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Stabil schwingen, weit aufdrehen – Yoga meets Golf

Yoga Golf

Die Neugierde auf Yoga trieb mich schon lange um. Nachdem mir einige Herren aus meiner AK30-Mannschaft berichteten, dass Yoga sie beweglicher machen würde, wurde es Zeit, der fernöstlichen Bewegungslehre auf den Grund zu gehen und zu erfahren, wie Yoga beim Golf förderlich sein kann.

Um mir Yoga von Grund auf erklären zu lassen, habe ich mich zu einer echten Fachfrau in den Golfclub Hösel begeben. Frau Pia Horn-Dreisilker gibt dort im Rahmen ihres „birdie yoga“ Unterricht für Golfer/innen. Ich habe mich zu einer Yogastunde angemeldet und gebe zu, dass ich mit einem Trolley voller Vorurteile angereist bin: Ist das etwas für Männer? Ist es nicht peinlich, wenn man so gar keine Ahnung hat und dann stocksteif alles nachturnen muss? Und so weiter und so fort… 

Im clubeigenen Fitnessraum beginnt die gebuchte Stunde mit einer kurzen Begrüßung, denn die anderen Teilnehmer sind aktive Golfer des Clubs und kennen sich bereits. Wir durchlaufen in diesen 60 Minuten verschiedene Positionen, die sogenannten Asanas, die für einen Anfänger wie mich geeignet sind. Die Yogini (Lehrerin) macht auf ihrer Matte alle Übungen so vor, dass wir sie spiegelverkehrt ausführen können. Für jede Position spricht sie dabei wichtige Hinweise zu den einzelnen Bewegungen, sodass geübtere Yogis (Teilnehmer) gar nicht mehr hinsehen müssen. Ich jedoch habe alle Hände und Füße voll zu tun, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Dabei stelle ich immer wieder fest, was für ein steifer Bock ich geworden bin. Jahrelange Fitnessübungen ohne Stretching haben hier mehr als offensichtlich zu Verkürzungen der Muskulatur und Sehnen geführt. 

Die Stimmung im Raum ist herrlich gedankenverloren, zumal jeder mit sich selbst beschäftigt ist. So ist es auch nicht weiter peinlich, dass links vor mir eine Frau scheinbar aus dem chinesischen Staatszirkus turnt – wie beweglich kann ein Mensch bitte sein? Beeindruckend! Ich hingegen bekomme abwechselnd kleine Klötze unter die Hände, den Hintern und die Knie gelegt, da ich bei einigen Übungen nicht ganz zum Boden komme. Meine Gedanken schweifen zu meinem Golflehrer: „Dreh doch mal richtig auf im Rückschwung!“. Wenn er das hier sehen könnte, würde er diesen Ausspruch gründlich überdenken! 

Es ist erstaunlich, wie anstrengend bereits eine Anfängerstunde ist. Ich bin eigentlich in sehr gutem Allgemeinzustand, schwitze aber beachtlich und zittere sogar bei langen Haltepositionen. Es sind einfach Bewegungen, die ich sonst nie ausführe. Überdies werden Muskeln angesprochen, die ich nur rudimentär nutze, und Stretchbögen gespannt, zu denen ich nur annähernd in der Lage bin. Die Stunde endet schließlich mit einer kleinen Meditation, bei der man nochmals durch die Körperregionen wandert.  

Yoga Golf
Yogalehrerin Pia Horn-Dreisilker

Im Anschluss spreche ich mit der Yoga-Lehrerin Pia Horn-Dreisilker. 

GM: Besten Dank zunächst, dass Sie sich so intensiv um mich gekümmert haben! Auch wenn ich die Stunde gefühlt ein wenig aufgehalten habe.  

Pia Horn-Dreisilker: Machen Sie sich bitte nicht schlechter als Sie waren, Sie haben ja auch beim Golfen nicht gleich als einstelliger Handicapper begonnen (lacht). Das Anleiten und Korrigieren ist in der Tat die wichtigste Aufgabe eines Yoga-Lehrers. Das ist auch der Grund, weshalb man mit einem Lehrer und nicht mit einer App üben sollte – Sie benötigen einfach Zeit und Korrekturen, um Yoga irgendwann gut und selbstständig zu beherrschen. Wer sehr unsicher ist, ob Yoga etwas für ihn ist, sollte anfangs zwei Einzelstunden buchen, um „reinzukommen“. 

GM: Welche Art von Yoga haben wir heute gemacht? Und welches Yoga ist für Golfer am geeignetsten?  

Pia Horn-Dreisilker: Wir haben heute eine Mischung aus Vinyasa und Hatha Yoga praktiziert. Das ist aber unerheblich. Nahezu alle Positionen im Yoga verbessern die Beweglichkeit, sei es durch Rotationen der Wirbelsäule, Hüftöffner, als auch durch Vor- und Rückbeugen. Bei Golfsportlern ist nicht die Kraft, sondern die Flexibilität und der Raum für einen sicheren Bewegungsablauf ausschlaggebend. Die verschiedenen Yoga-Stile eignen sich alle für Golfer jeder Altersklasse. Die Körperhaltungen werden sanft und ruhig ausgeführt, zudem stärken Achtsamkeits- und Entspannungsübungen unsere mentalen Fähigkeiten beim Golfspiel. 

GM: Ich fühle mich nach der Stunde angenehm ausgepowert und entspannt, obwohl ich mich für mein Empfinden sehr verbogen habe. Was führt dazu? 

Pia Horn-Dreisilker: Yoga fördert die Achtsamkeit. Sie sind in dem Augenblick, weil Sie permanent mit Ihren Übungen und Korrekturen befasst sind. Über diesen „Flow“ vergessen Sie den Alltag. Zudem wird sehr unterschätzt, welche Tiefenmuskulatur bei Haltepositionen angesprochen wird. Sie nutzen diese sonst sehr selten, daher fühlen Sie sich jetzt ausgepowert. Wichtig ist, dass Sie bei künftigen Kursen verinnerlichen, über die Körperarbeit Ihre innere Beweglichkeit und Flexibilität zu festigen. Es geht beim Yoga nicht um Akrobatik. 

GM: Eine typisch männliche Frage zum Abschluss: Wie lange dauert es, bis ich so beweglich bin wie die Dame links vor mir im Kurs? 

Pia Horn-Dreisilker: Das ist vollkommen nebensächlich, und wahrscheinlich besitzen Sie nicht dieselben physiologisch-anatomischen Voraussetzungen der Dame. Das Ziel ist es, ein besseres Körpergefühl und eine erhöhte Flexibilität zu erlangen sowie und ein weiteres Tool zur seelischen Entspannung zu erlernen.  

GM: Ein schönes Schlusswort, wir danken für diesen Einblick in die Welt des Yoga!  

Die verschiedenen Yogaarten 

Hatha Yoga 
Die wohl bekannteste Yoga-Form in der westlichen Welt. Hatha Yoga setzt sich aus Positionen (Asanas), Bewegungsabläufen, Atemübungen und mentalen Entspannungstechniken zusammen.  

Vinyasa Yoga 
Beim Vinyasa Yoga werden Positionen immer wieder zu neuen Bewegungsabfolgen kombiniert. Es entsteht ein fließender Rhythmus mit intensiver Atemführung. Meist wird es mit Musik praktiziert. 
 
Yin Yoga 
Die entspannte Variante. Die einzelnen Positionen werden sehr lange gehalten. Es dehnt besonders die Faszien und das Bindegewebe. Es kommt bei diesem Yoga-Stil nicht so sehr auf die korrekte Ausführung, sondern vielmehr auf ein gutes Gefühl bei den lang zu haltenden Positionen an. 

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