Bei manchen Plätzen wird Golf tatsächlich zur Nebensache. Die Ausblicke sind kaum in Worte zu fassen, die dramatische Natur wirkt überwältigend. Wen interessiert da noch der Score? Golf Magazin stellt euch die 10 spektakulärsten Plätze weltweit vor.
Beispiel: Whistling Straits. Der kürzlich verstorbene Herb Kohler hinterließ der Nachwelt ein echtes Denkmal: Pete Dye bekam vom US-Milliardär ein unbegrenztes Budget, um die flache Küste Wisconsins an den Großen Seen umzumodellieren. Dye ließ seine Bulldozer bis zu 20 Meter hohe Dünen aufwerfen und zudem 500 Sandbunker ausheben, um ein wildes irisches Linksland nachzuahmen. Geniestreich oder Monstrosität? Die Kritiker debattieren noch. Der Tom-Fazio-Platz Shadow Creek bei Las Vegas mitten in der Wüste ist ebenso einmalig und ebenso artifiziell: Flora und Fauna wurden aus der ganzen Welt importiert, um ein atemberaubendes Golferlebnis zu schaffen. Über die ökologischen Aspekte schweigen wir uns lieber aus, aber spektakulär ist der Platz allemal.
Weit im Westen Europas liegt Old Head, ein Klippenplatz bei Cork in Irland an der Küste der Keltischen See. 1997 eröffnete er und liefert von fast jeder Bahn einmalige Blicke. An manchen Löchern haben Spieler das Gefühl, sie stünden am Ende der Welt. Dies ist keinesfalls unverständlich.
Irland und Schottland glänzen
Auch die Runde im irischen Doonbeg beginnt mit einem optischen Paukenschlag. Vom stark erhöhten Tee ist links das Meer im Blick. Dem voraus ein makelloses Fairway, an dessen Ende das Grün wie ein Amphitheater in den Dünen liegt. Nicht weniger beeindruckend ist das Szenario an Bahn 6, die sich wunderschön, oft extremem Seitenwind ausgesetzt, an der sichelförmigen Bucht entlangzieht. An der 14, einem sehr kurzen, aber äußerst schwierigem Par 3, sind es nur 95 Meter vom exponierten Tee bis zum kleinen Grün, das so schmal und windausgesetzt in den letzten Dünenkamm vor dem Strand eingepfercht wurde, dass es einem Nest in einem hohen Baum ähnelt. Den adäquaten Abschluss einer bemerkenswerten Runde bildet die 18: Am blinden Abschlag werden noch einmal Salz, Sand und Tränen aus den Augen gewischt, um das fulminante Clubhaus zu bewundern, das in den folgenden Minuten als Ziel gilt.
Nach 100 Jahren baute der staatliche St Andrews Links Trust erstmals wieder eine Spielwiese im »Home of Golf« – und ließ sich nicht lumpen. Mindestens 10 Millionen Pfund soll der Castle Course schließlich verschlungen haben. Auf brettebenem Farmland schuf der Schotte David McLay Kidd einen Platz mit gewaltigen Dünen und Verwerfungen hoch über der Nordsee – man sieht fast immer nur seine eigene Spielbahn, das Meer und St. Andrews im Hintergrund. Die 9 und die 18 teilen sich ein gewaltiges Grün direkt vor dem Clubhaus.
Zum Träumen verführt
Lage, Lage, Lage. Was für Top-Immobilien schon immer gilt, zählt natürlich auch bei modernen Golfplätzen. Und bei einem Terrain Thracian Cliffs in Bulgarien konnte Gary Player kaum etwas falsch machen. Hat er auch nicht. Denn die Blicke sind atemberaubend, die Ballverluste beim ersten Mal erheblich. Das mittlerweile weltberühmte Loch 6, dass 40 Meter steil bergab auf ein scheinbar bierdeckelgroßes Grün stürzt, sucht seinesgleichen. Jede Abweichung nach links bringt unbarmherzig die Felsen, jede nach rechts das Wasser ins Spiel. Das Ergebnis bleibt jedoch gleich. Der Ball fliegt Richtung Kaukasus und versinkt in den Fluten. Heroisch ist der nächste Abschlag für die Herren, von einer kleinen Insel 180 Meter carry zurück zum Festland. Wer auf der Ideallinie bleibt, hat den nächsten Kick vor sich – ein kurzes bis mittleres Eisen auf ein nestartiges Grün. Diese permanenten Höhenunterschiede erfordern einen kühlen Kopf, obwohl die Umgebung zum Träumen verführt.
Golfen unter den Nordlichtern
Als die ersten Fotos des Signature-Holes auftauchten, Bahn 2 mit dem natürlichen Inselgrün im wellenumtosten Nordatlantik samt Polarlichtern am Himmel, löste das in der Golfgemeinde einen Hype aus: Mit dem norwegischen Lofoten Links war ein neues Golf-Mekka war geboren. Der Parcours besticht allerdings nicht nur durch seine Lage. Das Weltklasse-Layout beinhaltet taktische Meisterwerke wie die Löcher 3, 7 und 16, die ein gutes Course-Management benötigen und einen dazu zwingen, den hier in der Regel meist kühlen Kopf auch einzusetzen. Dabei gilt es auch immer, den Wind mit einzuplanen, insbesondere natürlich auch bei der Schlägerwahl an den hervorragenden Par-3-Bahnen.
Dem als Minimalisten bekannten Architekten Tom Doak ist mit Pacific Dunes at Bandon Dunes in Oregon ein Meisterstück gelungen. Gut, er hat ein fantastisches Gelände für einen Links-Kurs vorgefunden, das es anderswo auf der Welt kaum noch gibt. Doch in einem echt schottischen Geist für die Gestaltung von Golfplätzen durch Menschenhand hat Doak dafür gesorgt, dass hier wirklich nur die Natur den Verlauf der Spielbahnen und Grüns in der gigantischen Dünenlandschaft an der Südküste von Oregon bestimmt. Damit jedoch nicht genug, wurde selbst auf die Nummerierung der Bahnen verzichtet – und natürlich geht man nur zu Fuß. Alles in allem: ein unvergessliches Erlebnis!
Südamerikanische Augenweide
Das Nobelresort Punta Espada in der Dominikanischen Republik will das Monte Carlo der Karibik werden. Es ist nur wenige Minuten vom internationalen Flughafen Punta Cana entfernt und sein Strand glänzt ebenso schneeweiß wie der Bunkersand der fabelhaften Golfplätze Punta Espada und Las Iguanas, beide von Altmeister Jack Nicklaus entworfen – und ein dritter Nicklaus-Platz ist im Bau. Punta Espada gilt schon jetzt als Klassiker. An Bahn 13, einem Par 3, ist zwischen Abschlag und Fahne nichts als tiefblauer Ozean.
Eine Fantasiestadt der Superlative, die sich über 55.000 Hektar erstreckt: Bis zu 25.000 Besucher täglich kommen in das weltweit einmalige Resort Sun City in Südafrika, vor allem, um im Casino zu spielen. Die Architektur erinnert an eine untergegangene Hochkultur im Dschungel und wirkt wie eine Indiana-Jones-Kulisse, doch das Luxusresort ist von zwei modernen Spitzenplätzen umgeben, die beide von Südafrikas Golflegende Gary Player entworfen wurden. Besonders der Lost City Course lohnt die Anreise – auf ihm messen sich auch regelmäßig die Tour-Professionals. Er ist mit großen Wasserhindernissen und Waste-Areas gestaltet, aus denen der Schlag zur Fahne besonders knifflig wird. Achtung: Im See von Bahn 13 leben mehrere Dutzend Krokodile.