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Streitpunkt Ball: Kürzere Schläge für alle Golfer?

Der R&A und die USGA werden aller Voraussicht nach in Kürze verkünden, dass der Golfball der Zukunft nicht mehr so weit fliegen wird. Für Profis wie Amateure.

Der Golfball der Zukunft soll nicht mehr so weit fliegen
Der Golfball der Zukunft soll nicht mehr so weit fliegen

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Regelhüter des Golfsports demnächst Einschneidendes verkünden. Es geht um Nachhaltigkeit, um ressourcensparendes Platzdesign und um einen Einschnitt, der nicht nur die Elite betreffen wird. Nach jahrelangem Nachdenken über das passende Vorgehen werden R&A und USGA wohl in Kürze verkünden, dass die Golfbälle der Zukunft nicht mehr so weit fliegen werden. Aktuelle Modelle wären dann nicht mehr regelkonform. Sowohl für die Tour-Elite als auch für den Hobbygolfer.

„Unter dem Gesichtspunkt des Umweltschutzes müssen wir etwas tun“, sagte Martin Slumbers, CEO des R&A in einem Interview mit Golf Digest vor einigen Wochen zu diesem Thema. „Wir haben uns sehr klar ausgedrückt, ebenso wie Mike Whan von der USGA. Es gibt nur drei Möglichkeiten: Wir können den Profisport vom Amateurgolf trennen, wir können das ganze Spiel ändern oder wir können nichts tun. Und nichts zu tun, ist keine Option.“

Neue Testbedingungen für den Ball

Es soll bekannt gegeben werden, dass der Test für den “Overall Distance Standard” von Golfbällen ab 2028 (zunächst für Profis) verändert wird. Die meisten aktuellen Ballmodelle wären dann nicht mehr konform. Die Hersteller müssten handeln – und die Bälle drosseln. Ein materieller Rückschritt in die Zeit vor der Jahrtausendwende.

Gegenwind für die “Model Local Rule”

Der ursprüngliche Plan der federführenden Verbände sah vor, dass nur Profis und Top-Amateure von der Veränderung betroffen sind. Dazu sollte eine “Model Local Rule” eine Option schaffen, die es Veranstaltern punktuell möglich macht, die Verwendung von angepassten Golfbällen vorzuschreiben. Unter anderem die PGA Tour, PGA of America und weite Teile der Golfindustrie lehnten den Vorschlag ab. “Diese Zweiteilung würde den Golfsport in Elite- und Freizeitsportler aufteilen, Verwirrung stiften und die Verzahnung unterbrechen, die Teil der nachhaltigen Struktur des Spiels ist”, erklärte die Titleist-Dachgesellschaft Acushnet damals.

Nun sollen die Anpassungen alle 50 Million Golfer weltweit betreffen. Jeder einzelne wird in einigen Jahren wohl etwa fünf Prozent an Länge verlieren und einen Schläger mehr für die Annäherung ins Grün wählen müssen – oder die Teebox wechseln. Fest steht: Der Rundenschnitt wird steigen.

“Kann mir nichts Dümmeres vorstellen…”

Die Stimmen über die anstehende Regeländerung fallen unterschiedlich aus. “Dass die Amateurwelt den Ball kürzer schlägt, ist ungeheuerlich”, erklärte Major-Gewinner Keegan Bradley. “Ich kann mir nichts Dümmeres vorstellen als das.“

“Ich denke, es muss mehr Wert auf die Gestaltung von Golfplätzen gelegt werden”, fügte Webb Simpson hinzu. “Wir wollen engere Fairways sehen. Wir wollen mehr Rough sehen. Wir wollen mehr Bäume, Doglegs und solche Dinge sehen.“

“Weil ein paar Tourspieler durch jahrelanges Training, tausende von Stunden im Fitnessstudio und ja, auch durch Fortschritte in der Technik, den Ball 283,8 Yards weit schlagen können (Tour-Durchschnitt für 2023), wollen sie 50 Millionen Golfer bestrafen“, fasste Golfjournalist Brandel Chamblee zusammen.

McIlroy und Woods befürworten Veränderungen beim Ball

Rory McIlroy argumentierte auf X, ehemals Twitter, dass der Roll-Back für den Durchschnittsgolfer „keinen Unterschied“ machen würde. “Es bringt den Golfsport zurück auf den Weg der Nachhaltigkeit. Es wird auch dazu beitragen, dass bestimmte Fähigkeiten, die in den letzten zwei Jahrzehnten verloren gegangen sind, im Profigolfsport wieder zum Tragen kommen.”

Auch Tiger Woods befürwortet das zukünftige Drosseln des Balls – allerdings nicht für Amateure. „Ich denke, das hätte schon vor langer Zeit geschehen müssen“, erklärte der Superstar. „Ich war immer der Meinung, wenn man bei einem Profi-Event spielt oder ein ‚P‘ neben seinem Namen hat, sollte man einen Profi-Ball spielen. Wenn du ein ‚A‘ neben deinem Namen hast und ein Amateur-Turnier spielst, solltest du einen Amateur-Ball benutzen.“

Nun bleibt nur Warten auf Offizielles aus St. Andrews und New Jersey.