Jetzt kann man sie also sehen, die Serie Full Swing über die Stars der PGA Tour auf Netflix. Im ersten Teil Frenemies sind Jordan Spieth und Justin Thomas die Protagonisten. Eine kluge Wahl. Zwei Hochkaräter der US-Tour, Weltklassespieler, Major-Sieger, Freunde und zugleich Rivalen auf dem Platz.
Die erste Überraschung wird gleich zu Beginn mit einer Drohnenaufnahme von St. Andrews serviert. Das Home of Golf als Opener einer US-Serie? Respekt. Man hätte das Gegenteil erwartet. Bei der folgenden, kurzweiligen Einführung, wird sichtbar, dass die Netflix-Filmemacher von den Ereignissen überholt wurden, sich anpassen mussten und entsprechend nachgearbeitet haben. LIV Golf musste einfach rein – mit dem Hinweis, dass ein knallharter Machtkampf der Touren existiert.
Cut – es geht rein in Episode eins. Justin Thomas fährt sein Auto und telefoniert mit dem Handy am Ohr. Gemeinsam mit Kumpel Jordan Spieth geht es in einem Learjet nach Hause. Schon da wird klar: Diese Profis leben in einer anderen Liga. Die Zeiten, wo sie Linie geflogen sind, liegen ewig zurück. Spieth und Jordan duellieren sich seit ihrem 13. Lebensjahr, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Sie sind Konkurrenten auf dem Platz und beste Freunde außerhalb. Das kommt in dem Teil auch gut heraus. Wer darauf hofft, viele private Einblicke der PGA-Tour-Stars zu bekommen, wird enttäuscht. Der Zuschauer erfährt, dass sie gerne Trainingsrunden bestreiten und es dabei um ordentliche Summen geht. Einige süße Golfvideos von Thomas als kleiner Junge und der bekannten Geschichte, dass er aus einer richtigen Golferfamilie kommt, sind die privaten Höhepunkte.
Der Fokus liegt auf der PGA Championship 2022. Eine vorzügliche Wahl. Spieth reiste mit Selbstvertrauen nach seinem Sieg der RBC Heritage an und wollte einen weiteren Versuch unternehmen, das Major zu gewinnen und damit den Traum vom Grand Slam zu realisieren. Dann war da Thomas, der das Major 2017 holte, aber in den Folgejahren bei den Top-Events leer ausgegangen war. Netflix begleitete beide Pros vor und während des Turniers. Neben vielen Schlägen und Scores gaben beide tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt, wobei sich Thomas eine Nuance zugänglicher präsentierte. Besonders emotional sind die zahlreichen Zwischenschnitte auf die Eltern von Thomas und wie sie mitfieberten.
In der Serie kommt klar heraus, wie diese Profis ticken: Es geht für sie nur um Titel. Bezeichnend ist ein Satz von Thomas nach der PGA-Championship-Zeremonie: „Es ging alles so schnell, das nervt. Ich wünschte, es ging langsamer, um es mehr zu genießen.“