Der Bankenboss und der Student werden beim Turnier von der Spielleitung in einen Flight gesteckt. „Ich bin der Bernd“, sagt der Big Boss. „Grüss Dich, ich der Jensi“, gibt der BWL-Jüngling zurück. Als kenne man sich schon lange und hätte schon unzählige tolle Runden miteinander verbracht, sind Golfer immer gleich beim Du – und das ist gut so. Standesdünkel bleibt draußen. Ist doch in den Köpfen der meisten allein der Zutritt zum ersten Abschlag bereits Beweis genug, dass man dazugehört. Das Eis parkt im Auto vor dem Clubhaus. Das hebt man sich zum Brechen woanders auf. Nicht beim Golf.
Ähnlich verhält es sich mit den deutschen Golffans und dem Profi-Damengolf. Bis zum Turnier – dem Sollheim Cup – kannte man sich nicht. Man wäre sich vermutlich auch nie begegnet, hätte da nicht der Golfzufall – und eine Reihe von engagierten Menschen rund um den Golf Club St. Leon-Rot – dafür gesorgt, dass man in diesen Tagen im September zwischen Tee und Grün aufeinandertrifft. Man versteht sich auf Anhieb, verbringt gemeinsam eine schöne Zeit. Manche sprechen sogar vom „Wir-Gefühl“, man ist auf „Du und Du“.
Doch der Zufall formte nur ein Team auf Zeit. Sitzt die Proette mit Ziel LPGA oder LET am Sonntag Abend wieder im Flieger und der deutsche Golffan im Auto gen Zuhause und Heimatwiese, ist nichts mehr von nie beabsichtigter Zuneigung zu spüren. Man gerät schnell in Vergessenheit. Herrennachmittag und der Kaymer im Fernsehen steht wieder an. Damengolf auf Profiniveau war für den Zuschauer ein einmaliges Vergnügen. Zu mangelhaft seine Chancen, gleiches zu wiederholen oder nur am TV aus der Ferne zu erleben, zu gering sein Drang danach, zumal er diesen vor dem Cup auch nicht verspürte.
Zu pessimistisch die Sichtweise? Noch haben wir die Chance, das Frauen-Du zu verhindern. Party on – Solheim Cup – du kannst viel bewegen.