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Kurzspiel-Tipps mit dem Score-Booster

Über die Hälfte der Golfschläge erfolgen innerhalb von 100 Metern zur Fahne, aber das Kurzspiel wird oft vernachlässigt, obwohl es entscheidend für den Erfolg ist.

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Kurzspiel-Tipps mit dem Score Booster
Kurzspiel-Tipps mit dem Score Booster

Grob geschätzt erfolgen während einer Runde Golf über die Hälfte der absolvierten Schläge innerhalb einer Entfernung von 100 Metern zur Fahne (einschließlich Putts). Das ist eine ganze Menge. »Dennoch wird ums Grün herum nicht so fleißig und intensiv trainiert, wie es eigentlich notwendig wäre«, weiß PGA-Professional Simone Uka vom Quellness & Golf Resort Bad Griesbach. Kurzspiel wird von Golfern oftmals als weniger wichtig und auch etwas langweilig empfunden. Spektakulärer ist es für die meisten Spieler, an der Schlagweite zu feilen. Dabei bleibt meist eine Annäherung, die direkt im Loch versinkt, deutlich länger im Gedächtnis verhaftet als ein geradeaus fliegender Drive. Außerdem ist ein eingelochter Chip oder auch Sand-Safe ein regelrechter Score-Booster.

Abwechslung im Training

»Gerade die Short-Game-Area bietet einen Fundus an Variablen. Mit etwas Kreativität kommt hier keine Langeweile auf«, schwärmt Simone Uka, während sie mit ihren Töchtern Elena (12) und Emilia (15) ein paar Kurzspiel-Übungen aufbaut. Mit spielerischem Training kennt sich die Proette aus, schließlich arbeitet sie als Kinder- und Jugendgolf-Expertin in Europas größtem Golf-Resort, dessen Nachwuchs-Arbeit auch über die bayerischen Landesgrenzen hinaus Erfolge trägt. »Nicht nur im Bereich des Nachwuchstrainings sind abwechslungsreiche Trainingseinheiten und die Übung praxisnaher Situationen äußerst wichtig«, erklärt Simone Uka. Was Kindern und Jugendlichen Spaß bringt, bereitet auch erfahreneren Spielern und Erwachsenen Freude.

Info: Der Bounce

Der Bounce ist der Grad der Wölbung an der Schlägersohle und beschreibt den Winkel zwischen der Sohle des Schlägers und dem Boden. Ein Bounce kann zwischen wenigen Grad bis zu 14 Grad variieren – je nach spielerischer Vorliebe und Beschaffenheit des Heimatplatzes. Bei hartem Untergrund eignet sich ein niedrigerer Bounce, da man dann besser unter den Ball gelangt und das Eingraben der Schlägersohle in den Untergrund unwahrscheinlich ist. Bei weicheren Böden und überwiegend feuchten Spielbedingungen empfiehlt sich ein hoher Bounce, der besser vom Boden abprallen kann und sich nicht so leicht eingräbt.

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Wege aus dem Bunker

Golf ist ein facettenreicher Sport, daher gibt es auch manchmal nicht die eine ultimative Lösung. Verschiedene Schwungtechniken verlangen unterschiedliche Herangehensweisen – so auch, um aus dem Bunker herauszuspielen. Wie für fast alle Golfschläge gilt, gilt auch im Sand: keine Angst zu haben. Beim Schlag aus dem Bunker geht es darum, den Sand im richtigen Moment zu treffen.

Standardbunkerschlag (parallel): Beim Standardbunkerschlag sollte man parallel zur Fahne stehen, die Hände etwas tiefer halten, einige Zentimeter vorm Ball den Boden treffen und mutig Richtung Fahne schwingen. Mit dieser Technik lässt man den sogenannten Bounce des Schlägers arbeiten.

Viele Spieler fürchten sich vorm Bunker. Wer aber einmal die richtige Technik verinnerlicht hat, wird schnell merken: Es ist einfacher, aus einem Bunker herauszuschlagen, als beispielsweise von einer Kahlstelle oder aus tiefem Rough. Beim Training in der Sandkiste empfiehlt es sich, Linien in den Bunkersand zu zeichnen. »Das hilft beim Verständnis der Grundtechnik«, zeigt die zierliche Proette, während sie mit ihrem Schläger verschiedene Linien in den Sand zeichnet.

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Bunkerschlag offener Stand: Viele erfahrene Spieler stehen mit einem offenen Stand (Rechtshänder ausgerichtet nach links des Ziels) im Bunker. So wird dem Schläger zusätzlicher Loft verliehen, wodurch der Ball schneller zum Stoppen gebracht wird. Fürs Training sollte eine Linie Richtung Fahne gezeichnet werden und zum Training des Treffmoments noch ein Kreis um den Ball herum. Für die Ausrichtung der Füße wird hier ein Alignment-Stick (entweder offen oder parallel) positioniert. »Die visuelle Untermalung des geplanten Schlagvorhabens hilft ungemein und sorgt noch mal für Klarheit – vor allem, was den Treffmoment betrifft«, erklärt Simone Uka. Situationsabhängig kann man sich für eine der beiden Bunkertechniken entscheiden – bei besonders hohen Bunkerkanten eignet sich beispielsweise die offene Variante.

Sandspiele

Ganz egal, für welche Schlagvariante – ob offen oder parallel – Sie sich entscheiden, wichtig ist, spielerisch mit dem Untergrund umzugehen. Zwar dürfen wir den Boden im Bunker vorher nicht mit dem Schläger absichtlich berühren, doch sollten wir lernen, den Sand für uns zu nutzen. Mit dem passenden Wedge und dem richtigen Bounce gleitet der Schläger kinderleicht durch den Sand. Bei welcher Distanz um wie viele Zentimeter vorm Ball der Boden getroffen werden sollte, ist Feinjustierung und Übung. »Toben Sie sich im Bunker aus, probieren verschiedene Lagen und experimentieren mit dem Treffmoment«, empfiehlt die zertifizierte PGA-Trainerin.

Checkliste Bunker mit wenig Roll

– 56°-Grad-Wedge (oder mehr Loft)

– kürzer Greifen (bei kürzeren Schlägen)

– für sicheren Stand Füße etwas in den Sand bohren

– Zielpunkt zwei bis drei Zentimeter vorm Ball anvisieren

– halber Rückschwung

– beim Durchschwung mit ordentlich Sand Richtung Ziel schwingen

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Zonenspiele

»Auch bei Annäherungsschlägen möchten die meisten lieber einen hohen Pitch spielen, anstatt flach auf Sicherheit zu gehen«, berichtet die Trainerin aus der Teaching-Praxis. Wird der hohe Schlag sicher beherrscht, ist das kein Problem. Doch besteht bei hohen Bällen auch die Gefahr, dass diese schneller verspringen können – auch dann, wenn die Schlagausführung gut war. Bei einem hohen Pitch ist auch die Gefahr der hohen Schlägerkopfgeschwindigkeit gegeben. Allgemein gilt die Faustregel, den Ball stets möglichst nah am Boden zu lassen – das birgt weniger Risiken. Also: Putt vor Chip vor Pitch. Ein getoppter Pitch mit den Sand-Wedge saust nämlich gerne ins nächste Gestrüpp, wohingegen von einem unsauber getroffenen flach gespielten Chip nicht viel Risiko für den Score ausgeht.

Eine tolle Übung ist, beim Pitch- und Chip-Training in verschiedene Zonen zu spielen, den Ball an einer Stelle bewusst landen zu lassen und ihn dann gezielt zur Fahne zu rollen. »Mit dieser sehr visuellen Übung wird das Gefühl fürs Flug-Roll-Verhältnis geschärft. Im Kinder- und Jugendtraining arbeiten wir mit möglichst vielen Farben, bunten Landezonen und entsprechenden Bällen«, berichtet die Niederbayerin.

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Variables Training

Sollte die Kurzspiel-Area Ihres Heimatclub den Platz hergeben, versuchen Sie am besten abwechselnd auf verschiedene Ziele zu spielen. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder mit einem Schläger auf verschiedene Ziele und Landepunkte zu spielen oder aber auch mit zwei Schlägern unterschiedliche Schläge zu machen – beispielsweise mit dem Eisen 9 einen flachen Chip, der bereits am Grünanfang landet und dann einen längeren Rollweg zur Fahne hat. Und mit einem Eisen mit mehr Loft (beispielsweise mit einem Pitching- oder einem 52°-Grad-Wedge) einen näher zur Fahne gelegenen Landepunkt festlegen und den Ball entsprechend kürzer zum Ziel hin rollen lassen. »Ich empfehle meinen Schülern – nicht nur den Jugendlichen – auch das Spielerische am Kurzspieltraining zu genießen«, weiß die Fach-Frau. Und wir alle wissen: Wenn eine Übung Spaß bringt, verinnerlicht man das Trainierte auch zügiger.

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Visualisierung

So wie bei einem Putt ausgiebig das Grün gelesen und der geplante Schlag vor dem inneren Auge visualisiert wird, sollte auch bei einem grünnahen Annäherungsschlag verfahren werden. »Wichtig ist, einen Plan zu haben«, weiß die Trainerin, während sie ihren Töchtern beim Training in der sommerlichen Abendsonne zuguckt. Markiert man sich beim Training eine Fläche mit einem Landepunkt, übt das ungemein. Wer keine expliziten Trainings-Utensilien hat, kann auch Gummibänder oder Packband (und mit Tees befestigen) zur Markierung der avisierten Landezone nutzen.

Smash-Faktor

Der sogenannte Smash-Faktor ist die Differenz zwischen Schlägerkopfgeschwindigkeit und Ballgeschwindigkeit. Durch die Elastizität des Balls fliegt dieser schneller vom Schläger weg, als das Schlägerblatt auf den Ball traf. Das begünstigt Länge und Geschwindigkeit, ist aber ungünstig für die Feinjustierung der Distanz im Kurzen Spiel.

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Standard-Chip

Beim Chip-and-Run wird das Eisen 8 (oder ein anderes, kürzeres Eisen) kurz gegriffen. Die Handgeleenk sind stabil. Beim Eisen 8 hat man mehr Smash-Faktor und bringt so mehr Roll auf den Ball. Das ist ideal für Situationen, die viel Rollweg verlangen, beziehungsweise bei denen es für den Rollweg ausreichend Power bedarf, um beispielsweise den Ball ein Plateau heraufzurollen zu lassen. Die Landezone sollte idealerweise auf dem Grün sein. Der Eintreffwinkel ist steiler, wobei erst der Ball und dann der Boden getroffen werden. Ball wird ungefähr ein Drittel der Strecke fliegen und zwei Drittel ausrollen. Auch hier gilt: »Flach spielen, hoch gewinnen«, erklärt Simone Uka. Solange der Ball flach aufs Grün gespielt werden kann, sollte man das auch tun.

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Putt-Chip

Für den Chip oder auch Putt-Chip empfiehlt sich ein schmaler Stand mit mittiger Ballposition und leicht zum Ziel hin versetzter Körperachse – für Rechtshänder nach links und Linkshänder nach rechts (für etwa 60 Prozent).

Beim Putt-Chip (auch hilfreich bei schwierigeren Lagen, wenn der Ball beispielsweise direkt hinter einem kleinen Grasbüschel oder auf etwas kahlerem Untergrund liegt) sollte der Schlägerkopf etwas steiler und mehr auf die Spitze gestellt werden. Damit vermeidet man mittige Treffer und einen zu hohen Smash-Faktor. Für den Griff empfiehlt es sich, den Schläger mehr durch die Handfläche verlaufen zu lassen; anstatt wie sonst den Griff eher mit den Fingern zu halten. So werden die Handgelenke ruhiggestellt. Das Ergebnis: Weniger Smash-Faktor und mehr Gefühl. Die Schlagausführung erfolgt wie ein Putt. Der Ball wird etwas mehr ausrollen als beim Standard-Chip. Für den Putt-Chip eignen sich verschiedene Eisen – 9, 8 oder 7.

Multiples Hybrid

Das Hybrid, der Zwitter aus Holz und Eisen ist ein echter Allrounder und kann im Falle eines Hybrid-Chips ähnlich wie ein Eisen 8 gespielt werden – schmaler Stand, Ballposition mittig und wird ähnlich wie ein Putter geschwungen. Der Chip mit dem Hybrid eignet sich, wenn der Ball beispielsweise an einer Rasenkante zwischen Vorgrün und Semi-Rough liegt, oder aber auch bei längeren Wegen zur Fahne, wobei die Fahne am Ende des (flachen) Grüns steckt.

»Ich bin ganz klar eine Verfechterin des Chippens«, erklärt Simone Uka am Ende des Fotoshooting in Bad Griesbach strahlend. Und deutlich wurde, dass eigentlich jede Golferin und jeder Golfer einen Blumenstrauß an Schlagmöglichkeiten rund ums Grün hat – nur müssen diese genutzt, eingesetzt und zuvor auch trainiert werden. Viel Spaß dabei.

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Simone Uka

Fully Qualified PGA Professional
Quellness Golf Resort Bad Griesbach
Profi seit: 25 Jahren; ausgezeichnet mit der silbernen Ehrennadel der PGA of Germany
Expertin für: Kinder- & Jugendgolf und Damen
Info: quellness-golf.com