Seien wir ehrlich: Kein Golfer kann immer nur auf den Ball, das Grün und die Fahne blicken. So ist es kein Wunder, dass viele Lieblings-Courses direkt ans Meer grenzen oder zumindest einen Ausblick auf den Ozean versprechen. Für viele von uns gehört zum Golfurlaub einfach eine salzige Brise. Hier sind 10 Plätze mit atemberaubenden Meerblick.
Weil die Auswahl an Küstenplätzen groß ist, beschränken wir uns auf Europa. Ein Favorit unserer Leserinnen und Leser ist Budersand auf Sylt. Der Kurs ist schwer, aber fast immer fair und ein spielerischer Leckerbissen. Ganz egal ob man zum ersten Mal einen echten Links-Kurs spielt oder bereits alle British-Open-Plätze abgehakt hat. Architekt Rolf-Stephan Hansen beweist, dass er ein profunder Kenner des Küstengolfs ist: Tiefe Potbunker, harte, kurzgeschorene Fairways und blitzschnelle, ondulierte Grüns prägen einen der besten Links-Plätze Kontinentaleuropas. Höllisch tricky ist die 5. Sie ist lang, stets bergauf, mit einem anspruchsvollen Schlag auf ein Plateaugrün, eingerahmt von rot-grüner Heide. Taktisch genial die dramatische 12, die jedes vergebliche Abkürzen zum Desaster macht. Reizend, nicht nur wegen des Blicks auf das Wattenmeer, ist die kurze 15, keine 100 Meter lang, dessen Grün von fünf Bunkern bewacht wird.
Von Insel zu Insel: Auch Alcanada auf Mallorca zählt bei den GM-Lesern stets zu den beliebtesten Plätzen – Robert Trent Jones Jr. ist für das Design verantwortlich. Der Meerblick ist einmalig: Kein Wunder, dass der Genehmigungsprozess 13 Jahre gedauert hat. Vom selben Architekt stammt Costa Navarino: Die landschaftliche Lage und die vielen grandiosen Panoramablicke zählen wahrscheinlich sogar zum Besten, was man im gesamten Mittelmeerraum finden kann. Sowohl auf dem Dunes Course als auf dem Bay Course ist das Meer ein beinahe ständiger Begleiter. Beim sportlichen Anspruch bleibt der Bay Course zwar etwas zurück, die Spielbahnen sind hier deutlich kürzer und die Drive-Landezonen großzügig bemessen. Die Grüns sind aber auf beiden Plätzen schnell und groß, oft kräftig onduliert und fast immer mit durchdacht platzierten Bunkern verteidigt. Zwei weitere Plätze sind gerade dazugekommen – Griechenland mausert sich zu einem echten Traumziel.
Alcaidesa Links in Andalusien gilt als einer der schönsten Plätze der Costa del Sol – in jedem Fall ist der Blick auf den 426 Meter hohen Felsen von Gibraltar einmalig; er wirkt an manchen Tagen nur einen entschlossenen Drive entfernt. Frisch umgebaut und von einer neuen Investorengruppe betrieben, bietet der Links-Course unter anderem die größten Grünflächen in Spanien.
Bei mehr als 7000 Kilometer Küstenlinie ist klar, dass Italien auf dieser Liste nicht fehlen darf. San Domenico Golf in Apulien, 2010 eröffnet, ist einer der aufregendsten Plätze des Landes. Er ist so konstruiert, dass Spieler von jedem Abschlag und jedem Grün das Meer sehen, und die Fairways werden von spektakulär verwachsenen Olivenbäumen flankiert, die mehrere hundert Jahre alt sind.
Weiter im Süden wollte sich Luxushotelier Sir Rocco Forte mit Verdura auf Sizilien ein Denkmal setzen, doch in Interviews gab er zu: »Hätte ich gewusst, was mich erwartet, hätte ich die Finger davon gelassen.« Sir Rocco hatte Zeit seines Lebens davon geträumt, dort das perfekte Golfresort zu eröffnen. Weil er italienische Wurzeln hat und weil er begeisterter Golfer ist. Doch die Hindernisse waren monumental. Der Baubeginn verzögerte sich um Jahre, weil Genehmigungen fehlten. Während die Bauherren schon aufgeben und den Platz ins Inland verlegen wollten, bestand Platzdesigner Kyle Philips darauf, die Löcher am Meer anzulegen. Wir sind Sir Rocco und Kyle Philips für ihre Hartnäckigkeit zu Dank verpflichtet und genießen das brillante Links-Design der 36 Bahnen Verdura East und Verdura West. Sie befinden sich direkt an der Küste.
Vom Mittelmeer geht es an den Atlantik. Beliebt, berühmt, begeisternd ist die am »Strand des Königs« liegende Edelwiese Praia d’El Rey. Designer Cabell B. Robinson hat hier einen grandiosen Mix aus Parkland- und Links-Course geschaffen, der für alle ein Erlebnis ist. Landschaftlich erinnert der Kurs mitunter stark an Schottland (wenn es ab Loch 10 zum Meer hin geht). Am achten Tee fühlt man sich dagegen wie in Augusta – dennoch sollte man alle Konzentration aufs Spiel fokussieren. Denn die Grüns sind schnell und oft sehr groß, mit feinen, trickreichen Breaks. Viel unbekannter, aber definitiv eine Reise wert ist der GC Estela in traumhafter, unverbauter Küstenlandschaft bei Porto. Es ist ein klassischer Links-Platz mit harten Fairways, tiefen Bunkern und großen Grüns.
Onyria Palmares Golf bietet aber den wohl schönsten Meerblick in Portugal. Neun der 27 Bahnen verlaufen direkt am Strand in einer Links-Landschaft entlang. Und von vielen weiteren Löchern gibt es Traumpanoramen, sowohl nach Westen bis Lagos als auch Osten bis Alvor. Außerdem können Spieler sogar auf der Driving-Range mit Blick auf den Atlantik trainieren. Und wer hat den Platz gebaut? Schon wieder unser Robert Trent Jones Junior, ein echter Meeresexperte.
Was ist mit Schottland und Irland? Es ist kaum möglich, einen Favoriten herauszupicken, und viele Traumplätze mit Meerblick tauchen in diesem Magazin an anderer Stelle auf. Wir entscheiden uns hier für Cruden Bay – wegen seiner Geschichte, wegen seiner Ursprünglichkeit, und weil die Touristenmassen sich selten in den Norden von Aberdeen verirren. Möglicherweise wird hier schon seit 1791 gespielt. Der heutige Club datiert aus dem Jahr 1883, das Layout gestaltete Old Tom Morris.