Auf der europäischen Damen-Tour zählt Olivia Cowan seit Jahren zu den besten Proetten. Ihren Traum, einen Wechsel auf die LPGA Tour, hat sie 2022 verwirklicht und schnell erkannt, dass es für sie in Amerika nicht passt.
Sie spielt gut, sie spielt verdammt gut und ihr Handling mit dem Driver ist derart souverän und präzise, dass man einfach das Golf-Cap ziehen muss. Die Weiten, die Olivia Cowan mit dem Holz eins erreicht, dürften manch ambitioniert veranlagten männlichen Amateur frustrieren. Sie jagt die Bälle mit ihrer Körpergröße von 1,75 Meter spielerisch im Flug über 230 Meter. In diesem Sektor zählt sie zwar nicht zur ersten Garde (Nummer eins ist Chiara Noja mit knapp 270 Meter), doch bei ihr stimmt das Gesamtpaket. Um sportlich da hinzukommen, wo sie derzeit steht, hat Olivia Cowan früh begonnen: Mit drei Jahren schlug sie unter fachmännischer Anleitung die ersten Bälle. Vater Andrew ist PGA Professional und Bruder James absolviert übrigens zurzeit im GC St. Leon-Rot die Golflehrerausbildung.
Seit 2015 ist die mittlerweile 27-jährige Berufsgolferin. Auf der Ladies European Tour konnte sich die ehemalige Spitzenamateurin (Nummer 7 der Welt) schnell etablieren. Und weil die Kurve stets nach oben zeigte, dachte sie laut über den nächsten großen Schritt nach: Den Wechsel auf die amerikanische LPGA Tour. Das ergab Sinn. In Amerika messen sich die besten Proetten der Welt, das Preisgeld ist entsprechend hoch und man kann im Gegensatz zu Europa richtig gutes Geld verdienen. Cowan gelang der Sprung im vergangenen Jahr. Auf der LPGA angekommen hat sie recht schnell festgestellt, dass sie mit den Abläufen, der »Anonymität« einfach nicht klarkommt. »Ich habe dann noch einen zweiten Anlauf in der Saison genommen und wollte es erneut versuchen, das Mindset stimmte aber nicht, es hat nicht funktioniert – ich fühle mich auf der LET zu Hause und wohl«, bilanziert sie ihr US-Gastspiel.
In Europa hat sie bislang 30 Top-10-Resultate eingespielt. Es sollte allerdings viel Zeit vergehen, bis ihr der erste große Wurf gelang. 2021 war es dann so weit – mit dem Titel der Aramco Team Series in London. Was nun noch fehlte, um die Karriere mit dem i-Tüpfelchen zu garnieren, war ein Sieg bei einem »klassischen« Einzelturnier. Im Oktober 2022 durfte sich Olivia Cowan als Siegerin der Hero Women’s Indian Open endlich feiern lassen. Indien scheint ein gutes Pflaster für Deutsche zu sein. Max Kieffer gewann dort 2012 auf der Challenge Tour und Marcel Siem gelang dieses Jahr mit seinem Triumph bei der Hero Indian Open ein eindrucksvolles Comeback. In dieser Saison ist Cowan längst unter den Top-20 in der Gesamtwertung Race to Costa del Sol und alle Signale deuten erneut auf ein wunderbares Jahr für sie in Europa hin. Auf der LET fühlt sie sich einfach wohl.
Olivia Cowan
Geboren: 9.4.1996 in Homburg
Wohnort: Worms
Profi seit: 2015
Erfolge: Platz 1 Hero Women’s Indian Open 2022; 1. Aramco Team Series London 2021, insgesamt 30 Top-10-Ergebnisse
Tour: LET
Ranking: 16 (Race to Costa del Sol), 150 Rolex Ranking (Best: 133)
Preisgeld: 742.535 Euro
Golf seit: Erste Golfschläge mit 3 Jahren
Trainer: Andrew Cowan
Major-Teilnahmen: 2 x Amundi Evian Championship, 6 x AIG Women’s Open, US Women’s Open
Sponsoren: u.a. Mizuno, Golf Saudi, Voly, Descente