Ressourcen sparen, Emissionen verringern, mit Energie haushalten, den Umweltschutz vorantreiben – all das sind dringende und wichtige Aufgaben, um den weitreichenden Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken. Die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen ist gefährdet, Nachhaltigkeit gilt als das Gebot der Gegenwart und Zukunft. Das alles bringt für Unternehmen komplexe Herausforderungen mit sich. Golf hat naturgemäß eine enge Bindung mit der Umwelt. Clubs, Hersteller und natürlich auch die Spieler sind gefordert, sich nachhaltiger aufzustellen.
R&A und USGA mit wichtigem Schritt
Dem Beschluss der weltweit führenden Sportverbände USGA und R&A, durch technologische Grenzen dafür zu sorgen, dass die Golfbälle der Zukunft nicht immer weiter fliegen (Stichwort »Ball-Rollback«), liegt eine nachhaltige Motivation zugrunde. Die Maßnahme soll verhindern, dass Golfplätze immer länger werden und dabei unnötig Ressourcen verbrauchen. Auch die Ausrüster setzen sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander. Schon lange beschäftigen sich die Protagonisten der Branche mit ihrem ökologischen Fußabdruck.
Die Herausforderungen sind vielfältig: Es geht um Investitionen in Forschung und Entwicklung, darum, biologisch abbaubare oder leichter recycelbare Materialien zu finden, energieeffiziente Produktionsprozesse zu implementieren und erneuerbare Energien zu nutzen. Auch im Bereich »Transport und Logistik« gibt es Potenzial – sei es durch emissionsarme Transportmittel oder optimierte Lieferketten und Verpackungen.
Wirtschaftlicher Erfolg versus nachhaltige Strukturen
Ein Problem bleibt: Nachhaltige Strukturen gehen nicht immer mit wirtschaftlichem Erfolg einher, vor allem kurzfristig. Sie fordern mitunter hohe organisatorische und finanzielle Einsätze. Oft sind kostenintensive Investitionen in Forschung und Entwicklung nötig, um innovative, nachhaltige Lösungen zu finden. Die große Herausforderung besteht darin, Umweltschutz voranzutreiben und Geschäftsmodelle zu etablieren, die langfristigen Erfolg sichern. Wir haben uns mit den Ansätzen verschiedener Hersteller – von Start-Ups bis DAX-Unternehmen – beschäftigt und sind auf zielbewusste Strategien und interessante Produktalternativen gestoßen.
Das Feedback auf unsere diversen Anfragen fiel unterschiedlich aus. Einige Hersteller berichten von »Themen in der Pipeline«, andere wollen nichts beitragen. Unter dem Strich ist unser Eindruck, dass der Weg zur Nachhaltigkeit langsam, aber sicher Fahrt aufnimmt und als Zukunftschance und nicht als lästige Pflicht verstanden wird.
Großes Thema – bei vielen
Durch die Entwicklung umweltfreundlicher Materialien, die Optimierung von Produktionsprozessen, ressourcensparende Logistiklösungen und die Förderung langer Produktzyklen können die Hersteller ihren Beitrag zum Umweltschutz leisten – und tun dies bereits zielstrebig. Gleichzeitig können Unternehmen durch diese Maßnahmen ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Denn auch bei den Kunden wächst das Umweltbewusstsein und die Nachfrage nach nachhaltigen Alternativen. Klar ist: Das Thema ist zu groß, um es zu ignorieren.
Nachhaltiges Golf-Equipment: Pionierarbeit in Mittelfranken
Die Bekleidungsindustrie spielt beim industriell bedingten CO2-Ausstoß eine beträchtliche Rolle. Die Rohstoffgewinnung bei Baumwolle, Polyester und Co. erfordert intensive landwirtschaftliche und industrielle Prozesse. Die Herstellung von Kleidung umfasst energieintensive Schritte. Darüber hinaus landen zu viele Produkte zu schnell auf dem Müll – Stichwort Fast-Fashion.
Diese Probleme sind den Herstellern seit langer Zeit bekannt. Adidas sieht sich als Weltunternehmen in einer Pionierrolle. Beispielsweise ist der Anteil an recyceltem Polyester aktuell auf 99 Prozent gestiegen. Das große Ziel der Klimaneutralität in der Wertschöpfungskette steht bereits seit Jahrzehnten ganz oben auf der Agenda. Anfänglich noch begleitet mit einem hohen kommunikativen Aufwand, mittlerweile hält sich das DAX-Unternehmen mit offensiver Vermarktung der Fortschritte zurück. »Nachhaltigkeit ist ein grundlegender Aspekt unseres Ethos und in allen Bereichen von Adidas Golf fest verankert. Während es vor einigen Jahren einen bedeutenden globalen Vorstoß gab, um diese Botschaft zu verbreiten, ist das Thema Nachhaltigkeit inzwischen so sehr in unsere tägliche Praxis integriert, dass wir es nach außen hin oft nicht mehr explizit auf dieser Ebene diskutieren«, heißt es auf GM-Anfrage von einer Sprecherin.
Große Ziele bis 2025
Die Ziele dieser Bemühungen: Bis 2025 sollen neun von zehn Artikeln nachhaltig sein, was bedeutet, dass sie zu einem erheblichen (aber nicht weiter definierten) Anteil aus umweltfreundlichen Materialien bestehen. Ein weiteres Ziel ist es, die Treibhausgasemissionen der Produkte um 15 Prozent (im Vergleich zu 2017) zu senken. Bis 2050 will man beim Branchenriesen komplett klimaneutral agieren.
+++ Der GM-Eisen-Test 2024 +++
Wer den Online-Shop besucht, kann Produkte, die aus recycelten oder erneuerbaren Materialien bestehen, per Suchfilter ausfindig machen. Beim Ultraboost Golfschuh besteht das Obermaterial beispielsweise zu jeweils 50 Prozent aus recyceltem Polyester und Material, das aus Plastikmüll gewonnen wird, der in Küstenregionen und im Meer gesammelt wurde. Von der Idee, dadurch die Verschmutzung der Meere substanziell zu bekämpfen, hat sich Adidas (wie auch Nike) mittlerweile allerdings verabschiedet. Die beiden global agierenden Sportartikelhersteller beendeten zuletzt ihre Kooperation mit der Umweltschutzorganisation »Parley for Oceans«, die einst ein wichtiger Bestandteil der Nachhaltigkeitskommunikation war.
Ambitionierte Raubkatze
Auch beim Herzogenauracher Nachbarn Puma hängt das Thema hoch. Im jährlichen Nachhaltigkeitsbericht sind die Fortschritte dokumentiert. Ein paar Eckdaten: Die Treibhausgas-Emissionen in den eigenen Betrieben, der Produktion und beim Transport von Waren sank um 24 Prozent. Zudem bestanden 80 Prozent der Produkte entweder aus recycelten oder zertifizierten Materialien.
Auch die Golfsparte des Ausstatters mit der Raubkatze will mit nachhaltigen Produkten punkten. So bestehen das Obermaterial und die Gummilaufsohle des neuen Slipstream G Sustainability aus vollständig recyceltem Material. Das Golf-Spin-Off des ehemaligen Basketballschuhs aus den 1980ern ist um einiges leichter und dank Anpassungen nun auch kompatibel mit dem Golfplatz. Auch die Kleidungsstücke der aktuellen MATTR- und Cloudspun-Kollektionen werden aus recyceltem Polyester gefertigt.
»Ich habe mich – wenn ich ehrlich bin – noch nicht allzu ausführlich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, aber als Vater von vier Kindern passt das perfekt zu meinen Werten.«
Harry Kane
Der Beitrag von Harry Kane
»Ich habe mich – wenn ich ehrlich bin – noch nicht allzu ausführlich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, aber als Vater von vier Kindern passt das perfekt zu meinen Werten.« Mit diesen Worten erklärte Fußballstar Harry Kane sein Investment in die britische Lifestyle-Marke Reflo während des Kick-Off-Events in München. Für das britische Bekleidungsunternehmen um Gründer Rory MacFadyen hat umweltbewusstes Handeln Priorität, wie der Engländer im Gespräch mit GM bekräftigte.
Während viele Anbieter die neuen Trends in immer kürzeren Intervallen veröffentlichen, will sich Reflo mit langen Produktzyklen über den Fast-Fashion-Trend hinwegsetzen. Die Funktionskleidung entsteht überwiegend aus recyceltem Polyester, das aus Plastikabfällen gewonnen wird, die auf der Mülldeponie landen würden. Dadurch verbrauchen die Stoffe 50 Prozent weniger Energie sowie 70 Prozent weniger Kohlenstoff als neues Polyester und benötigen kein neues Öl. Darüber hinaus setzt man auf Material, das über Nachhaltigkeitszertifikate (Bluesign, Oeko-Tex und Co.) verfügt.
Den Kreislauf stärken
Auch einige der großen Player der Schläger- und Ball-Industrie bemühen sich um einen nachhaltigen Auftritt. Die Bestrebungen konzentrieren sich unter anderem auf grüne Energie, Recycling, die Maximierung der Rohstoffnutzung und die Minimierung aller Abfälle, insbesondere der giftigen. Auch die Logistik steht im Fokus.
Der Titleist-Mutterkonzern Acushnet schloss von 2012 bis 2014 Stromabnahmeverträge ab, um vier große Solarparkprojekte in Massachusetts zu betreiben und zu finanzieren. 2018 kaufte der Equipment-Riese zudem den Lakeball-Supplier PG Golf. Das Unternehmen mit Sitz in Texas ist der weltweit größte Händler für wiederaufbereitete Bälle. Pro Jahr sammeln die Taucher und Ballsucher mehr als 40 Millionen Bälle und helfen dabei, dass bereits verwendete Exemplare wieder zurück ins Spiel gebracht werden können.
»Trade In! Trade Up!« bei Callaway
Auch Callaway hat einen breiten Maßnahmenkatalog erstellt und veröffentlicht alle zwei Jahre einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht, der die Transparenz in den Bemühungen zum Thema Nachhaltiges Golf-Equipment verbessern soll. Die Kalifornier streben unter anderem danach, die Lebensdauer der Produkte zu verlängern. Das »Trade In! Trade Up!«-Programm ermutigt Kunden, leicht gebrauchte Golfschläger aller großen Marken gegen eine Gutschrift für den Kauf neuer Callaway-Produkte zurückzugeben.
Diese Schläger landen nach einer Aufbereitung im Pre-Owned-Online-Shop, in dem ausschließlich zertifizierte und gebrauchte Ausrüstungen mit zwölfmonatiger Garantie zu erwerben sind. Das trägt dazu bei, die Anzahl der Schläger, die im Abfall landen, zu reduzieren.
Ökostrom in Hannover
All4Golf, Deutschlands größter Versandhändler, sieht sich ebenfalls in einer besonderen ökologischen Verantwortung und kommuniziert die daraus resultierenden Maßnahmen auf der Webseite. Das E-Commerce-Unternehmen mit Sitz in Hannover verwendet für den Onlineshop zu 100 Prozent Ökostrom aus einer Wasserkraft betriebenen Infrastruktur. Zudem bestehen fast alle Versandkartons aus recyceltem Altpapier und werden mit Paketband, das zu einem Großteil aus recycelten PET-Flaschen besteht, beklebt. Um Plastik zu sparen, kommen papierbasierte Versandtaschen zum Einsatz.
Nachhaltiges Golf-Equipment: Aufgetaucht!
Wie viele Bälle verlieren Golf-Enthusiasten während einer Runde? Man schätzt zwischen drei und vier. Das ergibt weltweit im Jahr mehr als 400 Millionen. Das Problem: Viele der Bälle gehen als Fremdkörper in Gewässern und anderen schwer zugänglichen Bereichen verloren. Sie zersetzen sich nur sehr langsam und können jahrzehntelang in der Umwelt verbleiben. Darüber hinaus entstehen Mikroplastik und weitere schädliche Stoffe.
Der Beruf des Balltauchers hat sich in der Golfwelt mittlerweile etabliert. So wandert ein gewisser Teil der „untergetauchten“ Bälle immer wieder im Sortiment von Lakeball-Plattformen oder Pro Shops. Die Taucher sind in Golfclubs zumeist gern gesehene Gäste. Das schwedische Unternehmen golfballdivers.se fischt Jahr für Jahr mehr als 5 Millionen Bälle aus Teichen europäischer Clubs, die dann auf den Gebrauchtmarkt wandern. Praktisch: Balltaucher wie Ralf Oestmann (lakeballtaucher.de) sind auf deutschen Anlagen nicht nur als Sammler aktiv, sondern kümmern sich darüber hinaus um die Qualität des Wassers.
Tee aus Kaffee
Bei Tomorrow Golf dreht sich vieles um gebrauchte Bälle. Das Start-Up der Österreicher Raphael Blasi und Lukas Pehertsdorfer geht einen Schritt weiter als viele andere Anbieter. Der Fokus liegt auf „untergetauchten“ Bällen, die so lange im See lagen, dass sie zu mitgenommen und beschädigt sind und auf dem Müll landen würden. Die Lösung: Bei den abgenutzten Exemplaren wird der Kern entfernt, neu aufgearbeitet und der Ball in der Folge frisch ummantelt. Der Vorteil: Auf diese Weise werden rund 39 Gramm des neuen synthetischen Kautschuks pro Ball gespart, also fast 90 Prozent des Gewichts.
Ein weiteres innovatives Produkt im Portfolio der Österreicher ist ein Tee aus altem Kaffeesatz. GM war beim Testen vor allem vom angenehmen Kaffeegeruch beim Öffnen der Verpackung begeistert. Auch auf dem Platz überzeugen die nachhaltigen und biologisch abbaubaren Tees aus Kaffee, Zuckerrohr und Pflanzenöl durch eine überdurchschnittliche Stabilität. Verabschiedet sich das Tee einmal in Richtung Gras, so regt es dort das Wachstum an.
Nachhaltiges Golf-Equipment: Instant-Bälle
Die Bälle der Marke Biodegradable Golf Balls aus Vancouver, Kanada, bestehen aus Maisstärke und abbaubarem Kunststoff und lösen sich innerhalb weniger Wochen im Wasser komplett auf. Allerdings kommen die innovativen Exemplare nicht an die Leistungsfähigkeit „normaler“ Bälle heran und eignen sich daher weniger für die Runde ambitionierter Golfer, sondern eher für den Einsatz auf nahe an Gewässern gebauten Driving Ranges oder für Kreuzfahrtschiffe.
Grüner Transport
Trolleys sind in Deutschland ein gefragtes Gut. Die fahrenden Taschenträger erfreuen sich in kaum einem anderen Land weltweit so hoher Beliebtheit wie hier. Einer der gefragtesten Hersteller ist Big Max. Die österreichische Marke, die neben Trolleys auch Golftaschen im Portfolio hat, ist seit 1994 auf dem Markt. Wie Geschäftsführer Thomas Reiter bekräftigt, will man bei nachhaltigen, industriellen Praktiken Vorreiter sein. Ein neues innovatives Pulverbeschichtungssystem sei in der Lage, mehr als 95 Prozent des verwendeten Pulvers zu recyceln, wodurch Abfall erheblich reduziert und die Effizienz gesteigert wird.
Zudem schmücken das Dach der Fabrik in China seit einiger Zeit Solarpaneele – und das auf 39.348 Quadratmetern. Dadurch können täglich bis zu 3.700 Megawatt Energie produziert werden, was sich nicht nur positiv auf den ökologischen Fußabdruck auswirkt, sondern auch die Arbeitsbedingungen verbessert, weil die Innentemperatur sinkt. Eine weitere Innovation: Regenwasser fließt vom Dach in einen 6.000 Kubikmeter großen Tank. Mit dem gewonnenen Wasser können Toiletten gespült oder Pflanzen bewässert werden.
Auch der Plastikanteil bei den Verpackungen schrumpfte erheblich. Dass nun deutlich mehr Kartons zum Einsatz kommen, ist erfreulich, hatte aber auch erhöhte Transportkosten zur Folge, da die neuen Verpackungen etwas größer sind. Es zeigt sich, dass mit dem Streben nach Nachhaltigkeit auch zusätzliche Kosten entstehen.
Alles andere als lästige Pflicht
Der Limburger Hersteller JuCad gehört zu den festen Größen im Premium-Segment der Trolleys. Seit 44 Jahren behauptet sich das Familienunternehmen auf dem Markt und gehört zu den deutschen Erfolgsgeschichten. Nachhaltiges Handeln sehen die Verantwortlichen schon seit längerer Zeit keineswegs als lästige Pflichtaufgabe, sondern als wichtige Voraussetzung, um diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.
Das große Plus: Die Trolleys entstehen an fünf Produktionsstätten am Standort in Limburg. Dort erzeugen Photovoltaik- und PV-Anlagen emissionsfrei und geräuschlos eigenen grünen Strom für die Gebäude. Die Produktion soll so nachhaltig und umweltfreundlich wie möglich ablaufen. So kommen neue Inhaltsstoffe erst dann zum Einsatz, wenn sie getestet oder toxikologisch ausreichend untersucht und abgesichert sind. Auch Zulieferer müssen strenge Standards in puncto Nachhaltigkeit einhalten.
Ein Vorteil ergibt sich darüber hinaus durch die verwendeten Werkstoffe: Die minimalistisch und funktional aufgebauten Trolleys entstehen aus Titan, Edelstahl und Aluminium, die heute bereits recycelt werden. Ein Caddy der Marke JuCad und der Schwestermarke JuStar steht seit Jahren für Langlebigkeit ohne großen Wartungsbedarf – auch das wirkt sich positiv auf den ökologischen Fußabdruck aus.