für ein paar Jahr im hanseatischen Hamburger GC immer ein paar Heidschnucken, die sich dieser Tätigkeit mit Hingabe widmeten.
In regelmäßigen Zeitabschnitten wird die Heide verjüngt, wobei speziell das gezielte Abbrennen von Besenheide eine altbewährte Methode ist. An dieser Stelle schüttelt Hartwig Klein, Headgreenkeeper im GC Lohersand mit Blick auf die unzähligen Bäume in der Nachbarschaft des Golfplatzes aber mit dem Kopf. Er mäht die Heide lieber stark herunter, wobei dann übrigens auch unzählige Bälle auftauchen, die hier oftmals Jahre überdauern. Sie werden weggesammelt und die Heide kann sich neu entwickeln. Hübsch sehen die Flächen dann nicht aus, weshalb Klein Wert darauflegt, die Heideflächen jeweils unterschiedlich zu verjüngen, so dass grundsätzlich große Bestände voll entwickelter Heide im Spiel sind.
Lebensraum Heide
Grundsätzlich gilt die Heide als wichtiger Lebensraum, der eine hohe Artenvielfalt ermöglicht. Eine Vielzahl von Tierarten kommt tatsächlich nur hier vor – sei es die Golfaugenspinne, die Ameisenwespe oder der Heideblattkäfer. Für den Golfer sind die Insekten mit dem bloßen Auge meist nicht erkennen. Das dichte Pflanzenwerk der Heide bietet ein perfektes Versteck – eben nicht nur für Golfbälle.