Das Sportjahr 2024 ist gerast. Die Fußballwelt hat mit Spanien einen neuen Europameister gekürt und in der Welt des Golfsports steht das letzte der vier Majors unmittelbar bevor: die Open Championship (18.–21. Juli).
Gerade weil »The Open« das einzige Major auf europäischem Boden ist und es leidglich eine Stunde Zeitverschiebung gibt, eignet sich dieses Links-Golf-Event bestens zum »Public Viewing« im Club oder mit Freunden. Wer sich nicht mit Unwissen blamieren möchte und etwas Rüstzeug fürs Fachsimpeln benötigt, ist mit unserem GM-Angeberwissen zu Open bestens informiert:
Open Championship vs. British Open
Doch bevor es los geht, eine Klärung vorab. Mal heißt es »Open Championship« und mal »British Open«? Was ist nun korrekt?
In den Vereinigten Staaten und anderen Teilen der Welt wird dieses Major oft als »British Open« bezeichnet, um die Meisterschaft von anderen Events (beispielsweise US Open) deutlicher zu unterscheiden. Der offizielle Name des Turniers lautet jedoch »The Open Championship«. Und als mit Abstand ältestes Major (die erste Austragung der Open Championship war 1860 und somit 35 vor der ersten Premieren-Auflage der US Open im Jahr 1895) hat es sich die Open Championship auch »verdient« lediglich als »The Open« bezeichnet zu werden.
A wie Austragungsort
Die 152. Open Championship wird im schottischen Royal Troon Golf Club im gleichnamigen Örtchen Troon in South Ayrshire ausgetragen. Der 1878 gegründete Traditionsclub liegt unmittelbar an der Küste des Firth of Clyde und verfügt über mehrere Plätze – Old Course, Portland Course und Craigend Course. Seit 1978 trägt der Troon GC seinen royalen Ehrentitel. Die 152. Open Championship wird die zehnte Open-Austragung auf dem Old Course von Troon sein; und die sechste, seit der Club den Status »Royal« erhalten hat. Vor acht Jahren, 2016, war der Course zuletzt Gastgeber der Open, als Henrik Stenson in einem spannenden Duell mit Phil Mickelson als Sieger hervorging. Und für alle deutschen Golffans dürfte Troon unvergessen sein: Hier kürte sich Sophia Popov zur ersten und bisher einzigen Gewinnerin eines Majors bei der Women’s British Open im Jahr 2020.
B wie Briefmarke
Jeder Course hat ein sogenanntes »Signature Hole«. Im Royal Troon Golf Club ist das wohl Bahn 8, ein kurzes Par 3. Genau wie der gesamte Course, sieht diese Bahn zunächst nicht sonderlich schwierig aus. Hinzu kommt: Die 123 Yards lange Bahn ist nicht nur die kürzeste der gesamten Geschichte der Open Championship, sondern auch am einfachsten gerated. Ursprünglich hieß das Loch »Ailsa«weil man vom Abschlag aus einen perfekten Blick auf die gleichnamige Felseninsel hat, die auch von Turnberry aus zu sehen ist, und somit eine gewisse Symbolik in der Open-Geschichte hat. Mittlerweile trägt diese 8. Bahn von Royal Troon den treffenden Namen »Postage Stamp«.
Dies rührt aus der Golf Illustrated her, in der William Park schrieb: »Eine Pitching-Fläche, die auf die Größe einer Briefmarke reduziert wurde.« Das heutige Grün wurde 1910 erbaut und ist in der Tat mini. Der Abschlag befindet sich auf einer Anhöhe. Ursprünglich musste das Grün blind angespielt werden. Der Weg führt über eine Schlucht auf eine extrem schmale Puttfläche, die in die Seite eines großen Sandhügels eingelassen ist. Zwei Bunker schützen die linke Seite des Grüns, während ein großer Kraterbunker die Annäherung abschirmt. Jeder Fehler auf der rechten Seite mündet in einen der beiden tiefen Pott-Bunker mit fast senkrechten Wänden. Es gibt keinen sicheren Weg, dieses Loch zu spielen, der Ball muss mit dem Abschlag das Grün erreichen. Schon viele Spitzenspieler sind am kürzesten Loch der Open Championship gescheitert.
C wie Cut
Die Open Championship wird über vier Runden (72 Löchern) im Zählspiel ausgetragen, wobei nach 36 Löchern ein Cut erfolgt. Das Teilnehmerfeld besteht aus 156 Spielern.
D wie deutsche Spieler
Bei der diesjährigen Open Championship im Royal Troon GC sind vier deutsche Spieler vertreten: Der frisch gekürte Italian-Open-Champion Marcel Siem, Alex Cejka, Yannik Paul und Stephan Jäger. Max Kieffer und Nick Bachem hatten auch versucht, sich zu qualifizieren, scheiterten jedoch.
F wie Favoriten
Bislang haben dieses Jahr Scottie Scheffler, Xander Schauffele und Bryson DeChambeau (alle USA) ihre Namen in die Geschichtsbücher eingetragen. Mit dem frisch gebackenen Scottish-Open-Champion Robert MacIntyre (SCO), dem es erstmals nach 25 Jahren gelang, einen Heimsieg für Schottland einzufahren (zuletzt gewann Colin Montgomerie 1999 die Scottish Open) bringt sich auch ein Schotte in den Fokus der Buchmacher. Allerdings zeigen die Statistiken auch, dass ein Sieg beim »Vor-Event« der Open – der Scottish Open – bisher keine Auswirkungen auf die Siegchancen bei der Open Championship hatte.
Romantiker drücken die Daumen für Rory McIlroy (NIR). Zwar gehört der 35-Jährige zum elitären Kreis der derzeit absolut überragenden Spieler, doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass sein Inner-Game nicht für mehr als 54 Bahnen ausgelegt ist. McIlroy dominiert die Szene nicht wie etwa Scheffler. Erfreulich wäre es allerdings, wenn sich der Nordire nach 2014 den ersehnten fünften Major-Titel holen könnte. Seine Tendenz zeigt klar, dass er vor allem bei den Majors meist nah dran ist. Und Links-Golf liegt ihm – was auch die Resultate der letzten zwei Open-Teilnahmen belegen: 2022 in St. Andrews Rang 3, 2023 in Royal Liverpool ein geteilter 6. Platz. Auch Collin Morikawa (ziert derzeit den Titel des aktuellen Golf Magazin #8/24) zählt laut Insidern zu den Favoriten. Aus europäischer Sicht könnten auch Ludvig Åberg (SWE) oder Jon Rahm (ESP) ein Wörtchen beim Spiel um den Pokal mitzureden haben.
Fest steht: Es wird jemand gewinnen, der seinen Drive beherrscht und die Bunker aus dem Spiel nimmt. Anders als sonst üblich wird sich der Course aufgrund der vielen Regenfälle deutlich weicher spielen.
G wie Gastgeberland – mal England mal Schottland
Auf welchen anderen Plätzen wird die Open Championship ausgetragen? Gemäß eines Rotationsprinzip wird die Open Championship auf verschiedenen Plätzen im Vereinigten Königreich ausgetragen. Derzeit gibt es zehn Plätze in diesem Turnus. Fünf davon liegen in Schottland: Carnoustie, St. Andrews, Royal Troon, Turnberry und Muirfield. Die anderen vier befinden sich in England: Royal Birkdale, Royal Liverpool, Royal St. George’s und Royal Lytham. Der nordirische Platz Royal Portrush, auf dem die Open 2019 ausgetragen wurden und nächstes Jahr wieder stattfinden werden, ist der jüngste Neuzugang in der Liste. Schottland hat mit 97 Open Championships (demnächst 98) die meisten Opens ausgerichtet.
G wie Geld
Das Preisgeld für die Open Championship ist noch nicht final bekannt gegeben, aber das Preisgeld für den ersten Platz im Jahr 2023 betrug 3 Millionen US-Dollar bei einem Gesamtpreisgeld von 16,5 Millionen US-Dollar.
L wie Links
Die Open Championship wird auf klassischen Links-Plätzen gespielt, die sich durch tiefe Bunker, keine Bäume, große und hügelige Grüns und viel hohes Gras, garstigen Ginster und weitere Tücken auszeichnen. In der Regel sind die Fairways hart und trocken, wobei Wind und kältere Temperaturen gepaart mit Regen das Spiel dominieren. Der Royal Troon Golf Club befindet sich in South Ayrshire, einem absoluten Links-Platz-Mekka. Links-Plätze befinden sich traditionell am Küstenstreifen direkt neben dem Meer. In South Aryshire und dem angrenzenden Aryshire muss man beinahe nach einem Küstenfleckchen suchen, an dem sich kein berühmter Golfplatz befindet. Neben Troon und Turnberry gibt es Western Gailles, Dundonald Links, Kilmarnock Barassie, Prestwick, West Kilbride, Irvine und viele mehr.
M wie die meisten Open-Siege
Harry Vardon hält mit sechs Siegen den Rekord für die meisten Siege bei der Open Championship. Vier Spieler haben die Open fünfmal gewonnen: James Braid, J.H. Taylor, Peter Thomson und Tom Watson. Übrigens: Der älteste Open-Sieger ist der alte Tom Morris, der 1867 in Prestwick im Alter von 46 Jahren gewann. Der jüngste hingegen ist der junge Tom Morris im Folgejahr 1868, in Prestwick im Alter von 17 Jahren gewann. Er hält auch den Rekord für die meisten aufeinanderfolgenden Siege (vier), da er nach seinem ersten Sieg die nächsten drei Open-Auflagen in Folge gewann.
N wie Nationalität der Sieger
Die meisten Open Champions stammen aus den USA. 46 Mal gewannen US-Amerikaner. 41 Mal Spieler aus Schottland (zuletzt 1999 mit Paul Lawrie) und bei 22 Opens gewann ein Engländer.
P wie Pokal
Der Siegerpokal der Open Championship heißt Claret Jug. Golfgrößen wie Tiger Woods, Jack Nicklaus, Arnold Palmer und Seve Ballesteros haben ihre Namen auf ihr verewigen können. Zwar gibt es die Open Championship seit 1860, doch die Claret Jug gibt es erst seit 1872. In den Anfängen der Open gab es einen ledernen Sieger-Gürtel, einen Champion Belt mit silbernen Plaketten. Wie auch bei Wanderpokalen das ungeschriebene Gesetzt lautet, war es auch bei der Champion Belt der Fall: »Der Pokal (Gürtel) bleibt Eigentum des Clubs, bis ein Sieger drei Mal in Folge gewinnt.« Und so kam es, dass der 19-jährige Young Tom Morris 1870 die Open gewann, es aber keinen Preis gab. 1871 fiel die Open dann aus und 1872 konnte die Open wieder stattfinden – allerdings war der vorläufige Preis eine »golf medal«, bevor es die finale Claret Jug gab. Heute werden die Namen der Gewinner auf der Trophäe eingraviert, sobald sie ihren Sieg errungen haben. Wenn die Claret Jug überreicht wird, ist der Name bereits graviert. Die Gewinner geben die Jug jedes Jahr zurück (obwohl sie auch eine kleinere Kopie erhalten, die sie behalten können).
Q wie Qualifikation
An der Open Championship darf theoretisch jeder versuchen teilzunehmen – daher auch der Name »Open«. Es gibt eine Open Qualifying Series mit 16 Events, ausgetragen in elf Ländern. Insider-Tipp für Open-Fans: zwei Wochen vor Beginn der Open finden immer die regionalen Qualifikationen teilweise in unmittelbarer Nähe des Open-Austragungsorts statt. Im Starterfeld der Quali-Turniere sind aufstrebende Talente, einige Teaching-Professionals, Spieler zweiter oder dritter Profi-Touren, aber auch richtige Big Names. Der Eintritt zu all diesen Events ist frei und man ist hautnah am Geschehen dran. So wurden dieses Jahr am 24. Juni 15 regionale Qualifikations-Events ausgetragen. Ein Beispiel zum Stichwort »große Stars«: Justin Rose (Ryder-Cup-Held, 25-facher Sieger auf den Touren weltweit und US-Open-Champion von 2013) qualifizierte sich in Burnham & Berrow. Oder ein Sam Horsfield (dreifacher DP-World-Tour-Gewinner) erspielte sich sein Open-Ticket in West Lancashire. Das finale Quali-Event zur Open war die Genesis Scottish Open, ausgespielt im Renaissance Golf Club. Dort waren die finalen Open-Qualifikanten: Aaron Rai, Alex Noren und Richard Mansell.
S wie Stechen
Sollte es bei der diesjährigen Open Championship spannend werden und nicht wieder ein Überraschungssieger mit vielen Schlägen Vorsprung schon vor Turnierende feststehen, gibt es ein Stechen. Besteht also nach vier Runden Gleichstand, wird ein Vier-Löcher-Gesamt-Playoff gespielt. Liegt nach vier Löchern immer noch Gleichstand vor, wird ein Sudden Death gespielt, bis ein Sieger feststeht. Die Open Championship ist nicht das einzige Major-Turnier, bei dem im Falle eines Gleichstands ein Gesamtwertungsspiel durchgeführt wird. Bei der PGA Championship wird ein Gesamtwertungsspiel mit drei Löchern durchgeführt, und die US Open hat 2018 von einem 18-Löcher-Playoff auf ein Gesamtwertungsspiel mit zwei Löchern umgestellt. Seit 2000 hat es vier Playoffs bei den Open gegeben, zuletzt 2015 auf dem Old Course, als sich US-Amerikaner Zach Johnson gegen Louis Oosthuizen (RSA) und Marc Leishman (AUS) über vier Bahnen durchsetzen musste.
T wie Titelverteidiger
Vergangenes Jahr gewann der US-Amerikaner Brian Harman die Open Championship in Royal Liverpool mit sechs Schlägen Vorsprung und holte sich damit seinen ersten Major-Titel. Er wurde damit der dritte linkshändige Open-Champion (neben Bob Charles und Phil Mickelson) und der fünfte linkshändige Major-Champion (mit Mike Weir und Bubba Watson). Mit einer sensationellen 65er-Runde am Freitag übernahm Harman die Kontrolle über die Meisterschaft und unterbot damit den Durchschnitt des Feldes um mehr als acht Schläge. Am Finaltag startete er einem Vorsprung von fünf Schlägen und gewann die 151. Open Championship mit sechs Schlägen Vorsprung. Er war ein absoluter Überraschungssieger. Bei den Buchmachern lag Harmanns Quote bei 125:1.
TW wie Tiger Woods
Ja, Tiger Woods ist bereits in Schottland unterwegs und tritt bei diesem Event an. Es wird sein fünfter Start bei einem PGA-Tour-Event in dieser Saison sein – das Genesis Invitational, das Masters, die PGA Championship, die U.S. Open und nun die Open Championship –, wobei er bei den letzten beiden Turnieren zweimal den Cut verpasst hat. Als früherem Open-Sieger ist es Woods freigestellt teilzunehmen. Dank seiner drei Claret Jugs kann er automatisch am ältesten Major des Golfsports teilnehmen, bis er 60 Jahre alt ist.
U wie Ursprung
Wann und wo fanden die erste Open Championship statt? 1860 wurde in Prestwick, in South Ayrshire, die erste Open ausgetragen. Es handelte sich damals um ein eintägiges Turnier über 36 Löchern. Willie Park Sr. gewann mit zwei Schlägen Vorsprung und einem Gesamtergebnis von 174 Schlägen.
V wie (größter) Vorsprung
Den größten Vorsprung bei einer Open Championship gab es 1862 in Prestwick, als Old Tom Morris mit 13 Schlägen gewann, während das Turnier noch über 36 Löcher ausgetragen wurde. Der größte Vorsprung seit dem Zweiten Weltkrieg beträgt acht Schläge, die Tiger Woods bei den Open 2000 in St. Andrews gegenüber Thomas Bjørn und Ernie Els erzielte.
Z wie zukünftige Austragungsorte
2025: Royal Portrush, Portrush, County Antrim, Nordirland
2026: Royal Birkdale Golf Club, Southport, England