Der Coach an der Armstrong State University in Savannah, Georgia, war etwas verdutzt. Patricia Isabel Schmidt, seine neue Spielerin aus Deutschland, entschied sich für einen Studiengang, mit dem er recht wenig anzufangen wusste: Physik. Marketing, Business Administration, Economics – das waren eigentlich die Richtungen, die seine Spielerinnen vorwiegend belegten. »Ich habe mich immer für Fächer mit Zahlen interessiert. Physik war wohl nicht ganz der richtige Studiengang in Verbindung mit dem College-Golf«, sagt die mittlerweile 28-jährige Profi-Spielerin.
Zurück in Deutschland blieb sie ihrer Liebe zu Zahlen treu und legte ein Maschinenbaustudium in Stuttgart, das sie 2020 abschloss, nach. Und so ganz nebenbei spielte Patricia Isabel stets hervorragendes Golf. Ins Rampenlicht der deutschen Golf-Amateurszene kam sie allerdings nie. Und dafür gibt es einen einfachen Grund: Sie spielte nicht in den Teams der Aushängeclubs wie Stuttgart Solitude oder St. Leon-Rot. Die Schwäbin spielte mal für Hetzenhof in der 2. Bundesliga und mittlerweile ist der GC Kirchheim-Wendlingen ihr Zuhause. Regelmäßig trainiert sie dort mit der Spitzenamateurin Helen Briem. »Es ist ein kleinerer Club, der extrem gut ist. Hier habe ich alle Möglichkeiten. Viele meiner Freunde sind da und es macht einfach Spaß.«
Dass es auch so weit nach oben gehen kann, hat sie gezeigt. Und wie: 2021 wechselte sie in den Profibereich und erspielte sich auf der LETAS (zweite Liga der europäischen Damen-Tour) recht souverän die Zugehörigkeit für das Jahr 2022. Die Saison verlief bestens (u. a. Sieg Big Green Egg Match Play) und als Vierte der Gesamtwertung qualifizierte sie sich direkt für die Ladies European Tour.
Als Ziel peilte der Rookie »die Top-60« der finalen Rangliste an, also die volle Spielberechtigung für 2024. Das korrigierte der Zahlenmensch mit dem Überraschungscoup in Belgien Ende Mai postwendend. »Der Sieg hat gigantisch geholfen. Um den Druck zu erhöhen, habe ich dann die Top-30 anvisiert, und um das zu erreichen muss man kämpfen«, erzählt sie. Derzeit ist Patricia Isabel Schmidt auf Position 33 und bilanziert schon jetzt das Jahr 2023: »Ein gelungener Einstieg als Rookie und eine sehr passable Saison. Es gab ein paar Stolpersteine und die letzten Wochen sind durchaus in Sinuskurven verlaufen.« Apropos Mathematik – Patricia Isabel Schmidt ist keine, die eine konkrete Distanzangabe braucht, den Schläger zückt und dann loslegt. Ihre Schlägerwahl funktioniert anders: »Ich bin da extrem zahlenmäßig unterwegs, schau mir die Balllage ganz genau an, den Wind, die Distanz etc. Das breche ich in Zahlen runter, stelle mir das genau vor und erst dann geht es zum Schlag.«
Sobald ein Birdie gespielt wird, klingelt die Kasse. Auf ihrer Homepage bietet sie das Birdie-Sponsoring an. Als Bronze, Silber oder Gold-Sponsor überweist man einen Betrag pro gespielten Birdie. So versucht Patricia Isabel Schmidt einen Teil der Reisekosten zu refinanzieren. Künftig unterstützt sie bei der Vermarktung die schwedische Agentur Creekhouse. Denn sie will noch weiter – am liebsten auf die LPGA Tour.
Patricia Isabel Schmidt
Geboren: 1. September 1995 in Göppingen
Wohnort: Kirchheim unter Teck
Profi: seit 2021
Größte Erfolge: Sieg Belgian Ladies Open (2023/LET), Big Green Egg Matchplay (2022/LET Access Series)
Tour: Ladies European Tour (LET)
Ranking: 33 Race to Costa del Sol (LET), 299 Rolex Weltrangliste
Swing Coach: Jimmy Danielson
Sponsoren: Mizuno, Puma