Golf ist gesund. Dennoch kann es immer wieder zu Schmerzen während oder nach dem Spiel kommen. In Teil 2 der Golf-Physio erklärt Physiotherapeut Artur Frank mögliche Probleme mit der Schulter und deren Beseitigung.
Das Problem
Irritationen an der Schulter sind bei Golfern häufig. Die Ursachen liegen in der Anatomie des Schultergelenkes und der Komplexität des Schwungs. Eine „Golferschulter“ kann auf der Seite der Führungs-, der Folgehand, aber auch beidseitig entstehen, da in jeder Schwungphase spezifische Bereiche der Schultern belastet werden. Die häufigsten Probleme treten nach Überbelastungen der Rotatoren-Manschette (Muskel-Sehnen-Kappe), der Bizepssehne, der Schleimbeutel sowie des Schultereckgelenks auf. „In der Schulter treffen verschiedene knöcherne Strukturen, fast ein Dutzend verschiedener Muskeln sowie viele Bänder und Sehnen aufeinander. Das Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk des Körpers – und auch das komplizierteste“, erklärt Artur Frank.
Die Ursache
Aus sportmedizinischer Sicht gibt es viele verschiedene Ursachen, zum Beispiel muskuläre Dysbalancen im Bereich der Rotatoren-Manschette oder Entzündungen, insbesondere Schleimbeutel. „Beim Aufschwung wird zudem die Supraspinatussehne, die den Oberarmkopf umschließt, stark beansprucht und kann im schlimmsten Fall eingeklemmt werden. Sie ist besonders anfällig für Verschleißerscheinungen“, weiß der Physiotherapeut. Aus golftechnischer Sicht liegen die Ursachen vor allem in der Verletzung der Rotatoren-Manschette durch übermäßiges Drehen der Arme im Rück- und Durchschwung. „Das Beibehalten eines geraden linken Armes im Durchschwung kann zu einer Kompression im linken Schultergelenk führen. Er sollte sich nach der 3-Uhr-Position natürlicherweise beugen“, sagt Frank. Gefährlich sei zudem ein zu langes Ausholen, das aber für Lernprozesse oft notwendig ist. Wichtig sei, früh zu winkeln, zu drehen und den Schläger beim Take Away nicht zu flach wegzuführen. Auslöser von Schulterproblemen können zudem falsche Schäftlängen und -stärken sein.
Die Symptome
Sie äußern sich in teils starken Schmerzen rund um die Schulter. Diese können anfangs nur bei Belastung auftreten, später auch in Ruhe, und bis in die Finger oder in den Nacken ausstrahlen. Bewegungsabhängige Schmerzen treten beispielsweise auf, wenn der Arm nach hinten an den Rücken geführt wird oder beim Heranziehen zur gegenüberliegenden Schulter. An Golfspielen ist nicht mehr zu denken.
Die Therapie
Die konservative Therapie
In Bereich der konservativen Therapie stehen verschiedene Ansätze zur Verfügung wie Kinesio-Tape-Techniken zur Regulation des Muskeltonus, Laser, Elektrotherapie, Extrakorporale Stoßwellentherapie, hochdosierte Enzyme, Thermo- und Golf-Physio, Homöopathie, gezieltes Muskel-Training der Schulterdepressoren oder Pilates.
Die ärztliche Therapie
Handelt es sich um Probleme an der Rotatoren-Manschette, kann eine lokale Infiltration in Betracht gezogen werden: Flüssige Medikamente werden in die Struktur injiziert. Diese wirken lokal und unterbrechen den Schmerz. Während der Behandlung muss sich der Patient schonen, sollte aber nicht ganz auf Bewegung verzichten.
Die operative Therapie
Bei einer Kontinuitätsunterbrechung von Strukturen wie einem Riss der Sehne am Bizeps-Muskel kann ein operativer Eingriff notwendig werden, denn: Risse heilen nicht selbstständig. Wenn derartige Eingriffe in Erwägung gezogen werden, sollte ein Spezialist aufgesucht werden, da es aufgrund der Komplexität des Schultergelenkes unterschiedliche OP-Methoden gibt. Eingriffe reduzieren die Schmerzen, bringen eine koordinierte Beweglichkeit zurück und der Patient kann nach Therapie und Reha wieder golfen.
Zusammenfassung
Vor dem Golfspielen muss der Körper mit einem golfspezifischen Warm-Up, einem Stretching- und Mobilisationsprogramm auf die Belastung vorbereitet werden. „Das ist unerlässlich“, warnt der Experte. Außerdem müsse die Schwungtechnik zum Körper des Spielers passen. „Einen idealen Schwung gibt es nicht, jeder Schwung ist einzigartig!“ Deshalb rät der Physiotherapeut dringend zur Zusammenarbeit mit einem Golflehrer und einem Physiotherapeuten an einer Golf-Physio.
Artur Frank
Der Körper und der Golfsport – dafür ist er Experte: Physiotherapeut Artur Frank aus dem niederbayerischen Plattling weiß um die körperlichen Beeinträchtigungen, die beim Golf auftreten können. Er gehört seit 15 Jahren zum medizinischen Betreuerteam der DP World Tour und war Teil des Medical Staff beim Ryder Cup 2023. Profis wie Tommy Fleetwood, Henrik Stenson, Bernhard Langer, Ryder-Cup-Captain Luke Donald, Max Homa und Justin Thomas ließen sich schon von ihm behandeln. In seine Praxis AF Medical im IsarPark Plattling kommen nicht nur Spitzensportler aus der Golfszene, sondern auch Athleten und Amateure aus anderen Sportarten sowie Patienten mit chronischen Beschwerden oder nach Operationen. Seine Tour-Erfahrungen zeigen, dass es nicht mehr nur die Wirbelsäule ist, die häufig schmerzt. „Die Schwünge sind viel dynamischer als früher, dadurch werden alle Gelenke stark beansprucht“, so Frank.