Indoor-Golf

Daten am Launch Monitor: Club Path, Face Angle, Low Point und Co. verstehen und trainieren

Winterzeit ist die ideale Zeit für Indoor-Training. Das funktioniert auch bei ungemütlichem Schmuddel-Wetter. GM-Trainings-Experte Clemens Otto verrät wie jeder für Nerd-Golfwissen ein Bewegungsgefühl entwickeln kann und dies mittels modernster Technik und entsprechender Übungen trainiert. 

Indoor-Training

T | Clemens Otto

Am Ball bleiben im Winter

Golftraining im Winter? Das ist perfekt! Eine Indoor-Golfanlage bietet das ganze Jahr über die ideale Umgebung, um effektiv seine Golffähigkeiten zu verbessern und bessere Ergebnisse auf dem Golfplatz zu erzielen.  Bei uns im Seven Tees steht in jeder Trainingsbox ein Trackman 4 als Schlaganalysegerät zur Verfügung. Es zeigt mehr als 32 Schwung-, Schlag- und Balldaten an. Wer sich jedoch mit all diesen Daten auseinandersetzen möchte, kann schnell durcheinander kommen.

Diese Trainingsserie soll Ihnen nicht etwa alle technischen Parameter bis ins kleinste Detail erklären, sondern Ihnen zeigen, wie Sie mit dem richtigen Augenmerk auf bestimmte Werte effektiv besser scoren können. Wer bereits Trainingseinheiten oder Spielrunden an einem Simulator absolviert hat, wird sich selbst vielleicht schon mit dem Satz entschuldigt haben: »Das kann nicht sein. Das System hat sich vermessen. Der kann nicht links sein.«  Doch der Ball fliegt nach links, nur passt Ihr Gefühl nicht zu dem, was der Simulator für Sie auf der Leinwand anzeigt. 

Indoor-Training

Dieser Trainings-Artikel soll Ihnen helfen zu überprüfen, ob das eigene Gefühl für eine Schwungbewegung tatsächlich den gewünschten Effekt auf den Ball hat. Um Ihr Indoor-Training effektiver zu gestalten, bieten wir eine Strukturierung der verschiedenen Werte an und konzentrieren uns auf diejenigen, die den größten Einfluss auf Ihren Ballflug haben. Dadurch lernen Sie selbst, wie sich Bewegungen anfühlen müssen, um spezifische Werte zu verändern. »Feel what’s reel« – das Richtige fühlen. 

Der Einfachheit halber ist der Artikel ist aus der Sicht eines Rechtshänders geschrieben, obwohl der Autor selbst ein Linkshänder ist.

Tiefster Punkt / Low Point

Ihr Schlägerkopf bewegt sich in einem Bogen um Sie herum, wobei ein Punkt entsteht, an dem sich der Schlägerkopf am tiefsten zum Boden befindet. Trackman berechnet den »Tiefsten Punkt« von der Mitte des Golfballs während der maximalen Kompression auf der Schlagfläche und gibt diese Entfernung in Zentimetern an. Wenn ein Wert mit »N« = nach Impact angegeben wird, haben Sie den tiefsten Punkt Ihres Schwungs nach Ballkontakt erreicht. Steht bei dem Wert ein »V« = vor Impact, hatten Sie Ihren tiefsten Punkt im Schwung, bevor Sie den Ball getroffen haben.

Auf diesen Fotos lässt sich der Unterschied zwischen der Ansprechposition und dem Impact gut erkennen. Der tiefste Punkt hat sich (aus Sicht des Spielers) deutlich nach links verschoben. Trackman zeigt bei einem solchen Schlag einen Wert von circa N 10,0 cm an. Mein tiefster Punkt war also 10 cm nach dem Impact.

Warum ist dieser Wert so wichtig? Bei Eisenschlägen möchten Sie die gesamte Energie des Schwungs auf den Ball übertragen und nicht vorher in den Boden (fett getroffen). Daher sollte der tiefste Punkt nach dem Impact liegen. Dann spricht man gerne von einem knackigen oder präzisen Eisentreffer. Wir benötigen also Werte, die mit N angezeigt werden. Dies kann bei kurzen Eisen ein Wert von gut 10 Zentimetern sein. Achtung: Der »tiefste Punkt« zeigt nicht zwangsläufig an, ob Sie überhaupt bis zum Boden schwingen. Ihr Schwung hat immer einen tiefsten Punkt, der jedoch auch knapp über dem Boden, beziehungsweise der Matte liegen kann, wenn Ihr gesamter Schwung zu weit vom Boden entfernt ist.

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Tiefster Punkt / Low Point – Übungen

Wie können Sie den tiefsten Punkt Ihres Schwungs verbessern?  
Achten Sie zunächst auf die Platzierung Ihres Balles in der Ansprechposition. Der Ball sollte sich mittig in Ihrem Stand befinden. Markieren Sie während Ihres Trainings sowohl die Position Ihrer Füße als auch die des Balls. Nur wenn Ihr Setup bei jedem Schlag gleich ist, können Sie Veränderungen auch wirklich Ihrer Bewegung zuschreiben. Markieren Sie zusätzlich einen Punkt etwa 10 cm nach dem Ball. Dies ist der eigentliche Punkt, an dem Sie den Boden treffen möchten. Dieser visuelle Bezugspunkt kann bereits hilfreich sein, um eine Bewegung auszuführen, die Ihren ganzen Körper mehr nach links bringt.

Es ist auch möglich die Kamera-Funktion von Trackman zu nutzen, indem das Mobiltelefon mit Trackman verbunden wird, um den eigenen Schwung aufzuzeichnen. Trackman wiederholt dann den Schwung in Zeitlupe. Die Software ermöglicht es Ihnen zusätzlich, Linien und Punkte einzuzeichnen. Wenn sich Ihre Hände über dem Ball oder sogar rechts davon befinden, erhalten Sie auch einen tiefsten Punkt nach dem Aufprall. 

Wenn Sie feststellen, dass Ihr gesamter Körper zu weit hinten hängt oder wenn Sie generell keine Vorstellung davon haben, welche Korrekturen erforderlich sind, um den tiefsten Punkt zu verschieben, sollten Sie das Experimentieren beenden. Nehmen Sie eine Unterrichtsstunde bei einem Golflehrer und lassen Sie sich einen Trainingsplan geben, der Ihnen hilft, Ihre Bewegung zu verbessern. Bei uns im Seven Tees erhalten Sie auf Wunsch einen detaillierten Übungsplan, um die gewünschten Verbesserungen in Ihrem Schwung zu trainieren. 

Mit der Kamerafunktion von Trackman habe ich mir schon im Live-Bild eine Linie für meinen Lowpoint (tiefster Punkt) eingezeichnet. Dazu einen Kreis, wo der Ball immer liegen soll. So findet man konstant das gleiche Setup, da die Linien für alle weiteren Schwünge erhalten bleiben. Fragen Sie jederzeit die Mitarbeiter in Ihrem Indoor-Center bei der Einrichtung am Trackman um Hilfe. 
So kann man seine Ansprechposition kontrollieren. Das Live-Bild zeigt, ob man richtig steht. Die Fußstellung wurde hier mit kleinen Tees markiert. Das könnte alternativ auch im Live-Bild eingezeichnet werden.
Im Moment des Impacts sind meine Hände bei der roten, vertikalen Linie, bzw. sogar näher zum Ziel. Mein Schlägerkopf konnte so von oben gegen den Ball schwingen. Siehe großes Foto auf der linken Seite.

Schlagfläche / Face Angle

Der Wert wird von Trackman zum Zeitpunkt des Ballkontakts gemessen. Wenn die Schlagfläche genau auf das Ziel zeigt, wird ein Wert von 0 Grad angezeigt. Ist die Schlagfläche geöffnet – also nach rechts vom Ziel ausgerichtet – ist der Wert positiv. Ist die Schlagfläche geschlossen – also nach links vom Ziel ausgerichtet – ist der Wert negativ und wird mit einem Minuszeichen versehen.

Warum ist der Wert der Schlagfläche so wichtig? Bei kurzen Eisen bestimmt die Ausrichtung der Schlagfläche zu etwa 70 Prozent, wohin Ihr Ball starten wird. Je länger das Eisen wird, bis hin zum Driver, steigt dieser Wert auf gute 80 Prozent an. Daher ist die Kontrolle über Ihre Schlagfläche ein entscheidender Faktor dafür, wohin Ihr Ball fliegen wird. 

Der Griff hat den größten Einfluss auf unsere Schlagfläche. Je nach Griffstruktur kann sich die Schlagfläche gewollt oder ungewollt verdrehen. Daher ist eine Veränderung am Griff eine notwendige und sofort spürbare Korrektur. Ein guter Griff ist einer der wichtigsten Aspekte in Ihrem Golfschwung. Deshalb gibt es hier keine allgemeinen Tipps und Tricks, sondern nur eine allumfassende Aussage. Ich bitte Sie inständig darum, dringend in eine Trainerstunde zu investieren. Die Ausgabe wird sich hundertfach durch mehr Spaß auf dem Golfplatz und weniger verlorene Bälle auszahlen. 

Starker und schwacher Griff 

Die Schlagfläche sollte exakt zum Ziel zeigen. Wenn Sie Ihre Hände im Uhrzeigersinn rechts um den Griff drehen, ohne die Schlagfläche zu verändern, spricht man von einem starken Griff. Der starke Griff wird dazu führen, dass sich die Schlagfläche zum Impact mehr schließt. Wenn sich Ihre Hände gegen den Uhrzeigersinn nach links am Griff drehen, spricht man von einem schwachen Griff. Die Schlagfläche wird sich zum Impact mehr öffnen. Testen Sie kleine Veränderungen am Griff und beobachten Sie wie sich die Werte »Schlagfläche« ändern. 

Schlagfläche / Face Angle – Übungen 

Wenn Ihr Griff gut genug ist, um damit zu arbeiten, können wir die »Kommunikation« aktivieren. Ihr Gehirn und Ihre Hände müssen miteinander »sprechen«. Richten Sie ein wiederholbares Setup ein, das es Ihnen ermöglicht, bei jedem Schlag direkt vor dem Ball zu stehen. Ihre Ausrichtung sollte neutral zum Ziel sein. Jetzt kontrollieren Sie Ihre Hände und verändern den Winkel Ihrer Schlagfläche bei jedem Schlag. Und reduzieren für die Übung Ihre Schwunggeschwindigkeit. Hier geht es um das Erlernen einer neuen Fähigkeit und nicht etwa um Schlaglänge.  Wenn Sie die eigene Flugbahn des Balles zu sehr ablenkt, schalten Sie auf den Wert der Schlagfläche um. So lässt es sich leichter auf das eigentliche Ziel konzentrieren. 
 
Als Ziel habe ich zwei Schlägerhauben vor der Leinwand platziert. Alternativ können auch Stangen auf den Boden gelegt werden. Schlagen Sie nun abwechselnd aus Ihrem neutralen Setup einen Ball nach links, rechts und geradeaus.  Wiederholen Sie die Übung so lange, bis es Ihnen leichtfällt. Erhöhen Sie die Schwierigkeit, indem Sie versuchen, ungefähre Werte zu erreichen: 15 Grad nach rechts, 15 Grad nach links, 0 Grad – mit einer Abweichung von +/- 5 Grad. 
Die nächste Stufe wäre: 10 Grad nach rechts, 10 Grad nach links, 0 Grad – mit einer Abweichung von +/- 3 Grad. Wie schwierig Sie die Übung letztendlich gestalten, hängt davon ab, wie viel Zeit Sie investieren möchten und wie gut Sie werden wollen. Bei dieser Übung sprechen wir jedoch nicht von ein paar Minuten, sondern von Wochen und Monaten. Wer diese Trainingszeit investiert – ob im Winter oder Sommer – wird einen großen Fortschritt in der Qualität seines Golfspiels machen. 

Clubpath / Bewegung des Schlägerkopfs

Wohin sich der Schlägerkopf im Moment des Impacts bewegt, hängt von einer Kombination aus Ihrer eigentlichen Schwungrichtung und dem Eintreffwinkel des Schlägerkopfes zum Ball ab. Lassen Sie uns das etwas vereinfachen: Wenn der Wert des Clubpath »positiv« ist, bewegt sich der Schlägerkopf im Moment des Impacts nach rechts, bei negativen Werten nach links. Dieser Wert ist besonders in Abhängigkeit der Schlagflächenposition im Impact wichtig. Wer diesen Zusammenhang versteht, kann auch nachvollziehen, warum Bälle kurven. 

Bild ganz links: Clubpath ist 0 und Schlagfläche (face) ist 0 = Der Ball fliegt geradeaus. 

Zweites Bild von links: Clubpath ist -10 und Schlagfläche (face) ist -10 = Der Schlägerkopf schwingt nach links und die Schlagfläche zeigt ebenfalls nach links. Der Ball fliegt als Pull ohne Kurve nach links. 

Mitte: Clubpath ist -10 und Schlagfläche (face) ist -5  = Der Schlägerkopf schwingt nach links und die Schlagfläche zeigt nur leicht nach links. Der Ball startet nach links, kommt aber zurück in Richtung des eigentlichen Ziels. Das geht als Fade durch. 

Zweites Bild von rechts: Clubpath ist -10 und Schlagfläche (face) ist -15  = Der Schlägerkopf schwingt nach links und die Schlagfläche zeigt noch stärker nach links. Der Ball startet links und kurvt noch weiter nach links. Man könnte es als Pull-Hook bezeichnen. 

Bild ganz rechts: Clubpath ist -10 und Schlagfläche (face) +5  = Der Schlägerkopf schwingt nach links und die Schlagfläche zeigt in rechts vom Ziel. Der Ball startet fast gerade (ca. 70 bis 80 Prozent der Startrichtung wird von der Schlagfläche bestimmt) und dreht stark nach rechts ab. Da ist er, der meist so gefürchtete Slice. 

Wer diesen Zusammenhang versteht, dem wird auch bewusst, dass eine noch stärkere Schwungbewegung nach links den Slice nicht verhindert, sondern nur noch verschlimmert. Die schnellste Lösung gegen den Slice in diesem Fall wäre, die Schlagfläche mehr zu schließen, damit Schlagfläche und Clubpath wieder zusammenpassen und ein Pull entsteht. Dies könnte man auf dem Platz durch eine Ausrichtung rechts vom Ziel ausgleichen. 

Clubpath – Übungen 

Warum Ihr Clubpath zu stark aus einer Richtung kommt, kann das verschiedene Gründe haben. Es ist eher selten, dass Golfer zu sehr von innen kommen und einen zu großen positiven Wert haben. Meistens kämpfen Golfer mit einem stark negativen Wert, also mit einem Schwung, der von außen nach innen kommt. 

Wenn Sie extreme Werte erreichen, empfehle ich Ihnen erneut eine Trainerstunde. Lassen Sie sich von einem Profi erklären, welche Änderungen Sie an Ihrem Schwung vornehmen müssen. Legen Sie gedanklich ein Ziffernblatt über den Ball. Der Ball liegt in der Mitte der Uhr. Die Ziellinie verläuft von 6 zu 12 Uhr. Wenn Sie mehr von innen kommen möchten, müssen Sie mit Ihrem Schlägerkopf eher von 7 Uhr an den Ball kommen; von außen hingegen eher von 5 Uhr. Bei dieser Übung sollten Sie darauf achten, welche Auswirkungen Ihre Veränderungen haben und wie sich diese Bewegung anfühlt. Wenn Sie ein bestimmtes Gefühl im Schwung verstärken, verstärkt sich dann auch der Wert, den Sie ändern wollen? »Feel what’s real« ist hier wieder die Devise. 


Mit Hilfe der Vorstellung der Uhr können Sie besser verstehen, wie klein die Trackman-Werte sind, über die wir hier reden. Auf dem Ziffernblatt haben wir 12 Stunden und der Kreis hat 360 Grad. Eine Stunde entspricht 30 Grad und eine Minute entspricht 6 Grad. 

Treffpunkt auf der Schlagfläche 

Der Punkt, an dem Sie den Ball auf Ihrer Schlagfläche treffen, hat einen entscheidenden Einfluss auf die Länge, Höhe und Flugkurve Ihres Balls. Je mittiger der Ball die Schlagfläche trifft, desto mehr Energie wird übertragen. Trackman benennt diese Werte als Offset und Höhe. Wenn Sie den Ball näher zur Spitze des Schlägerkopfs oder im oberen Bereich der Schlagfläche treffen, werden positive Werte angezeigt. Bei Treffern mehr in Richtung Schlägerschaft oder unterhalb der Schlagflächenmitte, sind die Werte negativ.  

Wenn Sie den Ball beispielsweise mit dem Driver optimal treffen, können Sie einen Smash bis zu 1,5 erreichen (bei Eisen ca. 1,35 – 1,4). Das bedeutet, dass Sie das 1,5-fache Ihrer Schlägerkopfgeschwindigkeit auf den Ball übertragen. 100 mp/h Schlägerkopfgeschwindigkeit ergeben 150 mp/h Ballgeschwindigkeit. Das heißt: Den Ball mit dem Driver mittig zu treffen, ist die schnellste und effektivste Art, mehr Länge zu bekommen. 

Dies kann optimal im Trackman-Simulator trainiert werden. Es werden keine Impactsprays oder Aufkleber für die Schlagfläche benötigt. Der Treffpunkt wird Ihnen visuell genau angezeigt, wo Sie den Ball mit der Schlagfläche treffen. Die Aufgabe beim Training besteht darin, bewusst verschiedene Bereiche der Schlagfläche anzusteuern. Dies muss nicht über eine Schwungbewegung erfolgen, sondern sollte bereits in Ihrer Ausgangsposition geschehen. Sie können den Abstand zum Ball verändern, Ihr Set-up mit dem Driver anpassen und die Höhe des Tees variieren. Markieren Sie sich erneut genau, wie Sie stehen und wo Sie den Ball aufteen. Nur so werden Veränderungen sichtbar. Wenn Sie einen Zentimeter näher zur Mitte der Schlagfläche möchten, ist auch nur eine Zentimeter-Veränderung in Ihrer Positionierung erforderlich. Diese Übung können Sie selbstverständlich auch mit Eisen machen.