Es sprach vieles für eine Titelpremiere von Emma Spitz beim Amundi German Masters 2024, als die Finalgruppe am Sonntag auf dem 18. Fairway stand. Die Österreicherin hatte ihren Ball sicher aufs Grün gelegt, etwa fünf Meter fehlten der Wienerin zum Loch. Zuvor hatte sich die 27-Jährige mit Tap-In-Birdies auf Bahn 16 und 17 eine Führung von einem Schlag vor Alexandra Försterling herausgearbeitet, die nun ein Birdie notieren musste, um eine Chance auf eine Verlängerung zu haben.
Försterling lieferte. Ihren Eisenschlag legte sie nur wenige Zentimeter vom Loch entfernt ab, ein Birdie war nur noch Formsache. Und da Spitz ihren Putt verfehlte, ging es auf dem Südkurs im Golf- und Country Club Seddiner See in die Nachspielzeit. Erneut ging es auf die 18, und sowohl Spitz als auch Försterling notierten das Birdie auf dem ersten Extraloch. Auf dem zweiten Extraloch (erneut die 18) ließ Försterling nicht nach, legte zum dritten Mal in Folge ihren Ball nach der Annäherung ganz nah am Stock ab und sicherte sich mit der dritten Unterspielung in Folge den Titel. Spitz hatte zuvor ihren Versuch knapp am Loch vorbei geschoben.
Höchstform bei maximalem Druck
Es war ein denkwürdiges Ende eines erstklassigen Turniers, bei dem zwei absolute Top-Talente zur Höchstform fanden, als der Druck am größten war. Für Försterling ist es der vierte Sieg auf der Ladies European Tour in den vergangenen neun Monaten. Die Absolventin der Arizona State University war erst im vergangenen Jahr ins Profilager gewechselt. Nun hat sie eine realistische Chance auf eine Teilnahme beim Solheim Cup im September. Stand heute wäre Försterling über die LET-Rangliste für den Kontinentalvergleich in Virginia qualifiziert. Für ihren zweiten Saisonsieg erhält sie 45.000 Euro Siegprämie.
„Es ist schwierig, meine Gefühle zu beschreiben. Es wirklich unglaublich und fühlt sich wie ein Traum an“, erklärte Försterling. „Ich hätte es überhaupt nicht erwartet und wollte eine schöne Woche haben. Das habe ich Gott sei Dank erreicht. Dass ich nochmal gewinnen konnte, ist umso schöner. Ich war schon aufgeregt, aber es hat echt Spaß gemacht. Wir hatte eine coole Gruppe und haben alle sehr gut gespielt.“
„Anfang der Woche haben Alex und ich darüber gescherzt, am Sonntag in der finalen Gruppe zusammenzuspielen“, verriet Spitz. „In einem Playoff gegeneinander zu spielen, ist verrückt. Daraus könnten wir einen Film machen. Sie ist eine unglaubliche Spielerin und unter Druck unfassbar. Ich wusste, dass ich mein bestes Golf spielen muss, wenn ich sie schlagen will und ich war sehr nah dran.“
Fünfstück mit Bestleistung
Als Dritte kam Gabriella Cowley über die Ziellinie. Der Engländerin fehlten zwei Schläge auf das deutsch-österreichische Duo. Sensationell verabschiedete sich auch Laura Fünfstück von ihren heimischen Fans. Die 29-jährige Hessin kam im Finale auf die Tagesbestleistung von 64 Schlägen und teilt am Ende Rang vier mit der Australierin Kirsten Rudgeley.
„Ich war gestern ein wenig enttäuscht, da es nicht so gut lief“, bilanzierte Fünfstück. „Und dann habe ich gesehen, dass heute tiefe Ergebnisse möglich sind, und habe mir gedacht: ‚warum nicht ich!‘“
Die ehemalige Solheim-Cup-Spielerin Sandra Gal (70 am Sonntag) teilt am Ende den elften Rang unter anderem mit Patricia Isabel Schmidt (73) und Top-Talent Helen Briem (71).