Natürlich war es Bubbas Idee, die Drohne abzuschießen. Wir hatten uns in The Greenbrier getroffen, diesem riesigen Golf- und Freizeit-Resort in West Virginia, wo Familie Watson ein Anwesen besitzt. Wir wollten ihn bei allem filmen, was er da so macht: reiten, auf Tontauben schießen, bowlen, Basketball spielen (seine Frau Angie trat fürs kanadische Team bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney an) oder sogar das Werfen eines Footballs auf der nahen Trainingsanlage der New Orleans Saints’. Natürlich wollten wir das Ganze auch aus der Luft aufnehmen, mit Hilfe einer modernen Kamera-Drohne. Bubba aber hatte andere Absichten; er wollte das in der Ferne schwebende Flugobjekt mit einem vollen Schlag abschießen. „Was meint ihr, Jungs“, fragte er nicht wirklich ernst gemeint, „was wollen die Leute lieber sehen: Wie ich hier Körbe werfe? Oder doch eher, dass ich da hinten die fliegende Untertasse vom Himmel hole? Ist doch keine Frage, oder?“ Nicht wirklich, denn Bubba weiß, wie er seine Fans (er hat unter anderem rund 1,9 Millionen Follower bei twitter) entzücken kann. Mit seinen verrückten Ideen hat er schon einige Hits bei YouTube gelandet; erinnern Sie sich an die Fahrt mit einem Luftkissenboot über Golfplatz und Wasserhindernisse?
Jetzt also stehen wir auf dem 17. Fairway des Old White-Kurses. Bubba hat sein Holz 7 (21 Grad Loft) in der Hand, das er seit diesem Jahr verwendet, und beginnt, auf die strahlendweiße Drohne zu schießen, die knapp 50 Meter vor ihm und auf wechselnden Höhen schwebt. Als er sein Ziel immer wieder knapp verpasst, macht sich Bubba einen Spaß draus und spielt die verrücktesten Flugkurven, streut absichtlich Hooks und Slices ein. Das Verblüffende: Welchen Schlag er auch macht, die Bälle landen alle in einem sehr engen Bereich vor dem Grün. Das gilt genauso, als Bubba die Frequenz deutlich erhöht und viele Schwünge sehr schnell hintereinander ausführt. Den Schläger square und mit einem immensen Tempo an den Ball zu bringen, ist für den 36-jährigen Amerikaner so gar kein Problem.Bubba hat schon ein paar Dutzend Versuche hinter sich, was ihn nur noch mehr anstachelt. Diese schleichende Verzweiflung, die man bei ihm manchmal spürt, wenn es im Turnier nicht läuft, hat heute keine Chance. Das mag auch daran liegen, dass er sich hier und heute sehr wohlfühlt: Er wusste lange genug von unserem Treffen, konnte sich also darauf einstellen; er mag die Menschen und die Gegend hier, die ihn an Tulepo in Missouri erinnern, wo die Familie seiner Mutter eine Farm betrieb; er hat in den Tagen hier fast nur Vertraute und Freunde um sich; und es gibt ein neues Spiel, das ihn interessiert. Irgendwann trifft Bubba die Drohne tatsächlich, wenn auch nur einen ihrer Propeller. Das auf einen Bildschirm am Fairwayrand übertragene Livebild der Kamera wackelt und bekommt viele Streifen, bevor es zusammenbricht. Die Drohne selbst steigt in einem unkontrollierten Flug noch ein paar Meter nach oben, bevor sie in einer weiten Schleife fast schon sanft gen Erde trudelt. Das weiche Gras des Fairways fängt sie so auf, dass, vom fehlenden Propeller abgesehen, keine größeren Schäden zu erkennen sind. „Mann, das war schlecht“, sagt Bubba grinsend zu Burt Baine, dem Generalmanager des Greenbrier Golf Clubs. „Wollt ihr mich noch als Werbepartner?“
So gut und locker ist Watson nicht immer drauf. Wenn es bei einem Turnier eng wird, ist er oft übernervös und viel zu leicht zu irritieren. Langsames Spiel macht ihn genauso verrückt wie schlechtes Wetter, unglückliche Bounces oder falsch eingeschätzte Entfernungen. Fremde Golfplätze mag er auch nicht besonders. Noch nicht einmal den Old Course in St. Andrews, obwohl er dort mit seiner Länge und dem Ballgefühl ganz vorn sein könnte. Ist er aber nicht! Deshalb führten ihn die Wettbüros vor der Open im Juli bei den Favoriten sogar außerhalb der Top Ten; ungewöhnlich für einen Spieler, der dort als Nummer drei der Welt antrat.