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RYDER CUP: Eine Einschätzung zu Europas Picks

GM hat sich die Ryder Cup-Picks von Luke Donald noch einmal genau angesehen.

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ISLEWORTH, ENGLAND - SEPTEMBER 04: Luke Donald, Captain of Team Europe poses for a photo during the Luke Donald Ryder Cup Wildcard Announcement at Sky Sports Studios on September 04, 2023 in Isleworth, England. (Photo by Andrew Redington/Getty Images)
Luke Donald


Sind wir ehrlich. Es ist doch herrlich darüber zu fabulieren, wie der Kader des Bundestrainers für eine anstehende Fußball-EM oder WM aussehen könnte. Und sobald die Namen raus sind, geht’s so richtig ins Eingemachte. Beim Fußball dauert’s noch bis Hansi Flick (sofern er 2024 noch im Amt ist) uns eröffnen wird, mit welchen Profis er eine hoffentlich gute EM bestreiten möchte.

Im Golf sind wir weiter. Der Ryder Cup in Rom steht Ende September an und Europas Kapitän Luke Donald hat am vergangenen Montag zu seinen sechs Gesetzten (Rory McIlroy, Jon Rahm, Viktor Hovland, Robert MacIntyre, Tyrrell Hatton und Matt Fitzpatrick) seine Picks verkündet. Sechs Wildcards sind es, so viel wie noch nie. Nach der derben Klatsche von 2021 mussten die Qualifikationskriterien geändert werden, nur so hat Europa eine Chance. 

Ryder-Cup-Traum vorbei

Natürlich hatten wir eine Minimalhoffnung, dass sich der Engländer für Yannik Paul entscheiden würde. Tat er aber nicht. Weil der Deutsche trotz einer konstant starken Saison im Sommer nicht die entsprechenden Top-Resultate einfahren konnte. Und es ist davon auszugehen, dass der Name Paul bei den Alphatieren McIlroy und Rahm nicht so präsent ist. Donald entschied sich u.a. für Tommy Fleetwood. Logisch und nachvollziehbar. Der Engländer hat Ryder-Cup-Erfahrung, überzeugte in Paris 2018 und ist ein überragender Pro auf der amerikanischen PGA Tour. Noch ohne Sieg, dafür mit einer Flut von Spitzenplatzierungen, die ihm über 20 Millionen US-Dollar Preisgeld einbrachten. Justin Rose konnte als Nominierter kaum überraschen. Der Engländer absolvierte ein tolles Jahr in den USA, bringt RC-Routine mit, die Donald dringend benötigt. Schließlich kennt und schätzt man sich seit zwei Jahrzehnten.

TOPSHOT - Europe's English golfer Justin Rose (R) holds the trophy next to Europe's Spanish golfer Jon Rahm after Europe won the 42nd Ryder Cup at Le Golf National Course at Saint-Quentin-en-Yvelines, south-west of Paris, on September 30, 2018. (Photo by FRANCK FIFE / AFP) (Photo credit should read FRANCK FIFE/AFP via Getty Images)
Justin Rose, Jon Rahm

Kommen wir zu Sepp Straka aus Österreich. Nummer 23 in der Welt, ein Sieg auf der PGA Tour im Sommer (John Deere Classic), Zweiter bei der Open, Sechster der Tour Championship. »Er hat die letzten zwei Jahre so stark gespielt, auf ihn kann ich nicht verzichten,“ sagt der Kapitän. Strakas Berufung ist im Gegensatz zu der von seinem Landsmann Bernd Wiesberger 2021 (Whistling Straits) unzweifelhaft richtig. Dass Österreich als Golfdestination von Strakas Präsenz profitieren wird, ist fraglich: Da haben einige rot-weiß-rote Fantasten etwas Höhenluft eingeatmet. Der Pro, ansässig in Birmingham, Alabama, ist mehr Amerikaner denn Österreicher.

Fragwürdig

Bei den folgenden Kandidaten muss man schon genauer hinsehen. Beginnen wir mit Shane Lowry. Donald nun gleich Kumpanei vorzuwerfen ist unfair. Die Entscheidung darf durchaus als fragwürdig bezeichnet werden. Der Ire ist Nummer 37 in der Welt, hat die Open 2019 gewonnen und ist laut Donald ”einer für große Events“. Allerdings agiert der 36-Jährige seit Monaten weit unter seinen Möglichkeiten. Donald setzt auf den Teamplayer Lowry, er soll Typen wie Sergio Garcia und Ian Poulter auf dem Platz und in der Kabine ersetzen. Gewagt. So mancher hätte gerne einen anderen Iren im Team gesehen – Padraig Harrington.

Mutig

Bleiben noch die Youngster Nicolai Højgaard und Ludvig Aberg übrig. Hier überraschte uns die ehemalige Nummer eins der Welt wohl alle. Der Däne tauchte immer wieder als Kandidat auf und überzeugte schon beim Hero Cup Anfang des Jahres. Der 22-Jährige ist ein Megatalent und jetzt schon ein Star. Drei Top-10-Resultate sowie ein 23. Platz bei der Open in vier Starts sprechen für seine starke Form. Mit Sicherheit hat bei dieser Personalie der schwergewichtige Thomas Bjørn als Vize-Kapitän seinen Einfluss geltend gemacht. Zu guter Letzt Aberg. Respekt vor dieser mutigen Entscheidung des eigentlich konservativ anmutenden Donald. Der Schwede ist erst seit Juni Profi und sprintete bei neun Profi-Starts in die Top-100 der Welt. Sein Formhoch krönte er Anfang September mit seinem ersten Titel auf der DP World Tour in der Schweiz. Ob der Schwede seine jugendliche Unbeschwertheit auch im Ryder Cup behalten wird, das werden wir sehen. Aberg (23) ist der erste Ryder-Cup-Spieler ohne je ein Major gespielt zu haben.

ROME, ITALY - MAY 07: Adrian Meronk of Poland reacts on the 6th hole during Day Four of the DS Automobiles Italian Open at Marco Simone Golf Club on May 07, 2023 in Italy. (Photo by Andrew Redington/Getty Images)
Adrian Meronk

Viele kritisierten, u.a. Richard Bland (der Engländer kam in seinem Leben nie in die Nähe einer Ryder-Cup-Nominierung), dass Adrian Meronk nicht berücksichtigt wurde. In der Tat spielte der Pole stark, er hat 2023 auch die Italian Open in Marco Simone gewonnen und ist die Nummer 51 in der Welt. „Es gab einige harte Entscheidungen, einige werden enttäuscht“, erklärte Donald. Meronk ist der Härtefall, so wie Matt Wallace 2018 von Paris. Und Italien ist bedröppelt, dass keiner ihrer Heroen am Start sein wird. So einen wie Guido Migliozzi hätten sie gerne gesehen. Einer, der die heimischen Fans mitreißen kann. Träumen und spekulieren darf man ja, die Fakten hat nun Luke Donald geschaffen.

Das Schöne ist, auch die Amerikaner diskutieren eifrig. Brennpunkte sind die Nominierungen des LIV-Pros Brooks Koepka sowie Justin Thomas. Anfang Oktober wissen wir schließlich, ob Luke Donald richtig gelegen ist und wie sich der Underdog Europa in der Ewigen Stadt aus der Affäre gezogen hat.