Für Amateur Neal Shipley sollte am Sonntag ein Kindheitstraum in Erfüllung gehen. Der 23-jährige Student der berühmten Ohio State University spielte mit Tiger Woods und wird die Stunden mit dem fünffachen Masters-Sieger sicher nie vergessen. Um 9.35 Uhr ging es los und alle waren da. Woods ist der Fanliebling, ihn wollte man sehen, Tausende pilgerten mit ihm über Stunden mit. Mit dem 24. Cut in Folge hat er einen weiteren Rekord aufgestellt, doch das Wochenende dürfte für ihn einem Albtraum gleichkommen. Erst die niederschmetternde 82 am Samstag (seine schlechteste Runde in Augusta) und dann gab’s mit der 77/+5 nochmals einen Hieb in die Magengrube. Der Mann in seinem klassischen Sonntagsoutfit mit schwarzer Hose und roten Polo hatte schon auf den Front Nine die rote Laterne übernommen und beendete das Masters auch als Schlusslicht. Platz 60 mit 16 über Par. Das schmerzt.
Zukunft ungewiss
Natürlich hat er über einen langen Zeitraum kein Turnier mehr gespielt und natürlich waren die Bedingungen 2024 so brutal wie lange nicht mehr in Augusta. Fakt ist: Am Freitag holte er bei den 23 Löchern alles aus sich raus – danach war er durch. Sein Körper ist nach den zahlreichen Verletzungen und dem dramatischen Unfall anscheinend nicht mehr in der Lage, Top-Leistungen über vier Runden abzurufen. Die Frage, die man sich stellt: Trotz seiner ausgeprägten Liebe zu Augusta – wie oft wird er sich das Masters noch antun bzw. bei Turnieren starten? Ja, er ist ein Zugpferd und Magnet, allerdings sind Platzierungen am Ende des Feldes sicherlich nicht gut für ihn und wohl auch kontraproduktiv für die Marke Tiger Woods.
Tiger muss mit seinen 48 Jahren nicht auf dem Platz stehen und Birdies spielen oder eine zweite Karriere auf der PGA Tour Champions anpeilen, er könnte außerhalb der Fairways die Richtung vorgeben. Das hat er vor ein paar Wochen auch schon bei der gemeinsamen Runde mit Yasir Al Rumayyan, dem saudischen PIF-Chef, auf den Bahamas getan. „Ich weiß nicht, ob wir uns angenähert haben, aber die Richtung stimmt. Ein sehr positives Meeting“, ließ Woods in Augusta noch durchblicken. PGA Tour Boss Jay Monahan ist längst angezählt. Er hat den Partnerdeal mit Saudi-Arabien alleine ausgetüftelt und die Belegschaft am Ende vor vollendete Tatsachen gestellt. Das fand Woods als einflussreichster Golfer der vergangenen Jahrzehnte unerträglich. Der Weggang von Jon Rahm als Superstar hat Monahans Stellung zudem geschwächt und man wird das Gefühl nicht los, dass mittels der Person Tiger Woods der Versuch gestartet wurde, alles glattzubügeln. Tiger ist dabei der Akteur im Rampenlicht, sein Berater Mark Steinberg, ein Jurist, erledigt die Arbeit im Hintergrund.