Eskalation oder Sturm im Wasserglas? Rory McIlroy und Patrick Reed geraten auf der Range der Hero Dubai Desert Classic. Oder war alles ganz harmlos im Vorfeld des DP World Turniers?
Es war die Golf-Nachricht der Woche: Patrick Reed, Protagonist von LIV Golf, soll Rory McIlroy mit Tees beworfen haben. Bei der Hero Dubai Desert Classic treten einige LIV-Stars an, und Rory ist umgekehrt einer der großen Fürsprecher der bestehenden Touren.
Emirates GC – Range
Patrick wollte Rory am Dienstag auf der Range angeblich ein paar Tees schenken, die mit dem Logo seines LIV-Teams Four Aces bedruckt waren. Doch Rory weigerte sich, mit ihm zu sprechen. Er dokterte konzentriert an seinem Trackman herum. Daraufhin trollte sich Patrick davon und warf, wie die Handy-Aufnahmen von Ten Golf (Spanien), ein Tee mehr oder weniger in die Richtung Rorys.
Es sah sehr harmlos aus. Alles halb so wild?
„Wenn die Rollen reserviert wären und ich ein Tee nach ihm geworfen hätte, würde ich mit einer Klage rechnen.“
Rory McIlroy über Patrick Reed
Mittwoch traten beide vor die Presse. Nacheinander, versteht sich. »Kindisches Benehmen«, kommentierte Patrick Rorys Weigerung, ihn zu begrüßen. Und es muss schon weit kommen, von dem US-Amerikaner (Tour-Spitzname »Table for one«) Verhaltenstipps zu bekommen. Der Nordire erklärte dagegen, es handle sich um ein »Sturm im Wasserglas« (auf Englisch heißt die Redewendung »storm in a tea cup«), setzte dann aber nach, dass ihn die gerichtliche Vorladung als Zeuge im Prozess Patrick Reeds gegen die PGA Tour und die halbe Golfwelt just am Heiligen Abend überstellt wurde, pünktlich zum Festessen mit der Familie. »Ich weiß nicht, in welcher Welt er lebt, dass er einen Handschlag von mir erwartet.«
„Er hat mich gesehen und beschlossen, nicht zu reagieren. Es ist bedauerlich, weil wir immer eine gute Beziehung hatten … Aber es ist eines dieser Dinge – wenn du dich wie ein unreifes kleines Kind verhältst, dann kannst du auch wie eines behandelt werden.“
Patrick Reed über Rory McIlroy
Die sozialen Medien und vor allem die Handy-Kameras blähen inzwischen jeden Mini-Zwischenfall ungebührlich auf. Animositäten hat es unter Spitzengolfern immer gegeben, aber die blieben dem breiten Publikum weitgehend verborgen. (Und es ist hier wichtig zu erwähnen, dass Rory Patrick Reed früher beispielsweise gegen Schummelvorwürfe verteidigt hat.)
Andererseits scheinen die Nerven tatsächlich blank zu liegen. In der scheinbar so informellen und kollegialen, doch in Wirklichkeit sehr rigide geregelten Welt des Spitzengolfs voller unausgesprochener Verhaltensregeln ist ein solches Vorkommnis zumindest von hohem symbolischen Wert. (Ein harmloser Nieser wäre auf dem Fußballplatz keine große Sache, im Rückschwung beim Konkurrenten auf dem Golfplatz schon.)
In den nächsten Monaten wird es noch einige Begegnungen der Spieler von PGA Tour und LIV Golf geben – vor allem beim Masters, das die Magnolia Lane ausdrücklich für LIV-Golfer geöffnet hat; immerhin sechs von ihnen sind ja ehemalige Augusta-Sieger. Es wird ein spannendes Jahr. Und so lange nur Tees statt Fäuste fliegen, ist ja wirklich alles halb so wild.