Der prestigeträchtige Teamwettbewerb wird vom 22. bis 24. September erstmals in Spanien ausgetragen. In Finca Cortesin will die europäische Mannschaft gegen die Amerikanerinnen den Titel im Solheim Cup verteidigen.
Olé! Spanien zählt zu den beliebtesten Urlaubsdestinationen der Deutschen. Das Wetter, die Kultur, das Essen, die zahlreichen Strände – ja, da fahren wir gerne hin. Auch die deutschen Golfer zieht es, speziell von Oktober bis April, häufig in das südeuropäische Land. Und da steht die Costa del Sol mit ihren vielen, teils hervorragenden Anlagen, ganz oben in der Beliebtheitsskala. Im September werden ganz sicher zahlreiche deutsche Fans den Solheim Cup besuchen. Der Teamwettbewerb wird erstmals in der 33-jährigen Historie in Spanien ausgetragen – in Finca Cortesin, diesem Schmuckstück südlich von Estepona. Die europäische Damenauswahl hat ein Ziel: Den dritten Coup in Folge einfahren und damit Golfgeschichte schreiben – so, wie es die Herren 1997 schafften. Damals trafen sich Europäer und Amerikaner zur kontinentaleuropäischen Ryder-Cup-Premiere im Royal Club Valderrama, etwa 20 Kilometer südlich von Finca Cortesin. Die Profis um Kapitän Seve Ballesteros gewannen das Prestigeduell. Unvergessen bleibt dabei der Sieg von Costantino Rocca im Einzel gegen Tiger Woods und die drei Punkte von Bernhard Langer.
Apropos deutsche Beteiligung: Beim diesjährigen 18. Solheim Cup reißt erstmals seit 2011 eine Serie. Es wird keine deutsche Proette im europäischen Solheim-Cup-Team vertreten sein. In den vergangenen zwölf Jahren war mit Sandra Gal (2011, 2015), Caro Masson (2013, 2015, 2017, 2019) und Sophia Popov (2021) immer mindestens eine deutsche Dame im Team. In früheren Solheim-Cup Ausgaben war Elisabeth Esterl 2003 die erste deutsche Spielerin, als das Team prompt gewann; 2007 folgte Bettina Hauert.
Für den diesjährigen Solheim Cup hätte man Teenie-Talent Chiara Noja durchaus die Sensation zugetraut. Doch die 17-Jährige fiel im Sommer in ein Dauertief, womit sie sich so aus dem Kreis der Aspiranten verabschiedete. Bei Olivia Cowan kam die Leistungsexplosion (T9 AIG Women’s Open) zu spät, um Kapitänin Suzann Pettersen zu einem Umdenken zu bewegen und die 27-Jährige als Rookie zu nominieren. Als Verantwortliche schaut Pettersen bei den Kandidatinnen nicht nur auf die aktuelle Form, sondern legt auch viel Wert auf Teamfähigkeit, Erfahrung und wie und mit wem sich die Spielerinnen in den Vierern gut ergänzen könnten.
Qualifiziert über die Ranglisten haben sich acht Spielerinnen: Angeführt wird die Mannschaft von Celine Boutier, Nummer drei der Weltrangliste. Die Französin gewann 2023 u.a. ein Major (Amundi Evian Championship) und die Scottish Women’s Open. Bei den Solheim-Cup-Siegen 2019 und 2021 war sie bereits dabei. Mit Maja Stark, Linn Grant und Anna Nordqvist kann die Kapitänin auf ein starkes schwedisches Trio zurückgreifen. Das Grundgerüst komplettieren die Engländerinnen Georgia Hall, Charley Hull, die Irin Leona Maguire und für die heimischen Fans Carlota Ciganda. Für die 33-jährige Spanierin ist es bereits der sechste Solheim Cup und die ehrgeizige Dame aus Pamplona hat nur ein Ziel: Der Pott muss in der Heimat bleiben.
Neben den qualifizierten Spielerinnen komplettieren vier »Captain Picks« das Team. Suzann Pettersen entschied sich für die Schwedinnen Caroline Hedwall und Madelene Sagstrom, Dänin Emily Kristine Pedersen und die aus Schottland stammende Gemma Dryburgh. Mit den drei Skandinavierinnen setzt Pettersen auf geballt Solheim-Cup-Erfahrung – Sagstrom und Pedersen spielten beide 2017 und 2021 erfolgreich im Team, Hedwall bestritt in vier Kontinentalvergleichskämpfen schlappe 15 Matches. Mit Dryburgh wird neben Maja Stark und Linn Grant ein weiterer Solheim-Cup-Rookie für das Team Blau-Gelb starten. Die Schottin hatte sich im vergangenen November mit dem Sieg bei der Toto Japan Classic ihren ersten Titel auf der LPGA Tour gesichert und erreichte mit Platz acht bei der Amundi Evian Championship vor kurzem ihr bisher bestes Ergebnis bei einem Major. Das europäische Team ist somit nicht nur schlagkräftig, sondern ist so stark wie lange nicht und hat Heimvorteil!
Ein kurzer Blick auf das Team USA: Das ist, wie bei den Herren im Ryder Cup, meist der Favorit. Die Amerikanerinnen reisen mit starkem Gepäck an – Lilia Vu ist nicht nur die Nummer eins der Welt (bei Redaktionsschluss), sondern hat dieses Jahr auch zwei Major-Siege zu verbuchen. Im USA-Flieger sitzt mit Nelly Korda, Allisen Corpuz, Megan Khang, Jennifer Kupcho, Danielle Kang und Lexi Thompson weitere geballte Power. Nur haben es Solheim- und Ryder-Cup Geschichte häufig gezeigt – viele Top-Individualisten sind längst keine Garanten für den Erfolg einer Mannschaft. Ein wunderbares Beispiel dafür aus einer anderen Sportart: Paris St. Germain hat im Fußball trotz Messi, Neymar und Mbappé nie die Champions League gewonnen. Also: Let’s go Europe.
So läuft der Solheim Cup
Datum: 22. bis 24. September 2023 Austragungsort: Finca Cortesin Hotel Golf & Spa, Casares, Spanien
Titelverteidiger: Team Europa
Beide Teams haben seit 1996 je 12 Spielerinnen. An 3 Tagen werden insgesamt 28 Partien im Matchplay-Format ausgetragen.
Tag 1+2: 4 Partien Klassischer Vierer (Vormittag) und 4 Partien Vierball-Bestball (Nachmittag)
Tag 3: 12 Partien Einzel-Lochwettspiel
Der Solheim Cup (initiiert von Ping Golf-Gründer Karsten Solheim) wird seit 1990 ausgespielt. Team USA hat 10 Siege, Europa 7.
Die Teams
Team Europa
Kapitänin: Suzann Pettersen (NOR)
Vize-Kapitäninnen: Laura Davis (ENG), Caroline Martens (NOR), Anna Nordqvist (SWE)
Spielerinnen: Céline Boutier (FRA), Carlota Ciganda (ESP), Gemma Dryburgh (SCO), Linn Grant (SWE), Georgia Hall (ENG), Caroline Hedwall (SWE), Charley Hull (ENG), Leona Maguire (IRE), Anna Nordqvist (SWE), Emily Kristine Pedersen (DEN), Madelene Sagstrom (SWE), Maja Stark (SWE)
Team USA
Kapitänin: Stacy Lewis
Vize-Kapitäninnen: Natalie Gulbis, Morgan Pressel, Angela Stanford
Spielerinnen: Allisen Corpus, Ally Ewing, Danielle Kang, Megan Khang, Cheyenne Knight, Nelly Korda, Jennifer Kupcho, Andrea Lee, Lexi Thompson, Lilia Vu, Angel Yin, Rose Zhang